Der Pate von Florenz
sich um das Abendessen kümmern. Und danach wartete Giuliano in Gott weiß welcher Verkleidung im La Vacca auf sie.
30
A n einem heißen Augusttag traf Graf Montesecco, Hauptmann der päpstlichen Palastwache und geheimer Bote, in Florenz ein. Er reiste ohne Gefolge, musste doch alles vermieden werden, was Argwohn erregen konnte. Deshalb hatte er sich in Rom einer großen Gruppe von Kaufleuten aus Neapel angeschlossen, die ihre Reise nach Frankreich in der Stadt am Arno für einige Tage unterbrechen wollten, um sich von den Strapazen zu erholen.
Seine Mitverschwörer und er hatten gehofft, Lorenzo de’ Medici nach Rom locken und ihn dort ermorden zu können. Das wäre für sie am einfachsten gewesen. Zumal ihnen zu Ohren gekommen war, dass Lorenzos Bruder Giuliano angeblich zu einer Reise nach Piombino aufbrechen wollte, um sich ein Bild von Semiramide d’Appiano zu machen. Dummerweise hatte er diese Reise schon hinter sich, und als sie davon erfahren hatten, war es zu spät gewesen, um diese günstige Gelegenheit für ihre Pläne zu nutzen.
Zwischen den Medici und dem Herrn von Piombino schien sich eine Verbindung anzubahnen. Hätten die Florentiner Spitzel der Verschwörer besser aufgepasst, hätte man leicht einen bravo, einen käuflichen Meuchelmörder, verdingen und Giuliano fern von Florenz töten lassen können, während man gleichzeitig mit Lorenzo abgerechnet hätte.
Aber dieses Glück war ihnen leider nicht vergönnt gewesen. Wann Giuliano wieder einmal nach Piombino aufbrechen würde, war ungewiss. Sie hatten noch versucht, Lorenzo zu einer Reise an den Tiber zu bewegen, aber auch diese Hoffnung hatte sich zerschlagen. Lorenzo war nicht auf die briefliche Aufforderung von Graf Riario eingegangen, sich gefälligst zu ihm nach Rom zu begeben, um über die Beilegung ihres Zwistes zu reden.
Zwar hatte der Medici in seiner Antwort eine solche Reise nicht ausdrücklich ausgeschlossen, aber er hatte eben auch keinen Hinweis darauf gegeben, ob er möglicherweise zu einem späteren Zeitpunkt zu einer Fahrt nach Rom bereit sein würde. Darauf konnten und wollten sie nicht warten.
So war es nun an ihm, Graf Montesecco, Bewegung in die Sache zu bringen und sich zugleich der Unterstützung durch den Bankherrn Jacopo de’ Pazzi zu versichern. Außerdem sollte er sich mit den Örtlichkeiten der Stadt vertraut machen und ausspähen, wie der militärische Teil ihres Umsturzes am besten auszuführen sei und wie viele Soldaten dafür notwendig sein würden.
Offiziell kam er jedoch als Abgesandter des Grafen Riario nach Florenz. Dieser hatte ihm ein entsprechendes Beglaubigungsschreiben mitgegeben und ihm aufgetragen, bei Lorenzo ein gutes Wort für ihn einzulegen, dass ihm ernsthafte Verhandlungen und ein gutes Einvernehmen mit den Medici sehr am Herzen lägen.
Höchst gespannt auf seine Begegnung mit Lorenzo dem Prächtigen, ritt Montesecco in die Stadt ein. Hinter dem Stadttor verabschiedete er sich mit dem gebotenen Dank von seinen Mitreisenden, die sich in ihre Niederlassungen begeben oder sich ein ehrbares Gasthaus suchen wollten.
Obwohl ihn sein Weg durch die Via Larga führte und damit vorbei am Palazzo der Medici, den er voller Staunen betrachtete, hielt er dort jedoch nicht an. Zuerst wollte er sich ein wenig in Florenz umsehen und sich mit eigenen Augen von der Pracht und dem Reichtum überzeugen, von dem er schon so viel gehört hatte. Und während er nun gemächlich durch die Stadt ritt und seine Blicke schweifen ließ, um sich einen ersten Eindruck von der Anlage der Stadt und den zentralen Orten zu verschaffen, wuchs seine Bewunderung mit jedem Augenblick.
Man hatte wahrlich nicht übertrieben! Florenz übertraf mit seinen Prachtbauten an Amtsgebäuden, Kirchen, Klöstern und herrschaftlichen Palazzi alles, was er bisher gesehen hatte, und es wunderte ihn nicht länger, dass von dieser Stadt eine solche Macht über die Toskana und weit darüber hinaus ausging.
Seine besondere Aufmerksamkeit galt den bocche, den »Mündern« der Gassen und Straßen, durch die man auf die großen freien Plätze vor dem Dom, dem Palazzo della Signoria und anderen wichtigen öffentlichen Versammlungsräumen gelangte. Diese Bocche, die mit Absicht möglichst eng gehalten waren, hatten in jeder befestigten Stadt den Zweck, den Zugang zu den Plätzen vor den wichtigsten Gebäuden in kurzer Zeit und mit wenigen Bewaffneten unter Kontrolle zu bringen und zu verteidigen. Und die jeweiligen Machthaber konnten bei den von der
Weitere Kostenlose Bücher