Der Partner
förderte aber nichts Interessantes zutage. Ein anderer nahm sich die Festplatte des Computers vor und stellte rasch fest, dass Danny Boy kein großer Hacker war. Da gab es ein ausführliches Tagebuch über seine Abenteuer im brasilianischen Dschungel. Der letzte Eintrag lag ungefähr ein Jahr zurück.
Die Dürftigkeit der gefundenen Papiere an sich war schon verdächtig. Nur ein Kontoauszug? Wer in aller Welt bewahrte nur den letzten Kontoauszug seiner Bank im Haus auf? Was war mit dem Monat davor? Danny Boy musste irgendwo außerhalb seines Hauses über einen Ort verfügen, wo er seine Unterlagen aufbewahrte. Das würde zu einem Mann auf der Flucht passen.
Bei Anbruch der Dunkelheit wurde Danny Boy, immer noch bewusstlos, bis auf seine kurze Baumwollunterhose ausgezogen. Seine schmutzigen Laufschuhe und die schweißgetränkten Socken wurden abgestreift. Zum Vorschein kamen Füße, die blendend weiß waren. Seine dunkle Haut war nur vorgetäuscht. Sie legten ihn auf eine drei Zentimeter dicke Sperrholzplatte neben seinem Bett. In die Platte waren Löcher gebohrt worden, um seine Knöchel, seine Knie, seine Taille, seinen Brustkorb und seine Handgelenke mit Nylonseilen fixieren zu können. Ein breites Band aus schwarzem Plastik wurde straff um seine Stirn geschnallt. Der Tropf für die Infusion hing direkt über seinem Gesicht.
Der Schlauch führte zu einer Vene oberhalb seines linken Handgelenks.
Eine Spritze wurde gesetzt, um Danny Boy aufzuwecken. Sein Atmen wurde schneller, und als sich seine Augen öffneten, waren sie blutunterlaufen und glasig und brauchten eine Weile, bis sie den Tropf erkennen konnten. Der brasilianische Arzt trat ins Bild und stach wortlos eine weitere Nadel in Danny Boys linken Arm. Es war Natrium-Thiopental, eine barbarische Droge, die manchmal benutzt wird, um Leute zum Reden zu bringen. Wahrheitsserum. Es wirkte am besten, wenn es Dinge gab, die der Gefangene gestehen wollte. Die perfekte Droge, die alles ans Licht brachte, musste erst noch erfunden werden.
Zehn Minuten vergingen. Er versuchte, den Kopf zu bewegen, ohne Erfolg. Er konnte zu beiden Seiten ein paar Füße sehen. Das Zimmer war dunkel bis auf eine kleine Lampe irgendwo in einer Ecke hinter ihm.
Die Tür öffnete und schloss sich wieder. Guy kam allein herein. Er ging direkt auf Danny Boy zu, stützte die Hände auf den Rand der Sperrholzplatte und sagte: »Hallo, Patrick.«
Patrick schloss die Augen. Danilo Silva lag ein für alle Mal hinter ihm, für immer. Wie ein vertrauenswürdiger alter Freund war er verschwunden, einfach so. Das einfache Leben in der Rua Tiradentes löste sich zusammen mit Danilo in nichts auf; seiner kostbaren Anonymität war mit den freundlichen Worten »Hallo, Patrick« kurz und schmerzlos ein Ende gesetzt worden.
Vier Jahre lang hatte er sich immer wieder gefragt, was er wohl empfand, wenn sie ihn erwischen würden. Würde es ein Gefühl der Erleichterung sein? Der Gerechtigkeit? Irgendwelche Erregung angesichts der Aussicht, nach Hause zurückzukehren, um für alles geradestehen zu müssen?
Ganz und gar nicht! Im Augenblick war Patrick beinahe besinnungslos vor Angst. Praktisch nackt und gefesselt wie ein Tier, wusste er, dass die nächsten Stunden unerträglich werden würden.
»Können Sie mich hören, Patrick?« fragte Guy, auf ihn herabschauend, und Patrick lächelte, nicht weil er es wollte, sondern weil etwas in ihm, das er nicht kontrollieren konnte, alles amüsant fand.
Die Droge begann zu wirken, stellte Guy fest. Natrium-Thiopental ist ein kurzzeitig wirkendes Barbiturat, das in sorgfältig kontrollierten Dosen verabreicht werden muss. Es ist überaus schwierig, genau den Grad an Bewusstsein herzustellen, in dem jemand für ein erfolgreiches Verhör bereit ist.
Eine zu kleine Dosis, und der Widerstand wird nicht gebrochen. Ein bisschen zuviel, und das Opfer sackt einfach weg.
Die Tür öffnete und schloss sich erneut. Ein weiterer Amerikaner glitt ins Zimmer, um dem Verhör beizuwohnen, aber Patrick konnte ihn nicht sehen.
»Sie haben drei Tage geschlafen, Patrick«, sagte Guy. Es waren nur etwa fünf Stunden gewesen, aber wie konnte Patrick das wissen? »Haben Sie Hunger oder Durst?«
»Durst«, sagte Patrick.
Guy schraubte den Deckel einer kleinen Flasche ab und goss behutsam Mineralwasser zwischen Patricks Lippen.
»Danke«, sagte er, dann lächelte er wieder.
»Haben Sie Hunger?« fragte Guy noch einmal.
»Nein. Was wollen Sie?«
Guy stellte langsam die Flasche
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