Der Partner
Mikrophone gefunden. Eines war unter dem Tisch versteckt. Das andere war zwischen zwei alten, verstaubten Gesetzesbüchern auf dem einzigen Regal im Zimmer installiert worden. Die Bücher dienten ausschließlich als Dekoration.
Nach dem Schock über das Verschwinden des Vermögens und der Entdeckung all der Wanzen und Drähte durch Stephano sprachen Bogan und Vitrano lange Zeit nicht über das Treffen im Kabinett.
Vielleicht würde es sich einfach wie von Geisterhand in Luft auflösen. Sie brachten es auch Aricia gegenüber nicht zur Sprache, vor allem deswegen weil er sie so rasch verklagt hatte und bereits wütend wurde, wenn er bloß ihre Namen hörte. Die Unterredung verblasste in ihrer Erinnerung. Ja, vielleicht hatte sie nicht einmal stattgefunden.
Jetzt, wo Patrick zurückgekehrt war, waren sie gezwungen, sich wieder mit ihr zu beschäftigen. Es bestand immerhin die Chance, dass die Mikrophone nicht funktioniert hatten oder dass diese Unterredung Patrick in seiner Eile entgangen waren. Schließlich hatte es noch genügend andere Wanzen gegeben, deren Resultate er abhören und verarbeiten musste. Ja, hatten sie entschieden, die Chancen standen recht gut, dass Patrick das Treffen im Kabinett einfach entgangen war.
»Er hat die Bänder doch bestimmt nicht vier Jahre lang aufbewahrt, oder?« fragte Vitrano.
Aber Bogan antwortete nicht. Er saß mit verschränkten Armen da und schaute zu, wie der Staub sich langsam wieder auf seine Schreibtischplatte senkte. Hätte nicht alles auch ganz anders kommen können? Er hätte fünf Millionen bekommen und der Senator ebensoviel. Kein Konkurs, keine Scheidung. Er hätte immer noch seine Frau und seine Kinder, sein Heim und seinen Status. Er hätte die fünf Millionen nehmen und mittlerweile zehn daraus machen können und in ein paar Jahren zwanzig, das große Geld und die Freiheit, alles zu tun, worauf er Lust hatte. Es war zum Greifen nahe gewesen, ein Festmahl auf dem Tisch, und dann hatte Patrick es ihnen weggeschnappt.
Die Begeisterung über dessen Auffinden hatte ein paar Tage lang angehalten und sich dann aber langsam wieder verflüchtigt, als sich herausstellte, dass das Geld ihm nicht zurück nach Biloxi folgte.
Im Gegenteil, es sah sogar aus, als wiche das Geld mit jedem Tag, der verstrich, in noch weitere Ferne.
»Glaubst du, dass wir das Geld zurückbekommen werden Charlie?« fragte Vitrano kaum hörbar, mit den Augen den Boden fixierend. Er hatte ihn seit Jahren nicht mehr Charlie genannt. Derartige Vertraulichkeiten waren in einer Kanzlei mit so viel Hass undenkbar.
»Nein«, sagte dieser. Es trat eine lange Pause ein. »Wir können von Glück sagen, wenn wir nicht angeklagt werden.«
Eine Stunde angestrengtester Arbeit am Telefon vor sich, tätigte Sandy den schwierigsten Anruf zuerst. Auf dem Parkplatz des Militärkrankenhauses in seinem Wagen sitzend, rief er seine Frau an und teilte ihr mit, dass es vermutlich sehr spät werden würde, vielleicht so spät, dass er gezwungen sein würde, in Biloxi zu übernachten. Sein Sohn spielte in einem Football-Match der Junior High-School. Er entschuldigte sich für sein erneutes Fernbleiben, gab Patrick die Schuld an allem und sagte, er würde ihr später alles ausführlicher erklären. Sie nahm es viel gelassener auf, als er erwartet hatte.
Er erreichte eine Sekretärin in seiner Kanzlei, die Überstunden machte, und ließ sich Telefonnummern von ihr durchgeben. Er kannte zwei Anwälte in Miami, aber keiner von ihnen hielt sich um Viertel nach sieben noch in seinem Büro auf. Unter der Privatnummer des einen erreichte er niemanden. Die Nummer des anderen stand nicht im Telefonbuch. Er rief eine Reihe von Anwälten in New Orleans an, und erhielt schließlich die Privatnummer von Mark Birck, einem angesehenen Strafverteidiger in Miami Birck war alles andere als erfreut, einen Anruf während des Abendessens zu erhalten, hörte aber trotzdem aufmerksam zu. Sandy lieferte die Zehn-Minuten-Version der Patrick-Saga einschließlich des neuesten Standes der Entwicklung mit Eva in irgendeinem Gefängnis in Miami.
Birck zeigte Interesse und behauptete, sich mit den Einwanderungsgesetzen ebensogut auszukennen wie mit dem Strafrecht. Er würde nach dem Essen zwei Leute anrufen. Sandy versprach, sich in einer Stunde noch einmal zu melden.
Es kostete ihn drei Anrufe, bis er Cutter ausfindig gemacht hatte, und zwanzig Minuten guten Zuredens, bis dieser sich bereit erklärte, sich in einem Doughnut-Laden auf einen Kaffee
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