Der Partner
ihr viele Male eingeschärft Man überlegt, man beobachtet, man schmiedet Pläne.
Sie beobachtete die Wagen hinter sich. Sie hielt sich peinlich genau an die Verkehrsregeln.
»Du musst immer wissen, wo du dich befindest«, hatte Patrick ihr eingebleut. Sie hatte den Straßenatlas stundenlang studiert. Sie bog nach Norden ab und hielt an einer Tankstelle an, um zu sehen, ob jemand sie verfolgt hatte. Nichts. Der Mann mit den grünen Augen war spurlos verschwunden, aber das war kein Trost. Er wusste, dass sie ihn gesehen hatte. Er war ertappt worden.
Er hatte ganz einfach jemanden über sein Handy informiert, und jetzt wurde sie womöglich schon vom Rest der Bande beobachtet.
Eine Stunde später betrat sie den Terminal des Flughafens von Pensacola und wartete achtzig Minuten auf eine Maschine nach Miami. Jeder Flug wäre ihr recht gewesen; der nach Miami war zufällig der früheste. Er sollte sich als verhängnisvoll erweisen.
Scheinbar in eine Zeitschrift vertieft, beobachtete sie aufmerksam ihre Umgebung. Ein Wachmann genoss es, sie anzuschauen, und es fiel ihr schwer, ihn zu ignorieren. Im übrigen war der Flughafen fast menschenleer.
Die Maschine nach Miami war ein Turbo-Prop-Nahverkehrsflugzeug, und der Flug schien ewig zu dauern. Achtzehn der vierundzwanzig Sitze waren nicht besetzt, und die übrigen fünf Passagiere machten einen harmlosen Eindruck auf sie. Sie schaffte es sogar, ein kurzes Nickerchen zu machen.
In Miami versteckte sie sich für eine Stunde in einer Flughafen-Lounge, trank ein teures Mineralwasser und sah zu, wie die Menschen kamen und gingen. Am Varig-Schalter kaufte sie ein Erster-Klasse-Ticket nach Säo Paulo, einfacher Flug. Sie war sich nicht sicher, weshalb sie das tat.
Säo Paulo war nicht ihr Zuhause, aber es lag auf alle Fälle in der richtigen Richtung. Vielleicht würde sie sich dort für ein paar Tage in einem guten Hotel verstecken. Sie würde ihrem Vater näher sein, wo immer er dort auch sein mochte. Flugzeuge starteten zu hundert verschiedenen Orten. Weshalb sollte sie nicht ihr Heimatland besuchen?
Routinemäßig ließ das FBI eine Suchmeldung an die Zoll- und Einwanderungsbehörden sowie an die Fluggesellschaften herausgehen. Diese beschrieb eine junge Frau, Alter einunddreißig Jahre, mit einem brasilianischen Pass reisend, richtiger Name Eva Miranda, aber vermutlich einen falschen Namen benutzend. Nachdem sie die Identität ihres Vaters festgestellt hatten, war es nicht allzuschwer gewesen, ihren tatsächlichen Namen herauszufinden. Als Leah Pires eine Passkontrolle im Miami International passierte, war sie nicht darauf gefasst, dass ein Problem auf sie zukommen würde; sie hielt noch immer Ausschau nach den Männern hinter ihr.
Der Pass auf den Namen Leah Pires hatte sich in den vergangenen beiden Wochen als absolut verlässlich erwiesen.
Aber der sie abfertigende Zollbeamte hatte die Suchmeldung eine Stunde zuvor wahrend seiner Kaffeepause gelesen. Während er jedes Wort ihres Passes sorgfältig studierte, drückte er auf einen Alarmknopf. Zuerst war die Verzögerung nur lästig, dann begriff Leah, dass etwas nicht in Ordnung war. Die Reisenden an den anderen beiden Schalter rückten stetig vor und hielten kaum lange genug an um ihre Pässe vorzeigen zu können. Sie gingen nach einem zustimmenden Nicken einfach weiter.
Ein Inspektor in einem marineblauen Jackett erschien aus dem Nichts und tuschelte mit dem Agenten.
»Würden Sie mich bitte begleiten, Ms. Pires?« fragte er höflich, aber ohne irgendwelchen Raum für Diskussionen zu lassen. Er deutete auf eine Reihe von Türen, die ein Stück den breiten Korridor hinunter lagen.
»Gibt es ein Problem?« fragte sie.
»Eigentlich nicht. Nur ein paar Fragen.« Er wartete auf sie. Außer ihm wartete noch ein uniformierter Wachmann mit Mace und einer Waffe an der Hüfte. Der Inspektor hielt ihren Pass in der Hand.
Dutzende von Reisenden hinter ihr beobachteten die Szene.
»Fragen worüber?« fragte sie, als sie mit dem Inspektor und dem Wachmann auf die zweite Tür zuging.
»Nur ein paar Fragen«, wiederholte er, öffnete die Tür und führte sie in einen quadratischen, fensterlosen Raum. Er erinnerte sie unwillkürlich an eine Gefängniszelle. Sie registrierte den Namen Rivera auf seinem Namensschild. Er sah nicht aus wie ein Lateinamerikaner.
»Geben Sie mir meinen Pass zurück«, forderte sie, sobald sie allein in dem Raum waren und die Tür geschlossen war.
»Nicht so schnell, Ms. Pires. Ich muss Ihnen
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