Der Pate von Florenz
Attentäters. Sofort setzten die beiden Priester ihm nach.
Zur selben Zeit ließen Franceschino und Bernardo Bandini endlich von Giuliano de’ Medici ab und stürzten mit bluttriefenden Klingen auf die andere Seite des Altarraums, um ihren Komplizen im Priesterrock zu helfen.
Die Männer und Frauen der reichen Bürgerschaft ergriffen kreischend die Flucht, als sie die beiden Mörder auf sich zuhasten sahen. Von Entsetzen gepackt, stießen sie sich gegenseitig aus dem Weg. Manch einer stürzte zu Boden und wurde von den anderen niedergetrampelt.
Geistesgegenwärtig wich Lorenzo zur Seite aus, wickelte sich seinen Umhang um den linken Arm, griff zu seinem Kurzschwert und wirbelte herum, um seinen Angreifern von Angesicht zu Angesicht zu begegnen.
Antonio Maffei versuchte, auf ihn einzustechen.
Stefano da Bagnone stach gleichzeitig einen Diener nieder, der sich ihm todesmutig in den Weg gestellt hatte.
Geschickt parierte Lorenzo die Hiebe des Priesters aus Volterra. Inzwischen hatten auch Freunde und Anhänger der Medici zu den Waffen gegriffen und sprangen Lorenzo mutig zur Seite. Zu ihnen gehörten Gismondo della Stufa, Antonio Ridolfi, Francesco Nori und Angelo Poliziano, der dreiundzwanzigjährige Dichter und Erzieher von Lorenzos Söhnen. Sie drängten die beiden Priester zurück. Doch diese bekamen Augenblicke später Verstärkung von Franceschino und Bernardo Bandini.
»In die neue Sakristei!«, brüllte Gismondo aus Leibeskräften. »Hinter den Bronzetüren ist Lorenzo erst einmal sicher!«
Auch Marcello war zu Lorenzo geeilt, um ihm zu helfen. Zwar trug er keine Waffe bei sich, aber er machte es dem Medici nach, indem er sich seinen Umhang von den Schultern riss und ihn sich mehrmals um den linken Arm wickelte. Auf der Flucht zur nördlichen Sakristei fand er sich an der Seite von Francesco Nori wieder, dem Leiter der Wechselbank.
Gemeinsam bildeten die Männer einen Flankenschutz, während sie sich mit Lorenzo in Richtung der Sakristei zurückzogen. In einem letzten verzweifelten Versuch stürzten sich die beiden Priester zusammen mit Bernardo Bandini und dem stark hinkenden Franceschino gegen die Mauer der Verteidiger, um zu Lorenzo durchzubrechen.
Bernardo Bandini hieb mit seinem Kurzschwert auf Francesco Nori ein. Erst schlug er ihm den Dolch aus der Hand, dann rammte er ihm die Klinge in den Bauch.
Ohne zu zögern, sprang Marcello hinzu und fing den Schwerverletzten mit dem rechten Arm auf, während er den umwickelten linken schützend über ihn hielt. Während er noch mit dem Gewicht des schwer verwundeten Bankleiters kämpfte, bemerkte er aus den Augenwinkeln, dass mehrere Medici-Freunde auf ihn zustürzten, um ihm zu helfen. Doch dann sah er links von sich, wo der Meuchelmörder stand, etwas aufblitzen und schon im nächsten Augenblick spürte er, wie die Spitze der Schwertklinge erst durch den Stoff um seinen linken Arm und dann unterhalb des linken Rippenbogens durch seinen Wams schnitt und schließlich in seinen Leib drang.
Marcello wusste sofort, dass er verletzt war, aber er spürte keinen Schmerz. Das feurige Brennen bis hinunter in den Oberschenkel setzte erst ein, als er den schwer verletzten Francesco Nori zusammen mit Gismondo della Stufa zu Lorenzo in die neue Sakristei geschleppt und auf dem Boden abgelegt hatte. Der junge Antonio Ridolfi schob rasch die schweren Bronzetüren hinter ihnen zu und verriegelte sie.
Francesco Nori starb nur wenige Augenblicke später und die sieben Männer, die sich mit Lorenzo in die Sakristei geflüchtet hatten, fragten sich voller Bangen, ob sie hier in Sicherheit waren oder ob sie rettungslos in der Falle saßen.
11
E rzbischof Salviati hatte die Aufgabe übernommen, während der Ermordung der Medici in Begleitung mehrerer bewaffneter Mitverschwörer den Palazzo della Signoria zu besetzen und die Priorenschaft gefangen zu nehmen. Den festungsartigen Palast unter ihre Kontrolle zu bringen und die derzeitige Regierung zu verhaften, damit sie der Anhängerschaft der Medici keinerlei tatkräftige Unterstützungen leisten konnte, war wie die Ermordung der beiden Brüder von entscheidender Bedeutung für den Erfolg des geplanten Umsturzes.
Es bedurfte jedoch eines geschickten Vorgehens, wurde der Palazzo doch mit all seinen Bediensteten, Wachen und Beratern von gut und gern fünfzig Personen bewohnt. Die Privatgemächer der Prioren lagen in den oberen Stockwerken. Deshalb war es notwendig, den Gonfaloniere, den Kopf der Regierung, dazu zu bringen,
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