Der Pate von Bombay
und jagte ihm liebevoll eine Kugel nach der anderen in Rücken und Hintern. Schließlich sank Kishorilal Ganpat vor einer zinnoberroten Tür unter einem elegant gezeichneten weißen Om auf die Knie, mit blutdurchtränkten Kleidern, hängendem Kopf und hochgerecktem Gaand, mausetot.
Bunty und die Jungs machten sich aus dem Staub, nicht zu schnell und nicht zu langsam. Der Rückzug verlief genauso reibungslos wie der Job an sich, sie stiegen in zwei Autos und fuhren weg. In Malad ließen sie die beiden Autos an einer Straßenecke stehen und stiegen in einen Transporter um. Binnen drei Stunden hatten sie alle die Stadt verlassen. Und wir, die wir zurückblieben, mußten nun sehr vorsichtig sein. Wir wußten, daß der Konflikt durch unser Zutun weiter eskaliert war, und wappneten uns. Ich wohnte jetzt in drei verschiedenen Häusern, zwischen denen ich in unregelmäßigen Abständen wechselte. Paritosh Shah träumte davon, in einem massigen Mercedes mit Panzerplatten und kugelfesten Scheiben zu fliehen. Chhota Badriya ließ einige Jungs durch abgelegene Gassen patrouillieren und unsere Interessen verteidigen. Kishorilal Ganpats Tod wanderte von den Titelseiten auf die hinteren Seiten mit den kleineren Meldungen, dann verschwand er ganz aus der Zeitung. Abgesehen davon, daß wir in zwei Schießereien mit Parulkars Leuten drei Männer verloren, ging unser Leben weiter wie zuvor. Werdet nicht bequem, warnte ich meine Jungs. Schlaft nicht ein. Die anderen schlafen garantiert nicht, sie planen etwas. Und es wird kommen: die Axt, die Kugel, der Fall. Es muß kommen. Wir führen Krieg gegen Suleiman Isa. Suleiman Isa.
Ganesh Gaitonde: Der Name hatte eine gewisse Schwere, eine Robustheit. Er hielt stand, gab nicht nach, ein starker Name. Geschrieben wies er eine Art symmetrische Stabilität auf, und er klang einem in den Ohren wie ein doppelter Paukenschlag. Die Leute trauten ihm, und sie fürchteten ihn. Doch dann: Suleiman Isa. In den Zischlauten klang Gerissenheit an. Eine verschlagene, rattenhafte Gerissenheit. Die uns eines Morgens Ende November ereilte. Wenige Minuten nachdem es geschehen war, rief man mich an. Paritosh Shah hatte das Büro von Rajhans Airlines in seinem uneinnehmbaren Mercedes verlassen. Wachleute schlössen das Tor hinter dem Wagen, der auf der Zufahrt panzergleich beschleunigte. Vorne saßen der Fahrer, ein langjähriger bewährter Angestellter, und ein Leibwächter, nicht Bada Badriya, der für eine Woche in sein Dorf in UP gefahren war, sondern ein Ersatzmann namens Patkar. Paritosh Shah hatte es sich auf der Rückbank bequem gemacht und tippte Namen in einen eigens in Singapur bestellten elektronischen Organizer ein, den er am selben Morgen bekommen hatte. Er wollte auch vom Auto aus Geschäfte machen können, wollte noch mehr Geld verdienen. Die Zufahrt zu Rajhans Airlines mündete links in die Ambedkar Road. Kurz vor der Einmündung erschien ein Transporter hinter dem Mercedes und fuhr dicht auf. Zugleich donnerte ein Laster quer auf die Straße und blockierte sie von vorn. Der Transporter krachte gegen die Stoßstange und schob den Mercedes in die Seite des Lasters. Die Hinterreifen des Mercedes zerplatzten unter Schüssen. Dann schlugen plötzlich zwei Männer mit Vorschlaghämmern auf das linke hintere Fenster ein, das, obwohl kugelsicher, spinnwebartige Sprünge bekam und sich nach innen bog. Patkar hatte seine Pistole gezogen, doch vor dem Fenster stand ein Mann mit einer AK-47. Um Paritosh Shah zu verteidigen, hätte der Leibwächter das Fenster öffnen müssen, wodurch er wiederum der AK-47 den Weg freigemacht hätte. Also richtete er seine Pistole auf den Mann, ließ das Fenster aber oben. Unterdessen traktierten die Vorschlaghämmer weiter die Fensterscheibe. Paritosh Shah saß zappelnd auf dem Rücksitz und tippte mit fahrigen Fingern auf seinem Handy herum. Und dann entstand in der Scheibe oberhalb einer großen Einbeulung bröckelnd ein kleines Loch, etwa so groß wie eine Rupienmünze. Groß genug für die Mündung einer Schußwaffe, einer AK-47. Ein komplettes Magazin wurde ins Auto gefeuert. Patkar versuchte das Feuer zu erwidern, gegen den knatternden Kugelhagel anzuschießen, der ins Innere des Mercedes drang, aber seine Schüsse bewirkten nichts, ja womöglich prallten die Kugeln sogar an den Innenwänden des Wagens ab.
Meine Jungs versuchten mich davon abzuhalten, dorthin zu fahren, zu meinem Freund. Ich schob sie weg und setzte mich selbst ans Steuer. Ich traf nur ein paar
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