Der Partner
Sportseite einer Zeitung hob, dann fuhr er durch eine stille, an beiden Seiten von Offiziersunterkünften gesäumte Straße.
Das Leben auf der Flucht steckte voller Träume; manche kamen nachts, während des Schlafs, wirkliche Träume, und andere, wenn der Verstand wach war, sich aber in Tagträumen verlor. Die meisten waren beängstigend, Alpträume von den Schatten, die immer kühner und größer wurden.
Andere waren Wunschträume von einer rosigen, von der Vergangenheit befreiten Zukunft. Aber die waren selten, wie Patrick lernen musste. Leben auf der Flucht war Leben in der Vergangenheit. Es gab keinen Schlusspunkt.
Andere Träume waren faszinierende Phantasien über seine Rückkehr. Wer würde da sein, um ihn zu begrüßen? Würde sich die Luft am Golf so anfühlen und so riechen wie früher? Wann würde er zurückkehren, in welcher Jahreszeit? Wie viele Freunde würden ihn aufsuchen, und wie viele würden ihn meiden? Er konnte sich eine Handvoll Leute vorstellen, die er gern gesehen hätte, aber er war sich nicht sicher, ob sie ihn sehen wollten. War er jetzt ein Aussätziger? Oder eine Berühmtheit, die man umarmte? Wahrscheinlich keines von beiden.
Das Ende der Jagd barg einen gewissen, wenn auch sehr kleinen Trost. Schier unlösbare Probleme lagen vor ihm aber fürs erste konnte er ignorieren, was hinter ihm lag. Tatsache war, dass Patrick nie imstande gewesen war, sich vollständig zu entspannen und sein neues Leben zu genießen. Nicht einmal das Geld konnte seine Ängste beschwichtigen. Der heutige Tag war unvermeidlich gewesen, das hatte er von Anfang an gewusst. Er hatte zu viel Geld gestohlen. Erheblich weniger, und die Bestohlenen wären vielleicht nicht so hartnäckig gewesen.
Während der Fahrt registrierte er die kleinen Dinge. Die Straßen waren gepflastert, was in Brasilien selten vorkam, jedenfalls in Ponta Porä. Und die Kinder trugen Turnschuhe beim Spielen. In Brasilien waren sie immer barfuss, und ihre Fußsohlen waren so zäh wie Kautschuk. Er vermisste plötzlich seine stille Straße, die Rua Tiradentes mit ihrer Horde von Jungen, die Fußball spielten.
»Bist du okay?« fragte Sandy.
Er nickte, immer noch die Sonnenbrille tragend.
Sandy griff in seinen Aktenkoffer und holte ein Exemplar der Lokalzeitung heraus. Die Schlagzeile tönte:
LANIGAN VERKLAGT FBI WEGEN FOLTER UND MISSHANDLUNG
Die beiden Fotos füllten die halbe Titelseite.
Patrick genoss es einen Augenblick lang. »Ich werde es später lesen.«
Cutter saß direkt vor Patrick, und natürlich lauschte er jedem Atemzug seines Gefangenen. Eine Unterhaltung kam nicht in Frage, was Patrick nur recht sein konnte. Der Kleinbus fuhr auf den Parkplatz des Krankenhauses und hielt vor dem Eingang der Notaufnahme. Sie führten Patrick durch eine Nebentür hinein und dann einen Korridor entlang, wo die Schwestern darauf warteten, einen raschen Blick auf ihren neuen Patienten werfen zu können. Zwei Labortechniker blieben vor ihnen stehen, und einer von ihnen sagte tatsächlich: »Willkommen daheim, Patrick.« Was für ein Klugscheißer.
Hier gab es keine Bürokratie. Keine Aufnahmeformalitäten. Keine Fragen über Versicherungen oder wer für was zahlen würde. Patrick wurde auf schnellstem Wege in den zweiten Stock befördert und in einem Zimmer am Ende des Korridors untergebracht. Cutter gab ein paar banale Kommentare und Anweisungen, ebenso der Sheriff. Beschränkte Benutzung des Telefons, Wachen vor der Tür, Mahlzeiten auf dem Zimmer. Was kann man sonst zu einem Häftling sagen? Sie verließen den Raum, nur Sandy blieb zurück.
Patrick setzte sich auf die Bettkante und ließ die Füße baumeln. »Ich würde gern meine Mutter sehen«, sagte er. »Sie ist bereits unterwegs. Sie wird um ein Uhr hier sein.«
»Danke.«
»Was ist mit deiner Frau und deiner Tochter?«
»Ashley Nicole würde ich gerne sehen, aber nicht jetzt. Ich bin sicher, dass sie sich nicht mehr an mich erinnert. Inzwischen hält sie mich bestimmt für ein Monster. Und Trudy möchte ich lieber nicht sehen - die Gründe liegen auf der Hand.«
Es wurde laut an die Tür geklopft, und Sheriff Sweeney war zurück, jetzt mit einem ziemlich umfangreichen Stapel Papier in der Hand. »Tut mir leid, Sie stören zu müssen, Patrick, aber das hier duldet von Amts wegen keinen Aufschub. Ich dachte, es wäre das beste, wenn wir es gleich hinter uns bringen.«
»Natürlich, Sheriff«, sagte Patrick und bereitete sich innerlich auf das Kommende vor.
»Ich muss Ihnen dies
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