Der Partner
eine Kopie des Entlassungsvermerks zukommen lassen, damit ein hübsches kleines Bett für ihn vorbereitet werden konnte, möglichst in einem Einzelzimmer mit geschäftig hin- und hereilenden Schwestern. Das war die Inhaftierung, die er im Sinn hatte. Sollten sie doch zehn Polizisten vor seine Tür stellen, das kümmerte ihn nicht. Hauptsache, er bekam ein verstellbares Bett und eine Fernbedienung und wurde vor allem von den gewöhnlichen Verbrechern ferngehalten.
»Ich muss jemanden anrufen«, sagte er, sich an den Militärpolizisten vorbei in Richtung Fahrer wendend. Niemand reagierte.
Sie hielten vor einem großen Hangar, vor dem eine Transportmaschine stand Die Militärpolizisten warteten draußen in der Sonne, während Patrick und Agent Myers das kleine Büro gingen und darüber stritten, ob ein Angeklagter das verfassungsmäßige Recht hatte, seinen Anwalt nicht nur anzurufen, sondern ihm auch ein Dokument zu faxen.
Patrick gewann schließlich die Oberhand, nachdem er Myers sanft mit allen möglichen gemeinen Klagen gedroht hatte, und der Entlassungsvermerk des Arztes wurde an die Kanzlei von Sandy McDermott in New Orleans gefaxt.
Nach einem längeren Aufenthalt auf der Männertoilette kehrte Patrick zu seiner Eskorte zurück und stieg unter Mühen langsam die an der Transportmaschine der Air Force stehende Gangway hinauf.
Sie landete zwanzig Minuten vor zwölf auf der Keesler Air Force Base. Patrick war überrascht und auch ein wenig enttäuscht darüber, dass seine Ankunft ohne größeres Spektakel über die Bühne ging.
Keine Massen von Kameras und Reportern. Keine Schar von alten Freunden, die herbeieilten, um ihm in der Stunde der Not beizustehen.
Das Rollfeld war auf Befehl von oben abgeriegelt worden. Die Presse hatte keinen Zutritt. Eine große Gruppe hatte sich am fast zweihundert Meter entfernten Haupttor versammelt, und um nicht ganz leer auszugehen, fotografierten sie das Flugzeug und zeichneten sein Motorengeräusch auf, während es über sie hinwegflog. Auch ihnen war die Enttäuschung anzumerken.
Patrick hätte es gern gehabt, wenn die Presse gesehen hatte, wie er das Flugzeug in seinem OP-Anzug verließ, auf unsicheren Beinen die Stufen zur Rollbahn hinunterwankte und dann wie ein verkrüppelter Hund in Beinketten und Handschellen dahinschlurfte. Es hätte ein eindrucksvolles Bild abgegeben, das erste, das all diese potentiellen Geschworenen da draußen zu Gesicht bekamen.
Wie nicht anders zu erwarten, hatte die lokale Morgenzeitung seine Klage gegen das FBI auf der Titelseite gebracht, als Aufmacher, mit den Fotos, groß und in Farbe. Nur ganz niederträchtige Seelen konnten Patrick ihr Mitgefühl verweigern, jedenfalls in diesem Moment. Der anderen Seite - der Regierung, den Anklägern, den Ermittlern - hatte er mit seinem Schachzug einen ziemlichen Schlag versetzt. Es sollte eigentlich ein grandioser Tag für die Vertreter des Gesetzes werden: die Rückkehr eines Meisterdiebs und Anwalts obendrein! Statt dessen hatte das örtliche Büro des FBI die Stecker seiner Telefone herausgezogen und die Türen geschlossen, um die Presse draußen zu halten. Nur Cutter hatte sich herausgewagt, und zwar ganz verstohlen. Es war sein Auftrag, Patrick in Empfang zu nehmen, sobald er heimischen Boden betrat.
Cutter wartete mit Sheriff Sweeney, zwei Offizieren der Air Force von der Basis und Sandy.
»Hallo, Patrick. Willkommen daheim«, sagte der Sheriff.
Patrick streckte ihm die gefesselten Hände entgegen und versuchte, die Hand des Sheriffs zu ergreifen. »Hallo, Raymond«, erwiderte er mit einem Lächeln. Sie kannten einander gut, wie es bei in der gleichen Stadt arbeitenden Polizisten und Anwälten die Regel ist. Als Patrick neun Jahre zuvor in die Stadt gekommen war, war Raymond Sweeney der erste Stellvertreter des Sheriffs von Harrison County gewesen.
Cutter trat vor, um sich vorzustellen, aber sobald Patrick das Wort »FBI« hörte, wandte er das Gesicht ab und nickte Sandy zu. Ein Kleinbus, dem, der ihn eine Weile zuvor in Puerto Rico zu dem Flugzeug befördert hatte, bemerkensähnlich, wartete in der Nähe. Alle stiegen ein. Patrick ließ sich mit seinem Anwalt auf der hintersten Bank nieder.
»Wohin fahren wir?« flüsterte Patrick.
»Zum Krankenhaus der Basis«, flüsterte Sandy zurück. »Aus medizinischen Gründen.«
»Gute Arbeit.«
Der Kleinbus rollte im Schneckentempo dahin, passierte einen Kontrollpunkt, an dem der Wachhabende die Augen nur eine Sekunde lang von der
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