Der Partner
einen Mord begangen hat und damit durchgekommen ist, und für einen Augenblick gefror Sandy das Blut in den Adern.
»Es lässt sich ohne weiteres machen«, sagte er zum dritten Mal; seine Augen funkelten und die Fältchen um sie herum waren zusammengekniffen.
»Okay, und was soll ich unternehmen? Mich zu den Deputies auf dem Flur setzen?«
»Du setzt eine Fiktion in die Welt, Sandy.«
»Ich höre.«
Zuerst erzähltst du dem Anwalt, dass deine Kanzlei einen anonymen Tipp erhalten hat, dass Lance auf der Suche nach einem Killer ist. Tu das am Ende eurer heutigen Zusammenkunft. Dann wird der Bursche völlig unter Schock stehen und alles glauben, was du sagst. Sage ihm, du hättest vor, zur Polizei zu gehen und sie darüber zu informieren. Er wird zweifellos seine Mandantin anrufen, die es vehement bestreiten wird. Aber er wird ihr kein Wort mehr glauben. Trudy wird die Idee, dass jemand argwöhnen könnte, sie und Lance hätten derartige Gedanken gehegt, empört von sich weisen. Dann suchst du den Sheriff und das FBI auf und erzählst ihnen dieselbe Geschichte. Sage ihnen, du wärst um meine Sicherheit besorgt. Bestehe darauf, dass sie mit Trudy und Lance über diese Gerüchte reden. Ich kenne Trudy sehr gut, Sandy. Sie würde Lance opfern, um das Geld behalten zu können, aber sie wird nichts unternehmen, wenn die Gefahr besteht, dass auch sie erwischt wird. Wenn in ihren Augen die Polizei bereits jetzt einen Verdacht gegen sie hegt, wird sie einen Rückzieher machen.«
»Du hast gründlich nachgedacht. Sonst noch etwas?«
»Ja. Als letztes lässt du es der Presse gegenüber durchsickern. Du musst einen Reporter ausfindig machen …«
»Das sollte nicht sonderlich schwierig sein.«
»Einen, dem du vertrauen kannst.«
»Wesentlich schwieriger.«
»Im Grunde nicht. Ich habe die Zeitungen gelesen, und ich habe ein paar Namen für dich. Schau sie dir an. Such dir einen aus, der dir gefällt. Sage ihm, er soll die Gerüchte bringen, vertraulich, und im Gegenzug würdest du ihm als erstem die wahren Stories zukommen lassen. So arbeiten die. Erzähle ihm, dass der Sheriff Berichten nachgeht, denen zufolge die Frau versucht, einen Auftragskiller an heuern, damit sie das Geld behalten kann. Es wird ein gefundenes Fressen für ihn sein. Er braucht die Story nicht überprüfen. Schließlich bringen sie ständig irgendwelche Gerüchte.«
Sandy beendete seine Notizen und staunte über die Vorarbeiten seines Mandanten. Er klappte die Akte zu, tippte mit seinem Stift darauf und fragte: »Wieviel von diesem Zeug hast du?«
»Dreck?«
»Ja.«
»Ich schätze, ungefähr einen halben Zentner. Das Zeug liegt seit meinem Verschwinden in einem kleinen Tresor in Mobile.«
»Was liegt sonst noch dort?«
»Noch mehr Dreck.«
»Über wen?«
»Meine ehemaligen Partner. Und andere. Damit beschäftigen wir uns später.«
»Wann?«
»Bald, Sandy.«
Trudys Anwalt, J. Murray Riddleton, war ein jovialer, stiernackiger Mann von sechzig Jahren, der sich auf zwei Arten von Juristerei spezialisiert hatte: große, unschöne Scheidungsprozesse und finanzielle Beratung, die auf das Betrügen der Regierung hinauslief. Er war ein einziger Kontrast: erfolgreich, aber schlecht gekleidet, intelligent, aber mit einem nichtssagenden Gesicht, lächelnd, aber bösartig, sanfte Redeweise, aber scharfe Zunge. Sein großes Büro in der Innenstadt von Mobile quoll über von seit langem vernachlässigten Akten und überholter juristischer Literatur. Er hieß Sandy höflich willkommen, deutete auf einen Stuhl und bot ihm einen Drink an. Schließlich war es kurz nach spätnachmittags. Sandy lehnte ab, und J. Murray trank nichts.
»Und wie geht es unserem Jungen?« fragte J. Murray mit einem breiten Lächeln.
»Wer soll das sein?«
»Kommen Sie. Unserem Patrick natürlich. Haben Sie das Geld schon gefunden?«
»Ich wusste gar nicht, dass ich nach Geld suche.«
J. Murray fand das überaus belustigend und lachte ein paar Sekunden. Seiner Überzeugung nach hielt er eindeutig das bessere Blatt in Händen. Er hegte keinerlei Zweifel, dass er bei diesem Treffen den Ton angeben würde.
»Ich habe Ihre Mandantin gestern Abend im Fernsehen gesehen«, sagte Sandy. »In dieser widerlichen Sendung, wie heißt sie doch gleich?«
»>Inside Journal War sie nicht großartig? Und das kleine Mädchen, was für eine Augenweide.
Diese armen Leute.«
»Mein Mandant verlangt, dass Ihre Mandantin weitere öffentliche Bemerkungen über seine Ehe und die Scheidung
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