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Der Pate von Florenz

Der Pate von Florenz

Titel: Der Pate von Florenz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer M. Schroeder
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Bürgerschaft treiben ließen und sich Lorenzo unauffällig von hinten näherten. Auch auf der anderen Seite schöpfte niemand Verdacht, dass Franceschino de’ Pazzi mit seinem stämmigen Begleiter Bernardo Bandini Baroncelli während der Messe ausgerechnet die Nähe von Giuliano de’ Medici suchte – und dass sie ihre Hände auch während der Wandlung unter ihren weiten Kapuzenumhängen versteckten. Dass Erzbischof Salviati plötzlich seinen Platz unter der Cupola verließ und sich aus dem Altarraum entfernte, erregte ebenso wenig Argwohn. Lorenzo unterhielt sich mit seinen Freunden und Giuliano stand, ganz in Gedanken versunken, zwischen Parteigängern der Medici.
    Dann hob Erzbischof Rinaldo Orsini am Altar die konsekrierte Hostie empor und der Chor stimmte das Agnus Dei an.
    »Agnus Dei, qui tollis peccata mundi …«

10
    F ranceschino hatte der Erste sein wollen, der Medici-Blut vergoss und Tyrannenmord beging, doch Bernardo Bandini kam ihm zuvor. Als die hellen Stimmen der Chorknaben erklangen, trat er auf Giuliano de’ Medici zu. Gleichzeitig fuhr seine Hand mit einem Kurzschwert unter dem weiten Umhang hervor. Und noch bevor der Medici oder irgendeiner aus seiner Leibgarde in dessen Nähe begriff, was geschah, stieß Bernardo Bandini ihm auch schon die Klinge bis ans Heft in die Seite.
    »Hier, nimm das, du elender Verräter!«
    Giuliano schrie auf und wankte zurück, doch da setzte auch schon Franceschino nach. Der Pazzi stieß ihm seinen Dolch mitten in die Brust.
    »Verrecke, Medici!«, zischte er voller Hass.
    Tödlich getroffen, stürzte Giuliano mit einem erstickten Röcheln zu Boden. Doch Bandini und Franceschino hatten noch nicht genug. Während um sie herum entsetztes Geschrei den Chorgesang übertönte und ein wildes Durcheinander ausbrach, beugten sie sich über Giuliano und stachen wie in einem Blutrausch immer wieder auf ihn ein, obwohl schon längst kein Leben mehr in ihm war. In seiner Raserei bemerkte Franceschino nicht einmal, dass er sich mit seinem eigenen Dolch selbst eine tiefe Wunde am Oberschenkel zufügte.
    Irgendjemand brüllte: »Ein Erdbeben!«
    Eine andere Stimme schrie: »Die Kuppel stürzt ein!«
    Wieder eine andere gellte: »Ein Attentat!«
    Schlagartig verwandelte sich der Dom in ein Tollhaus. Bauern, Politiker, Tagelöhner, Frauen, Kinder, Geistliche, ausländische Gesandte, Kaufleute – alle drängten wild durcheinander und stürzten schreiend zu den nächsten Ausgängen, um sich in Sicherheit zu bringen.
    Marcello fuhr zusammen, als er auf der anderen Seite des Hochaltars, in der Nähe des Portals zur Via de’ Servi, gellende Schreie und schrilles Kreischen hörte. Innerhalb weniger Augenblicke überstürzten sich die Ereignisse.
    Der Domchor brach seinen Gesang ab und vorn am Altar schien Erzbischof Orsini mit der Hostie in der erhobenen Hand zu erstarren.
    Der junge Kardinal Riario sank schaudernd neben dem Altar auf die Knie. Am ganzen Leib zitternd, kauerte er sich zusammen, kreuzte die Arme schützend über seinem Kopf und stieß inbrünstig Gebete aus.
    Die beiden Geistlichen Stefano da Bagnone und Antonio Maffei sprangen auf Lorenzo de’ Medici zu.
    Guglielmo de’ Pazzi, der sich wenige Augenblicke vorher noch mit seinem Schwager Lorenzo unterhalten hatte, brach plötzlich in hektisches Geschrei aus und brüllte immer wieder beschwörend: »Ich bin unschuldig! Ich habe nichts damit zu tun! Ich bin kein Verräter! Ich bin unschuldig! Ich habe nichts damit zu tun! Ich bin kein Verräter! Ich bin unschuldig …!«
    Als Giuliano de’ Medici von Bernardo Bandini und Franceschino de’ Pazzi niedergestochen wurde, stand Marcello drei Schritte rechts von Lorenzo und dessen Freunden. Er versuchte zu erkennen, was auf der anderen Seite des Altarraums vor sich ging. Nur deshalb entdeckte er, dass der Mann im Priesterrock, der Lorenzo in diesem Augenblick von hinten mit seiner linken Hand an der Schulter packte, in der rechten einen Dolch mit langer, schmaler Klinge hielt.
    Entsetzt schrie Marcello dem Medici eine Warnung zu, doch sein Schrei ging im Tumult unter.
    Antonio Maffei hob die Dolchhand und stach zu.
    Lorenzo sprang nach vorn, doch ganz entkam er der Klinge des Attentäters im Priesterrock nicht. Der Dolch bohrte sich unterhalb des rechten Ohrs in seinen Hals. Aus der klaffende Wunde strömte sogleich das Blut.
    Lorenzo zuckte mehr vor Erschrecken als vor Schmerz zusammen und brachte sich mit einem weiteren Sprung nach vorn aus der Reichweite des

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