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Der Pate von Florenz

Der Pate von Florenz

Titel: Der Pate von Florenz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer M. Schroeder
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Dinge kaum wahrnehmen konnte. Auch mangelte es ihm an Geruchssinn. Dazu kam seine näselnde, kratzig hohe Stimme. Aber trotz all dieser äußerlichen Mängel strahlte er Würde aus, und das weibliche Geschlecht ließ sich gern von ihm verführen. Macht und Reichtum besaßen offenbar nicht weniger Anziehungskraft als Schönheit.
    Giuliano schwang sich neben Marcello auf seinen Apfelschimmel Tribaldo, den er erst kurz vor ihrem Aufbruch nach Cafaggiolo erstanden hatte.
    »Wie wäre es zum Abschluss des Tages mit einem kleinen Rennen zurück zum Gut?«, rief er seinem Bruder zu.
    Die Brüder teilten die Leidenschaft für edle Pferde. Ständig streiften Rosshändler in ihrem Auftrag durch Italien und durchkämmten jeden Landstrich auf der Suche nach geeigneten Pferden für Turniere, Prozessionen, Rennen und die Jagd, aber auch für die Reise.
    »Meiner Treu, das kannst du haben, Bruderherz«, erwiderte Lorenzo belustigt. »Ich habe mich schon gefragt, wann du uns wohl zeigen wirst, was in deinem neuen Liebling aus Kalabrien steckt.«
    »Du wirst dich gehörig anstrengen müssen, wenn du nicht den Staub seiner Hufe schlucken willst«, neckte Giuliano ihn.
    »Wir werden ja sehen, wer hier wen Staub schlucken lässt!«, rief Lorenzo ihm selbstbewusst zu, war er doch ein hervorragender Reiter, der schon im Kindesalter seine Fähigkeiten im Sattel eindrucksvoll unter Beweis gestellt hatte.
    »Ja, das werden wir!« Giuliano gab sich siegessicher, denn auch er galt als ausgezeichneter Reiter. »Tribaldo hat nämlich Pfeffer im Hintern!«
    Lorenzo lachte. »Pfeffer im Hintern? Na, wenn das mal nicht in bösen Blähungen endet!«, spottete er und erntete das Gelächter seiner Brigata.
    »Also dann, einer gebe das Zeichen zum Start! Und zwar für uns alle! Gismondo, übernimm du das!«
    Der Patriziersohn Gismondo della Stufa lenkte sein Pferd zur Seite, damit die beiden Medici-Brüder freie Bahn hatten, und hob die Hand. »Signori, macht Euch bereit! Auf mein Handzeichen hin startet das Rennen. Sieger ist, wer zuerst den Vorhof von Cafaggiolo am Ende der Allee erreicht!«
    Während jeder sein Pferd in Position brachte, zwinkerte Giuliano Marcello an seiner Seite zu. »Bleib dicht hinter uns! Das wird spannend, das sage ich dir«, raunte er ihm rasch zu.
    »Signori, der Lorbeer winkt! Möge der Schnellste ihn erringen!«, rief Gismondo vergnügt. Ein letzter kurzer Augenblick der Anspannung, dann fiel sein Arm wie ein Richtbeil herab. »Los!«
    Unter lautem Geschrei und Gejohle preschte die Jagdgesellschaft los. Die Hufe von fünfzehn rassigen Pferden trommelten über den harten Boden. Die Reiter jagten auf die Öffnung der Lichtung zu. Sie war jedoch nicht groß genug, um alle Reiter nebeneinander hindurchzulassen, sodass sich schon an dieser Stelle die Spreu vom Weizen trennte.
    Die fünf Wagemutigsten setzten sich zusammen mit Lorenzo und Giuliano an die Spitze. Auch Marcello gehörte dazu. Als sie freies Gelände erreichten und einen sanft abfallenden Hang hinunterjagten, lag er auf dem fünften Platz.
    Dass Lorenzo am schnellsten von allen gestartet war, überraschte niemanden. Seine Stute galt als die spritzigste im Antritt, außerdem hätte keiner der anderen gewagt, ihm den Vortritt streitig zu machen. Ein Rennen mit Il Magnifico unterlag ganz eigenen, ungeschriebenen Regeln. Und diese besagten, dass man im Wettstreit mit ihm sein Bestes gab, ihn aber niemals überflügeln durfte.
    Als sie am Fuß des Hanges auf die sandige Landstraße gelangten, die nach Cafaggiolo und von dort aus nach Florenz führte, lag Lorenzo gut drei Pferdelängen vor seinem Bruder. Vor der ersten großen Biegung gelang es Marcello aufzuschließen. Fast gleichauf galoppierten die beiden Medici voran. Der Abstand zu den beiden Führenden betrug nun schon gut zehn, zwölf Bracci. Und näher würden die Verfolger auch nicht an die Medici herankommen. Selbst wenn irgendeiner von ihnen ein außergewöhnlich schnelles Reitpferd unter sich gehabt hätte, wäre es ihm nie in den Sinn gekommen, alles aus ihm herauszuholen und gegen die Medici auf Sieg zu reiten.
    Lorenzo hielt seinen knappen Vorsprung. Weit vorgebeugt und mit wehendem Umhang trieb er seinen Rotfuchs über die Landstraße. Und wie er es vorausgesagt hatte, war es Giuliano, der den Staub der Landstraße schlucken musste.
    Marcello hielt das Rennen für entschieden. Eine knappe Meile vor dem Landgut kamen der schmale Bachlauf und die Holzbrücke in Sicht. Schräg zu ihrer Linken zeichneten sich

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