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Der Pate von Bombay

Titel: Der Pate von Bombay Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vikram Chandra
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Lampe neben mir ein, und sie fragte sofort: »Wer sind Sie? Wer sind Sie?« Sie hatte Angst.
    Fast hätte ich gelacht, doch ich beherrschte mich. Die Verwirrung und Furcht in ihrem Gesicht waren einfach zu köstlich. Sie kreuzte die Hände vor ihrem Nabel, fragte: »Wo ist er? Wo ist...?«, und brach dann ab. Ihr Gesicht nahm einen entschlossenen Ausdruck an, und sie sagte, nun auf englisch: »Entschuldigen Sie, ich bin im falschen Zimmer.« Ich war stolz auf sie. Sie hielt sich an die Sicherheitsvorkehrungen. Ich war ihr ein guter Lehrer gewesen. Sie drehte sich um und ging mit flottem Schritt zur Tür.
    »Zoya«, sagte ich.
    Sie blieb stehen, wandte sich um. »Allah«, sagte sie. Es war das einzige Mal, daß ich sie je ihren Gott anrufen hörte. »Sind Sie es?«
    »Ich bin es.«
    »Aber wie ist das möglich?«
    »Kannst denn nur du dich verändern?«
    Sie kam zu mir, kniete sich zu meinen Füßen hin. Sie streckte die Arme aus, berührte meine Wange mit den Fingerspitzen. Das um ihren offenen Mund spielende Staunen verschwand allmählich, als sie nun die Augen zusammenkniff und mich musterte, abschätzend, ausführlich. Sie drehte mein Gesicht sanft zum Licht. Dann flüsterte sie: »Dr. Langston Lee?«
    »Ja.«
    »Er ist wirklich ein Meister. Das ist exzellente Arbeit. Sehr subtil und sehr wirkungsvoll.«
    »Gefällt es dir wirklich?«
    »Dr. Langston Lee ist erstklassig.«
    Das war genug zu Dr. Langston Lee. Ich packte mit der Linken Zoyas Handgelenk und faßte mit der Rechten nach ihrem Kinn. »Findest du, es steht mir? Findest du, das bin ich?«
    Der kalkulierende Blick des Models verschwand sofort aus ihren Augen, und sie lächelte mich voll inniger Bewunderung an. »Sie sehen umwerfend aus, Saab«, sagte sie. »Noch besser als vorher. Sie könnten in einem Film mitspielen.«
    »Was, ich?«
    »Ja, klar. Sie sollten einen drehen. Mit mir in der weiblichen Hauptrolle. International Dhamaka Teil zwei!«
    »Fortsetzungen kommen in Indien nicht an«, sagte ich. »Außerdem war der Film ein Flop.«
    »Mit dem neuen Ganesh Gaitonde als Helden«, sagte sie, »würde es ein Superhit werden.«
    Sie schmiegte sich an mich und küßte mich, und in diesem Moment fühlte ich mich wirklich wie ein Held. Ich führte sie zum Schlafzimmer, und wir veranstalteten ein echtes internationales Dhamaka. Und dieses war eindeutig ein Volltreffer. Wir nahmen uns nicht mal die Zeit, uns auszuziehen. Sie zog ihren Rock hoch, ich griff nach dem kleinen Stoffetzchen darunter und riß es weg, und dann bestieg ich sie. Wir lagen diagonal auf dem Bett, und in dem vorhanglosen Fenster hinter ihrem Kopf lag Los Angeles. Ich lachte wie ein Irrer, mit meinem neuen Gesicht. So kam ich nach Amerika.
    Am nächsten Morgen gingen wir in die Universal Studios. Ich wollte erst nicht, doch Zoya beteuerte, es sei völlig ungefährlich, mit meinem neuen Gesicht werde mich niemand erkennen. »Und was ist mit dir?« fragte ich. Das Studiogelände würde garantiert voller maderchod indischer Touristen sein, die mittlerweile mit ihren Kameras, ihren Kindern und ihrem neuen Geld durch die ganze Welt reisten. Zoyas Fans waren überall. Sie versicherte mir, daß sie sehr anders aussehen könne, wenn sie wolle, und keiner sie erkennen werde. Sie war sich ihrer Sache absolut sicher und wollte unbedingt hingehen, also gingen wir hin. Und es war wirklich schön. Für mich bestand das Vergnügen darin, Zoyas Vergnügen zu erleben - sie war wie ein Kind, das zum ersten Mal auf dem Rummelplatz ist. Sie eilte von einer Attraktion zur anderen und kreischte lauter als alle anderen, als das aufgesperrte Maul des Riesenhais auf uns zugeschossen kam. Ich hatte nur wenige der Filme gesehen, auf die sich die einzelnen Attraktionen bezogen, aber Zoya kannte sie alle und erzählte mir, worum es jeweils ging. Sie trug eine Brille - eine große, schlichte - vorn auf der Nasenspitze, eine blaue Mütze, ein großes weißes T-Shirt mit langen Ärmeln und schwarze Jeans. Ihre langen Haare hatte sie zu zwei Zöpfen gebunden, und sie war nicht geschminkt. Sie wurde zwar angestarrt, denn ihre Größe konnte sie nicht verbergen, aber niemand erkannte sie. Nicht einmal die Teenager aus Neu-Delhi, die auf dem Jurassic-Park-Filmset im nächsten Wagen saßen und mich Onkel nannten. Zoya beherrschte also auch die Verwandlung ins Gewöhnliche. Mit ihren Augen, ihrem Gesicht, ihrem Körper konnte sie alles anstellen. Sie war eine Schauspielerin.
    In die Terminator-Show mußte ich zweimal mit ihr

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