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Der Pathologe

Der Pathologe

Titel: Der Pathologe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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grünen Hausmantel – Seide oder etwas in der Art –, setzte sich neben ihn, trank Wein, rückte näher, dämpfte das Licht. Sie fingen an, sich ausgiebig zu küssen. Augenblicke später öffnete sich ihr Morgenmantel, und Jeremy war in ihr.
    Dort zu sein verschaffte ihm kein triumphales Erschauern. Im Gegenteil, er spürte, wie eine kalte Woge der Enttäuschung ihn durchfuhr. Sie bewegte sich nicht viel, schien nicht ganz
da
zu sein. Er stieß weiter zu, hart, gleichmäßig, distanziert, dachte despektierliche Gedanken.
    Vielleicht liegt es am chinesischen Essen.
    Vielleicht fühlte sie sich nach fünf Abenden verpflichtet …
    Jocelyn hatte immer …
    Er öffnete die Augen und sah hinunter auf ihr Gesicht. Was er im grauen Dämmerlicht ausmachen konnte, war Gelassenheit. Sie ruhte sich aus, empfing ihn passiv, während er in sie hineinstieß. Sie kniff die Augen zu. Würde sie sie aufschlagen und seine
Objektivität
spüren?
    Er beschloss:
Zum Teufel damit, hab deinen Spaß und vergiss sie einfach!
Als er das nächste Mal nach unten sah, hatte ihr Gesicht einen anderen Ausdruck angenommen. Als ob ein innerer Schalter umgelegt worden wäre. Oder sie hatte beschlossen, zum Leben zu erwachen. War sie eine dieser Frauen, die Zeit brauchten – wer zum Teufel wusste überhaupt wirklich Bescheid bei Frauen? Jetzt warf sie den Kopf zur Seite, verzog das Gesicht und begann seine Stöße zu erwidern. Packte ihn mit Fersen und Händen und biss ihm ins Ohr und beschleunigte ihren Atem zu einem heiseren Keuchen, während sie ihre Beckenklammer anzog und ihn festhielt.
    Jeremys objektiver, desinteressierter Ständer wurde etwas völlig anderes, als sie seine Hoden in die Hand nahm, ihn küsste und aufschrie.
    Ein Schrei – ein Brüllen der Lust – entfuhr seinem Mund, und er brach über ihr zusammen, so dass sie ineinander verschlungen auf dem stinkenden Sofa lagen.
    Als später Gedanken an Jocelyn in seinen Kopf krochen, scheuchte er sie davon.
    Als er nach Hause fuhr, spürte er ein Kribbeln unter der Taille. Erst einige Stunden später, als er zusammengerollt allein in seinem eigenen Bett lag und sich jeder Einzelheit in dem Zimmer bewusst war, ließ er es zu, dass leichte Schuldgefühle seine Freude dämpften.

11
    Am Tag, nachdem er mit Angela geschlafen hatte, piepte Jeremy sie an und holte sie von den Stationen weg in sein Büro. Er schloss die Tür ab, griff unter ihren Rock und legte ihre Hand auf sein Glied. Sie wimmerte und sagte: »Wirklich?« Er rollte ihre Strumpfhose und ihren Slip mit einer gleichmäßigen Bewegung herunter, und dann trieben sie es miteinander gegen die Tür gelehnt, wobei sie zwischendurch immer wieder draußen auf dem Gang Schritte hörten.
    »Das ist furchtbar«, sagte sie und klammerte sich an ihn.
    »Soll ich aufhören?«
    »Wenn du aufhörst, bring ich dich um.«
    Sie brachten es auf dem kalten Linoleumboden zu Ende. Angela klopfte ihren weißen Kittel ab und richtete sich auf, fuhr sich mit den Fingern durchs Haar, küsste ihn und sagte: »Ich muss zu meinen Patienten.« Sie zog ein langes Gesicht. »Stell dir vor, ich hab die nächsten vierundzwanzig Stunden Bereitschaft.«
    »Armes Mädchen«, sagte Jeremy und strich ihr übers Haar.
    »Wirst du mich vermissen?«
    »Klar.«
    »Wirst du es mir wieder besorgen, wenn ich keine Bereitschaft habe?«
    »Besorgen?«
    Sie grinste. »Männer besorgen es Frauen, so ist es nun mal.«
    »Wieder, soll das heißen: hier drin?«, fragte Jeremy.
    »Hier, überall. Gott, ich hatte das wirklich nötig.«
    »So formuliert«, sagte Jeremy und flocht ihre Haare um seinen Finger, »lässt du mir keine andere Wahl. Zur Arbeitserleichterung und so.«
    Sie lachte, berührte sein Gesicht. War verschwunden.
    Als er wieder allein war, versuchte Jeremy an seinem Kapitel über sensorische Deprivation zu arbeiten, kam aber nicht wirklich weiter. Er ging hinüber zum Speisesaal der Ärzte, um einen Kaffee zu trinken. Weißkittel bekamen ihn umsonst, eine der wenigen Vergünstigungen, die es noch gab, und er nutzte sie oft. Er wusste, dass er viel zu viel Koffein schluckte, aber warum auch nicht? Was gab es denn für einen Grund, langsam zu sein?
    Der Raum war spärlich besetzt, nur ein paar behandelnde Ärzte, die eine Pause zwischen zwei Patienten machten.
    Und einer, dessen Patienten keine Widerworte gaben. Arthur Chess saß mit einer Tasse Tee und einer aufgeschlagenen Zeitung allein an einem Ecktisch.
    Jeremys Weg zur Kaffeekanne führte ihn direkt in Arthurs

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