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Der Pate von Florenz

Der Pate von Florenz

Titel: Der Pate von Florenz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer M. Schroeder
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Brüder. Darunter gab es zwei, die ganz besonders gierig nach seinem Thron geschielt hatten, sodass er sie sicherheitshalber nach Frankreich in die Verbannung geschickt hatte. Wer in Zukunft über die Lombardei herrschen würde, stand somit in den Sternen.
    Wenig später hob Sixtus die Tafel auf. Man erhob sich, müde von den üppigen Speisen und dem schweren Wein, und stand noch eine Weile beisammen, um private Gespräche zu führen. Schließlich begann sich die Abendgesellschaft allmählich aufzulösen.
    Zu den Letzten, die in dieser Nacht die Privatgemächer des Papstes verließen, gehörten Graf Riario, Erzbischof Salviati und Franceschino de’ Pazzi. Sie trafen sich mehr oder weniger zufällig auf der Loggia, die zu den päpstlichen Gärten hinausführte.
    »Gestern noch fest im Sattel der Macht und heute gefällt vom Schnitter Tod, so schnell kann es gehen«, sagte der Erzbischof spöttisch. »Manchmal trifft es gottlob den Richtigen, wenn der Dolch eines Meuchelmörders mit tödlicher Wirkung in sein Opfer dringt.«
    Franceschino de’ Pazzi nickte. »Ihr sagt es! Wenn auch nur die Hälfte von dem stimmt, was man diesem Tyrannen an ruchlosen Verbrechen und abscheulichen Lastern nachsagt, dann hat er diesen schändlichen Tod mehr als verdient.«
    »Aber muss ich ihm nicht pietätvoll eine Träne nachweinen, weil er Imola herausgerückt hat?«, gab sich Graf Riario theatralisch bedrückt und kratzte sich scheinbar grübelnd am kantigen Kinn. Doch schon im nächsten Augenblick verzog er das Gesicht zu einem breiten Grinsen. »Aber nein, die vierzigtausend Goldstücke, die er dafür bekommen hat, entheben mich einer solchen Verpflichtung! Dank sei der göttlichen Vorsehung, unserem Heiligen Vater und der Pazzi-Bank!« Dabei zwinkerte er Franceschino zu.
    Dieser schmunzelte amüsiert, wurde jedoch sogleich wieder ernst und kam auf das zu sprechen, was ihn mehr als alles andere beschäftigte, seit Rovantini mit der Nachricht vom Attentat herausgeplatzt war.
    »Galeazzos Tod dürfte ein Menetekel für die Medici sein. Lorenzo ist seines wichtigsten Verbündeten beraubt. Damit wird seine Stellung als ungekrönter Fürst von Florenz gewiss stark geschwächt. Eine solch günstige Gelegenheit muss genutzt werden, damit die Vorherrschaft dieser neureichen Emporkömmlinge endlich gebrochen wird!«
    »Da sagt Ihr ein wahres Wort! Diese hochmütige Bande muss weg!«, stimmte ihm Graf Riario nachdrücklich und mit finsterer Miene zu. Nie würde er es den Medici vergessen, dass sie sich nicht nur geweigert hatten, seinem Onkel die vierzigtausend Goldflorin zu leihen, sondern dass sie sogar versucht hatten, ihm Imola vor der Nase wegzuschnappen und es für Florenz zu erwerben. Zum Glück hatten die Medici diesem herzoglichen Halsabschneider aber nicht genug geboten, im Gegensatz zu seinem Onkel.
    Erzbischof Salviati nickte beiden grimmig zu. »Nichts würde ich mehr bejubeln! Fast wünschte ich, diese drei mutigen Attentäter hätten nicht den Herzog von Mailand, sondern den hochnäsigen Lorenzo de’ Medici in die Hölle geschickt – und seinen Bruder Giuliano gleich mit!«, stieß er voller Hass hervor.
    Der Name Medici war für ihn ein genauso rotes Tuch wie für den Grafen und die Pazzi. Und insbesondere diesen Lorenzo de’ Medici hasste er aus tiefster Seele. Denn dieser hatte ihn ein Jahr lang gedemütigt, indem er ihm den Zugang zu seinem Erzbistum verwehrt hatte. Dass Sixtus ihn, ohne vorher mit den Medici zu sprechen, zum Erzbischof von Pisa ernannt hatte, obwohl die Stadt unter Florentiner Herrschaft stand, hielt er für völlig rechtens. Was kümmerte es ihn, dass die Signoria, die sogenannte Regierung von Florenz, seit alters her ein Vorschlags- und Mitspracherecht bei der Vergabe von hohen Kirchenämtern besaß? Das ließ er einfach nicht gelten. Wer wann und wo zum Bischof, Erzbischof oder Kardinal ernannt wurde, lag doch wohl allein im Ermessen des Papstes und niemand hatte dem Heiligen Vater in seine Entscheidungen hineinzureden! Schon gar nicht die Medici, deren Oberhaupt gerade mal siebenundzwanzig Jahre alt war und damit gute fünf Jahre jünger als er!
    »Ja, wenn Lorenzo de’ Medici unter den Dolchen der Männer gestorben wäre, hätten wir wirklich Grund zum Feiern«, sagte Graf Riario.
    »Es hätte ebenso wie bei Galeazzo einen Tyrannen getroffen«, fügte Franceschino de’ Pazzi hinzu. »Denn was die Medici mit Florenz machen, ist genauso Tyrannei, nur geschickt versteckt unter dem Deckmantel einer

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