Der Partner
widmete Eva einen Teil ihrer Zeit immer noch Bürgerinitiativen in den Stadtteilen Ipanema und Lebion.
Die Sonne verkroch sich hinter den Wolken, und der Wind frischte auf. Sie kehrte ins Haus zurück, verfolgt von kreischenden Möwen, die über ihrem Kopf kreisten. Sie verschloss sämtliche Fenster und Türen und fuhr zu einem zwei Meilen entfernt gelegenen Supermarkt, wo sie Shampoo und Obst kaufen und das nächste Münztelefon suchen wollte.
Anfangs sah sie den Mann nicht, und als sie ihn schließ lieh bemerkte, sah es aus, als hätte er schon immer neben ihr gestanden. Sie hielt gerade eine Flasche mit Conditioner in der Hand, als er geräuschvoll einatmete, als ob er erkältet wäre. Sie drehte sich um, musterte ihn durch ihre Sonnenbrille und erschrak über seinen eindringlichen Blick Er war dreißig oder vierzig, weiß, unrasiert, aber sie hatte keine Zeit, mehr zu registrieren.
Er starrte sie an, mit fanatischem grünen Augen, die sie aus einem strandgebräunten Gesicht anfunkelten. Sie ging möglichst gelassen mit dem Conditioner in der Hand zur Kasse. Vielleicht war es ja nur ein stadtbekannter Sonderling, ein harmloser Perverser, der sich in den Geschäften herumtrieb und hübschen Urlauberinnen einen Schrecken einjagte. Vielleicht kannten alle Leute in dem Laden seinen Namen und ließen ihn gewähren, weil er keiner Fliege etwas zuleide tat.
Minuten später sah sie ihn wieder, diesmal in der Nähe der Bäckerei, wo er sich den Anschein gab, als würde er ein Stück Pizza verzehren. Weshalb hatte er sie verfolgt? Jetzt registrierte sie, dass er Shorts und Sandalen trug.
Panik ergriff von ihr Besitz und ließ sie erschaudern. Ihr erster Gedanke war, die Flucht zu ergreifen, aber sie bewahrte Fassung, lange genug, um sich einen Einkaufskorb zu greifen. Sie war von irgend jemandem entdeckt worden, und es konnte für sie nur von Vorteil sein, wenn sie ihn ebenso beobachtete wie er sie. Wer weiß, wann sie ihn wieder zu Gesicht bekäme. Sie wanderte in der Gemüseabteilung umher, bahnte sie sich ihren Weg zur Käsetheke und verlor ihn eine ganze Weile aus den Augen. Dann entdeckte Sie ihn wieder; er kehrte ihr den Rücken zu und hielt eine Flasche Milch in der Hand.
Ein paar Minuten später sah sie durch die große Schaufensterscheibe hindurch, wie er über den Parkplatz ging. Er hatte den Kopf ein wenig zur Seite geneigt und sprach in ein Handy. Er trug keinerlei Waren bei sich. Was war mit der Milch passiert? Sie war versucht, durch den Hintereingang zu flüchten, aber ihr Wagen stand vor dem Geschäft. Sie bezahlte so gelassen wie möglich ihre Einkäufe, aber ihre Hände zitterten, als sie das Wechselgeld in Empfang nahm.
Auf dem Parkplatz standen ungefähr dreißig Autos, darunter auch ihr Mietwagen, und ihr war klar, dass sie nicht sämtliche inspizieren konnte. Nicht, dass sie das vorgehabt hätte. Er saß sicherlich in einem der Autos. Sie wollte einfach abfahren, ohne verfolgt zu werden. Alles sollte so bleiben, wie es war. Sie stieg schnell in ihren Wagen, verließ den Parkplatz und bog in Richtung Strandhaus ab, obwohl sie wusste, dass sie nie mehr dorthin würde zurückkehren können. Sie fuhr eine halbe Meile, dann machte sie eine abrupte Kehrtwendung, gerade noch rechtzeitig, um ihn drei Fahrzeuge hinter ihr in einem neuen Toyota auszumachen. Seine grünen Augen wechselten in letzter Sekunde die Blickrichtung. Seltsam, dachte sie, dass er diese Augen nicht verbarg.
Im Augenblick kam ihr allerdings alles höchst seltsam vor. Seltsam, dass sie einen fremden Highway in einem fremden Land entlangfuhr, mit einem falschen Pass, der Sie zu einer Frau machte, die sie nie hatte sein wollen, und unterwegs zu einem Ort, für den sie sich erst noch entscheiden musste. Ja, alles war irgendwie seltsam und verschwommen und überaus beängstigend, und was Eva brauchte und wonach es sie so verzweifelt verlangte, war, Patrick zu sehen, um ihn zur Rede stellen zu können. Das hier war nicht Teil ihrer Abmachung. Dass Patrick seiner Vergangenheit wegen gejagt wurde, war eine Sache, aber dass sie jetzt auch verfolgt wurde, war eine andere. Sie hatte nichts Unrechtes getan.
Von Paulo ganz zu schweigen.
Als Brasilianerin fuhr sie normalerweise mit einem Fuß auf dem Gas und dem anderen auf der Bremse, und der Verkehr am Strand brauchte für gewöhnlich dringend Leute mit einer Fahrweise wie der ihren. Aber jetzt musste sie ruhig bleiben. Man gerät nicht in Panik, wenn man auf der Flucht ist, hatte Patrick
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