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Der Pate von Florenz

Der Pate von Florenz

Titel: Der Pate von Florenz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer M. Schroeder
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nachdenklicher Miene und sagte: »Das hat einiges für sich, wie ich gestehen muss. Ja, sein Anspruch auf die Liegenschaften bei Faenza klingt recht überzeugend. Ich denke, den Streit über diese Angelegenheit werden wir schnell beilegen können.«
    Sie redeten noch eine ganze Weile über politische und persönliche Belange, die seit einiger Zeit zwischen Lorenzo auf der einen Seite und dem Heiligen Vater auf der anderen Seite für Streit sorgten. »Ihr müsst wissen, dass ich ihm trotz allem sehr gewogen bin und dass ich mir eine Versöhnung mit ihm wünsche. Ich werde es ihm nie vergessen, wie reich er mich mit kostbaren Gemmen und anderen Preziosen beschenkt hat, als ich zu seiner Inthronisierung in Rom weilte.« Dass Sixtus sich damals gut von ihm hatte bezahlen lassen, verschwieg er.
    »Man sagt, Ihr hättet die größte und kostbarste Sammlung dieser Art«, erwiderte Montesecco höflich.
    »Das will ich wohl meinen! Sagt, wollt Ihr sie sehen? Ich zeige sie Euch gern.«
    »Ich möchte Eure kostbare Zeit nicht länger …«
    Lorenzo ließ ihn gar nicht erst ausreden. »Aber ich bitte Euch, Graf Montesecco! Beraubt mich doch nicht schon so schnell Eurer angenehmen Gesellschaft! Nun kommt schon, es sind wahrlich einige ganz außergewöhnliche Stücke darunter, die ich Euch unbedingt zeigen möchte.«
    Lorenzos umfangreiche Sammlung von kostbaren Gemmen, alten Münzen, antiken Schmuckstücken und kuriosen Absonderlichkeiten fand Montesecco in der Tat überaus sehenswert und er machte auch keinen Hehl aus seiner Bewunderung für diese erlesene und reichhaltige Sammlung, die, in Vitrinen ausgestellt, einen ganzen Raum füllte.
    Als Lorenzo ihn schließlich zum Abschied nach unten begleitete, hatte er noch eine letzte Überraschung für ihn parat: Er lud ihn zu einem Besuch auf sein Landgut Cafaggiolo im Mugello ein.
    Im ersten Augenblick wusste Montesecco nicht, was er darauf erwidern sollte. Dann nahm er dankend an. Er werde aber erst einmal seinem Herrn Bericht erstatten über ihre Unterredung und dann sehen, ob seine Pflichten danach noch einen Besuch auf dem Landgut zuließen.
    »Tut das! Aber kommt nach Cafaggiolo!«, forderte Lorenzo ihn noch einmal nachdrücklich auf. »Wenn Ihr Vergnügen an der Jagd habt, werdet Ihr auf Eure Kosten kommen, das verspreche ich Euch.«
    Als Montesecco mit seinem Pferd am Zügel wieder auf der Straße stand, wusste er nicht, was er denken sollte. Die Begegnung mit Lorenzo, der ihn mit so großer Herzlichkeit empfangen und ihm so viel Zeit gewidmet hatte, hatte ihn verwirrt, und ihn beschlichen Zweifel, ob es richtig war, diesem Medici und seinem Bruder so kaltblütig nach dem Leben zu trachten. Dass dieser Mann sich schon von Jugend an auf dem diplomatischen Parkett ausgezeichnet zu bewegen verstand, war ihm nicht neu. Selbst wenn Lorenzo die Zwistigkeiten zwischen sich und Graf Riario aus Höflichkeit seinem Gast gegenüber heruntergespielt hatte, so war doch nicht daran zu rütteln, dass Lorenzo eine ganz außergewöhnliche Ausstrahlung besaß und dass er all seinen körperlichen Nachteilen zum Trotz von entwaffnender Liebeswürdigkeit war. Wie passte das zu dem Bild, das man ihm von Lorenzo gemalt und dass er sich zu eigen gemacht hatte?
    Vielleicht würde der Besuch auf Cafaggiolo Aufschluss darüber geben. Dort würde er Gelegenheit haben, den wahren Charakter dieses Mannes zu entdecken. Aber wie dem auch sei, er hatte nicht nur Riario und Salviati sein Wort gegeben, sondern vor allem auch dem Heiligen Vater. Deshalb musste er seine Mission auch so ausführen, wie es besprochen worden war.
    Montesecco begab sich auf die Suche nach der Osteria della Campana 2 , die Franceschino ihm für seine Zwecke empfohlen hatte, weil sie abseits der Stadtviertel lag, in denen die Mitglieder der Medici und Pazzi ihre Häuser hatten. Wenn er dort Quartier bezogen hatte, musste er unverzüglich Jacopo de’ Pazzi eine verschlüsselte Nachricht zukommen lassen, dass er wichtige Nachrichten aus Rom bringe und dass sie ungestört darüber reden müssten. Sein Neffe hatte einen Brief an ihn vorausgeschickt und darin die Ankunft eines Mannes angekündigt, dem er uneingeschränkt vertrauen könne.
    Montesecco sah dem Zusammentreffen mit dem mächtigen Bankherrn mit gemischten Gefühlen entgegen, denn von dessen Zustimmung hing es ab, ob sie ihr Komplott weiter verfolgen und ob sie mit der nötigen finanziellen Unterstützung rechnen konnten. Aber nach der Begegnung mit Lorenzo de’ Medici war er

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