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Der Pate von Bombay

Titel: Der Pate von Bombay Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vikram Chandra
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Mal angerufen.
    »Was haben sie in der Hand?« fragte Sartaj.
    »Sie kennen viele Details. Und wissen, wann ich in einem bestimmten Hotel war.«
    »Das genügt nicht. Sie müssen noch mehr haben.«
    Sie wand sich. »Videos«, sagte sie schließlich.
    »Wovon?«
    »Von uns. » Die Videos waren offenbar mit versteckter Kamera in einer Pension in Khandala aufgenommen worden. Die beiden waren regelmäßig dort gewesen, und das Personal hatte sie für ein Ehepaar gehalten, das gern öfter einmal einen Kurzurlaub in den Bergen verbrachte. Die Videos zeigten sie, wie sie in ihr Zimmer gingen und aus dem Zimmer herauskamen und auch, wie sie Händchen haltend und sich küssend und umarmend im Hof der Pension auf und ab gingen. Die Erpresser hatten das Video in einem braunen Umschlag auf dem Fahrersitz von Kamala Pandeys Wagen hinterlegt. Dann hatten sie angerufen.
    »Wieviel haben Sie ihnen gezahlt?« fragte Sartaj.
    Ein Anflug von Verwirrung huschte über ihre glatten Wangen. Sartaj lachte. »Das ist nichts Ungewöhnliches, Madam. Jeder zahlt erst mal. Die Erpresser schicken ein Video oder Fotos oder sonst etwas, und ein paar Wochen später schieben sie neues Material nach. Also, wie hoch war die Summe?«
    »Ein Lakh fünfzigtausend. Sie wollten zwei Lakhs, aber Umesh hat sie heruntergehandelt. Und jetzt haben sie wieder ein Video geschickt.«
    »Wieviel wollen sie diesmal?«
    »Zwei Lakhs.«
    »Und wo ist das Band?«
    »Ich hab's verbrannt.«
    »Beide Videos? Alles, was Sie bekommen haben?«
    »Ja.«
    »Das ist schlecht, Madam. Die Bänder hätten uns einigen Aufschluß geben können. Sogar die Umschläge.«
    Sie nickte. Wahrscheinlich hatten die Bänder sie zu sehr geängstigt. Schon vom Reden darüber war sie unter der glatten Oberfläche ein wenig blaß, ein wenig zittrig geworden. Doch jetzt bewies sie Nerven. Sie faßte in ihre silberne Handtasche und holte einen zusammengefalteten Zettel hervor. Sie öffnete ihn und strich ihn auf dem Tisch glatt. »Ich habe jedesmal, wenn sie angerufen haben, ihre Telefonnummern aufgeschrieben. Und auch die Zeit.«
    »Gut«, sagte Sartaj. »Sehr gut. Wenn das nächste Mal etwas kommt, behalten Sie's. Und fassen Sie's möglichst wenig an.«
    »Wegen der Fingerabdrücke?«
    »Ja. Sie müssen uns helfen, damit wir Ihnen helfen können. Wo ist Umesh im Moment?«
    »Er fliegt. Er wäre gern mitgekommen, aber Sie haben ja erst heute auf meine Anrufe reagiert.«
    »Ich möchte ihn sprechen.«
    »Ich gebe Ihnen seine Nummern.« Sie schrieb sie auf den Zettel. »Er wollte gleich beim ersten Mal zur Polizei, aber ich wollte nicht mit.«
    »Aber Sie wollten doch, daß das aufhört.«
    »Ja.«
    »Solche Leute hören nie auf. Bis wir sie stoppen.«
    »Das hat Umesh auch gesagt. Aber da mochte ich es noch niemandem sagen.«
    »Warum haben Sie mit Umesh Schluß gemacht?«
    »Weil ich gemerkt habe, daß er sich nicht wirklich für mich interessiert. Er ist ein netter Mensch, aber er hat zu viele Freundinnen. Er wollte nur seinen Spaß haben, und den hatte er mit mir. Aber irgendwann war's für mich eben kein Spaß mehr.«
    »Und er sieht sehr gut aus? Wie ein Filmstar?«
    »Allerdings.« Sein gutes Aussehen wühlte sie noch jetzt auf und hinterließ einen traurigen Nachgeschmack. »Allerdings.«
    »Wann haben die Erpresser zuletzt angerufen?«
    »Gestern.«
    »Dann werden sie heute wieder anrufen. Hören Sie gut zu, ich will genau wissen, was sie sagen. Machen Sie sich Notizen. Achten Sie auf Hintergrundgeräusche. Überhaupt auf alles. Sie müssen anfangen, wie ein Polizei-vaala zu denken. Eine Polizei-vaali.«
    Sie schien ein wenig belustigt bei der Vorstellung, sie könnte jemals eine einfache Polizei-vaali sein. »Eine Polizei-vaali«, sagte sie. »Ich werd's versuchen.«
    »Sagen Sie ihnen, Sie brauchen Zeit, um das Geld zusammenzukriegen. Wie hat die Übergabe beim ersten Mal stattgefunden?«
    »Ich hab's in eine Tragetasche getan und bin abends um sechs zum Apsara Theatre in Goregaon. Die Nachmittagsvorstellung war gerade zu Ende, und es kamen Scharen von Leuten raus. Ich sollte gegenüber dem Eingang auf der anderen Straßenseite parken. Sie haben mich angerufen und mir gesagt, daß ein Chokra 122 in einem roten T-Shirt kommt, und im nächsten Moment hat er auch schon an die Scheibe geklopft. Ich hab das Fenster runtergelassen, er hat nach einem Päckchen gefragt, dann hat er das Geld genommen und ist weggerannt und in der Menge verschwunden. Das war's.«
    Eine belebte Gegend, ein

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