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Der Pathologe

Der Pathologe

Titel: Der Pathologe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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stecken, das sauberer aussah, als es war. Manchmal stieg in der kleinen Bucht ein übler Geruch auf. In den Sommermonaten konnte man arme Familien auf der Landzunge ein Picknick machen sehen.
    Wenn der Himmel die Farbe von Roheisen annahm, kam niemand. Ein gottverlassener Fleck. Bei Nacht würde es gespenstisch sein.
    Der Artikel hatte keine weiteren Details zu bieten und machte keinen Versuch, eine Verbindung zu Tyrene Mazurskys Ermordung herzustellen.
    Humpty-Dumpty am Strand?
    Jeremy bekämpfte das Verlangen, Doresh anzurufen. Er legte die Zeitung beiseite und stürzte sich in die Arbeit an dem fast beendeten ersten Entwurf seines Kapitels. Es wurde Zeit, sich Angelas Lob zu verdienen. Er hatte an ein paar weitere Forschungsannahmen gedacht, die er hinzufügen wollte.
    Am Ende stellte sich heraus, dass das Kapitel fast doppelt so lang war, als er beabsichtigt hatte.
    Er wusste mehr, als er angenommen hatte.
    Und wusste nichts über die Frau am Saugatuck Finger.
    Er sagte: »Scheiß drauf«, und schrieb den ganzen Vormittag.
    Am nächsten Tag rief ihn Detective Inspector Michael Shreve aus England an, als er gerade zum Mittagessen gehen wollte.
    Wie spät war es dort? 21 Uhr. Shreve klang wach. Klang jünger als Nigel Langdon. Klare Stimme, gewählte Artikulation. Er erwiderte Jeremys Begrüßung herzlich.
    »Auch Ihnen einen guten Tag, Dr. Carrier.«
    »Vielen Dank für Ihren Rückruf, Inspector.«
    »Den hätte ich auf keinen Fall versäumt, Sir. Wenn mich ein Arzt aus Amerika anruft, gewinnt meine Neugier die Oberhand. Sagen Sie mir doch, was Sie auf dem Herzen haben.«
    Jeremy erzählte ihm die gleiche Geschichte, die er Langdon offeriert hatte.
    »Professor Arthur Chess«, sagte Shreve.
    »Sie kennen ihn?«
    »Nein, aber vielleicht sollte ich das – ist er so etwas wie Ihr lokaler Sherlock Holmes?«
    »Nicht ganz«, erwiderte Jeremy. »Nur ein hochgeschätzter Arzt mit einem wachen Verstand.«
    »Sie arbeiten mit ihm zusammen?«
    »Am City Central Hospital.«
    »Ich verstehe. Und Professor Chess hat mit Ihnen über unsere Mädchen gesprochen.«
    »Er hat mir einen alten Zeitungsausschnitt über den Fall geschickt. Wir haben über den Ursprung krimineller Gewalt gesprochen. Ich vermute, er hat in dem Fall ein Beispiel dafür gesehen.«
    »Er hat Ihnen den Artikel geschickt?«, sagte Shreve.
    »Er hält sich derzeit im Ausland auf.«
    »Wo, Sir?«
    »In Oslo.«
    »Ah«, sagte Shreve. »Nicht die schlechteste Zeit des Jahres für Norwegen, aber auch nicht gerade glücklich. Die Tage sind ein bisschen kurz.«
    Wie Langdon sprach Shreve über Norwegen, als wäre er schon mal da gewesen.
    »Kennen Sie Oslo, Inspector?«
    »Als Tourist … Dieser Professor Chess, würden Sie sagen, dass seine Neugier sich auf einen bestimmten Aspekt unseres Falls konzentriert?«
    »Wie gesagt, er ist an der Entstehung von Gewalt interessiert«, antwortete Jeremy. Er ging über zu einer glatten Lüge: »Außerdem ergab sich die Frage, ob die Morde eine chirurgische Qualität hatten.«
    »War das … hatte Professor Chess diese Frage?«
    »Ja.«
    »Wieso?«
    »Das kann ich Ihnen nicht sagen, Inspector. Er brachte die Sprache darauf. Notierte es auf dem Ausschnitt –›Lieber Jeremy, halten Sie es für möglich, dass hier Chirurgisches eine Rolle gespielt hat?‹«
    Ah, was für ein verwickeltes Netz wir spinnen.
    »Hmm«, sagte Shreve. »Ein Pathologe – nehmen Sie an, er stellte eine Verbindung zwischen unseren Mädchen und einem seiner Fälle her?«
    »Nicht dass ich wüsste. Er ist kein Gerichtsmediziner mehr.«
    »Aber er war mal einer?«
    »Vor mehreren Jahren. Inspector, wir haben vor seiner Abreise kaum miteinander gesprochen. Dann bekam ich den Zeitungsausschnitt. Inspector Langdons Name wurde darin erwähnt, also rief ich ihn an, aus reiner Neugier. Er verwies mich an Sie, und deshalb rief ich bei Ihnen an. Ich habe vermutlich überreagiert – es tut mir Leid, Inspector.«
    »Aus Oslo«, sagte Shreve, als hätte er nicht zugehört. »Ist die Karte von dort abgeschickt worden?«
    »Ja. Vorne drauf war eine Ansicht vom Skulpturen-Garten Vigeland.«
    »Aha … nun ja, Sir, wie Sie wissen, sind diese Fälle weiterhin offen, und deshalb kann ich leider keine Einzelheiten nennen. Sie können aber die folgende Information an Ihren Professor übermitteln: Wir suchen noch immer nach einer Lösung, wir haben bislang niemanden ausgeschlossen.«
    »Das werde ich ihm sagen.«
    »Tun Sie das, Dr. Carrier. Schön, mit Ihnen gesprochen zu

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