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Der Partner

Der Partner

Titel: Der Partner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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mit ihm zu treffen. Sandy fuhr dorthin, und während er auf Cutter wartete, rief er wieder bei Birck an.
    Birck berichtete, dass Eva Miranda in der Tat in einem Bundesgefängnis in Miami saß. Sie war offiziell noch nicht irgendeines Verbrechens angeklagt worden, aber das konnte sich ändern. Es gab keine Möglichkeit, sie heute Abend noch zu sehen, und selbst morgen würde es schwierig werden.
    Das Gesetz gestattete es dem FBI und der Zollbehörde, einen mit einem falschen Pass reisenden Ausländer bis zu vier Tage festzuhalten, bevor Antrag auf Haftentlassung gestellt werden konnte. Was verständlich war, erklärte Birck, in Anbetracht der Umstände. Diese Leute neigen dazu, rasch zu verschwinden.
    Ohne allzusehr in die Details zu gehen, erklärte Sandy, dass sie nicht scharf darauf waren, dass sie zum jetzigen Zeitpunkt entlassen wurde. Draußen gab es Leute, die nach ihr suchten. Birck versprach, am nächsten Morgen in aller Frühe seine Beziehungen spielen zu lassen und zu ermöglichen, dass man Sandy zu ihr ließ.
    Sein Honorar beliefe sich auf zehntausend Dollar, eine Forderung, der Sandy zustimmte.
    Er beendete das Gespräch, als Cutter den Doughnut-Laden betrat und sich wie versprochen an einem der Tische in der Nähe des Fensters zur Straße hin niederließ. Sandy schloss seinen Wagen ab und folgte ihm in den Laden.
    Das Abendessen war irgendein abgepacktes Zeug, in der Mikrowelle erhitzt und auf einem vielbenutzten Plastiktablett serviert. Obwohl sie hungrig war, kam ihr nicht der Gedanke, es zu verzehren. Es wurde von zwei übergewichtigen Frauen in ihre Zelle gebracht. Beide trugen eine Kette um die Taille, an der Schlüssel herabhingen. Eine der beiden erkundigte sich nach ihrem Befinden.
    Sie murmelte etwas auf portugiesisch, und sie ließen sie allein. Die Tür bestand aus dickem Stahl mit einem kleinen quadratischen Loch darin. Gelegentlich waren die Stimmen von anderen weiblichen Gefangenen zu hören, aber im allgemeinen war der Ort still.
    Sie war noch nie zuvor in einem Gefängnis gewesen, nicht einmal als Anwältin. Im Gegensatz zu Patrick konnte sie sich an keinen einzigen Freund erinnern, der eingesperrt gewesen war. Der anfängliche Schock verwandelte sich in Angst und dann in Demütigung darüber, wie eine Verbrecherin im Gefängnis sitzen zu müssen. Nur der Gedanke an ihren armen Vater hielt sie während der ersten Stunden aufrecht. Bestimmt war er noch schlechter dran als sie. Sie betete, dass sie ihm nichts zuleide taten.
    Das Beten fiel leichter im Gefängnis. Sie betete für ihren Vater und für Patrick. Sie widerstand der Versuchung, ihm die Schuld für ihre Probleme zu geben, obwohl es einfach gewesen wäre. Den größten Teil der Schuld trug sie selbst. Sie war in Panik geraten und zu schnell geflüchtet. Patrick hatte sie gelehrt, wie man sich bewegt, ohne eine Spur zu hinterlassen, wie man verschwindet. Der Fehler lag bei ihr, nicht bei ihm.
    Der Vorwurf, im Besitz falscher Papiere zu sein, war unerheblich und konnte rasch aus der Welt geschafft werden. In einem gewalttätigen Land ohne genügend Gefängniszellen würde ein so geringfügiges Vergehen einer Nichtvorbestraften sicherlich nur mit einer kleinen Geldstrafe und sofortiger Ausweisung geahndet.
    Sie fand Trost bei dem Gedanken an das Geld. Morgen würde sie einen Anwalt verlangen, einen guten mit Einfluss. Sie würde Beamte in Brasilia anrufen; sie kannte entsprechende Namen dort. Falls erforderlich, würde sie das Geld dazu benutzen, alles nur Erdenkliche zu versuchen. Sie würde bald wieder frei sein, dann nach Hause zurückkehren, um ihren Vater zu retten. Sie würde sich irgendwo in Rio verstecken; es würde einfach sein.
    Die Zelle war warm und wurde von Leuten mit Waffen bewacht. Hier war sie sicher. Die Männer, die Patrick Schmerzen zugefügt und jetzt ihren Vater in der Gewalt hatten, kamen nicht an sie heran.
    Sie schaltete die Deckenbeleuchtung aus und streckte sich auf dem schmalen Bett aus. Das FBI würde darauf brennen, Patrick von ihrer Verhaftung zu berichten, also wusste er es vermutlich inzwischen.
    Sie konnte ihn direkt vor sich sehen mit seinem Notizblock, wie er Linien in alle Richtungen zog und die jüngste Entwicklung, was ihre Möglichkeiten anging, pedantisch genau analysierte. Inzwischen hatte Patrick bestimmt nicht weniger als zehn Optionen für eine mögliche Rettung aufgetan. Und er würde nicht eher ruhen, bis er die Liste auf die drei aussichtsreichsten reduziert hatte.
    Das, was eigentlich

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