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Der Pathologe

Der Pathologe

Titel: Der Pathologe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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haben.«
    Beide Detectives waren in Norwegen gewesen, und jetzt war Arthur dort. Norwegen hatte Shreves Interesse erregt.
    Eine skandinavische Verbindung zu Morden in England? Zu Morden hier?
    Jeremy erinnerte sich an die Autoren des ersten Artikels über Laserskalpelle. Augenärzte aus Norwegen, Russland und England. Im zweiten waren es Amerikaner gewesen.
    Er hatte beide weggeworfen.
    Er loggte sich in die medizinische Datenbank Ovid ein und versuchte vergeblich, sich an den genauen Titel des norwegischen Artikels zu erinnern. Dass er auf das Erscheinungsdatum kam – vor siebzehn Jahren –, brachte ihn etwas weiter, und schließlich sichtete er drei Dutzend verschiedene Querverweise, bis er den richtigen fand.
    Sieben Autoren. Drei Ophthalmologen von der medizinischen Fakultät der Universität Oslo, drei weitere Augenchirurgen aus Moskau, die ihren Forschungsurlaub in der norwegischen Hauptstadt verbrachten, und ein britischer Physiker, der für den Laser-Produzenten arbeitete.
    Keiner der Namen sagte ihm etwas. Er schrieb sie alle auf eine Karteikarte und legte sie ab. Dafür gab es keinen richtigen Grund, außer dass er es leid war, verloren gegangene Informationen wiederzubeschaffen.
    Er verbrachte den Rest des Vormittags mit Besprechungen der psychiatrischen Abteilung. Törichtes Zeug, die üblichen Verdächtigen dösten vor sich hin. Er tat so, als wäre er wach, lehnte die Einladung dreier Kollegen zum Mittagessen ab und ging zurück in sein Büro.
    Detective Bob Doresh erwartete ihn vor der Tür.

28
    »Hallo, Dr. Carrier.«
    »Hallo, Detective.«
    »Kann ich reinkommen?«
    Jeremy schob die Tür auf und ließ Doreshs massigen Leib vorbei. Der Detective trug einen graublauen Regenmantel und verströmte einen Geruch nach Seewasser. Seine Größe ließ das Büro noch kleiner erscheinen, als es war. Er stand mit herabhängenden Armen da, bis Jeremy ihn aufforderte, sich zu setzen.
    »Na, Doc, wie geht es Ihnen denn so?«
    »Sie sind wegen der Frau am Saugatuck Finger hier«, sagte Jeremy. »Noch eine Humpty-Dumpty-Situation?«
    Doresh musterte Jeremys Kaffeemaschine. Das verkochte Gebräu, das Jeremy jeden Tag machte, aber selten trank.
    »Er ist schal, aber Sie dürfen sich gern bedienen, Detective.«
    »Danke.« Doresh reckte sich nach einem Becher und schaffte es, ihn zu füllen, ohne aufzustehen. Er trank einen Schluck, verzog das Gesicht und stellte den Becher ab. »Schmeckt wie angekündigt, Doc. Waren Sie schon mal draußen am Finger?«
    »Ein paar Mal«, sagte Jeremy. »Ich fahre im Sommer manchmal dorthin.«
    »Hübscher Fleck.«
    »Im Grunde nicht. Wenn man genauer hinschaut, ist der Dreck im Wasser nicht zu übersehen. Ich bin leicht zufrieden zu stellen, weil ich weit vom Wasser entfernt aufgewachsen bin. Wer war sie?«
    »Noch eine«, sagte Doresh.
    »Eine Prostituierte?«
    Der Detective antwortete nicht. Jeremy sagte: »Und Sie sind hier, weil …«
    »Nach unserem letzten Telefongespräch – bei dem es um diese Mazursky ging – wurde mir klar, dass Sie wirklich an all diesen Dingen interessiert sind. Und da mein Partner und ich nicht gerade große Fortschritte gemacht haben, dachte ich mir, ich könnte mir vielleicht einige Ihrer Einblicke zunutze machen.«
    »Bravo.« Jeremy lockerte seine Krawatte. »Was für ein großartiger Blödsinn.«
    Doresh legte die Beine übereinander, ließ einen dicken Knöchel baumeln und machte einen gekränkten Eindruck.
    »Aus irgendeinem unerfindlichen Grund«, sagte Jeremy, »betrachten Sie mich in all diesen Fällen als Verdächtigen. Wenn Sie wissen wollen, wo ich mich gestern Nacht aufgehalten habe, kann ich Ihnen nur sagen, dass ich zu Hause war, ferngesehen und geschlafen habe. Allein. Diesmal habe ich nicht den Weitblick besessen, mir was zum Essen zu bestellen, daher gibt es keinen Pizzaboten, der meine Anwesenheit bestätigen könnte.«
    »Dr. Carrier …«
    »Ich weiß, dass Sie nur Ihre Vorschriften befolgen. Ärzte tun das auch. Die meisten unserer Krebspatienten werden nach festgelegten Vorschriften behandelt. Aber wir erlauben der Kreativität einen gewissen Spielraum, und das sollten Sie auch tun. Ich will gern zugeben, dass diejenigen, die dem Opfer nahestehen, immer genau überprüft werden müssen. Deshalb hatte ich Verständnis dafür, dass Sie mich wegen Jocelyns Ermordung durch die Mangel gedreht haben, obwohl es eine grauenhafte Erfahrung sogar noch schlimmer gemacht hat. Aber inzwischen – die beiden anderen Morde? Prostituierte? Das

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