Der Perfekte Eroberer
DER SCHÜCHTERNHEIT
Wenn Körper und Denken auf diese Weise zusammenspielen, dann dauert es naturgemäß nicht lange, bis auch die gesamte Gefühlsebene davon betroffen ist. So kommt es bald zu Empfindungen wie diesen:
Befangenheit, »Verklemmtheit«, nervöse Unruhe
Frustration, weil man sich gescheitert sieht und das Ziel seiner Wünsche nicht erreicht hat
Minderwertigkeitsgefühle, Traurigkeit, Hilflosigkeit
Zorn: auf sich selbst, weil man »versagt« hat, auf die anderen (insbesondere auf die bei Frauen erfolgreichen Trottel), vielleicht auch auf die betreffende Frau: Man möchte sie abwerten, so wie der Fuchs die Trauben als sauer bezeichnet, an die er nicht rankommt, weil sie zu hoch hängen (»Ach, die dumme Kuh hat mich sowieso nicht verdient«)
Das alles sind natürlich Gefühle, die es einem noch einmal schwerer machen, gut gelaunt, positiv und freudestrahlend auf andere Menschen zuzugehen und Kontakte zu knüpfen. Der Schüchterne wirkt einmal mehr unsympathisch und steht sich damit schon wieder selbst im Weg.
SYMPTOME VON SCHÜCHTERNHEIT IM VERHALTEN
Nicht weniger stehen sich viele Schüchterne selbst im Weg, was ihr Verhalten angeht:
Wenn sie zum Beispiel eine Party besuchen, halten sie sich vornehm im Hintergrund, verschmelzen fast schon mit der Tapete oder tun so, als seien sie ein Teil des Mobiliars. (Wenn sie besonders viel Pech haben, hängt ein anderer Gast seine Jacke an ihnen auf.)
Sie weichen dem Blickkontakt mit anderen Leuten aus – und nehmen deshalb oft gar nicht wahr, dass Frauen sich an ihnen interessiert zeigen, sie einladend anschauen oder durchaus beeindruckt wirken.
Sie reden sehr schnell, um aus einer Gesprächssituation möglichst bald wieder herauszukommen, oder viel zu leise, weil sie so unsicher sind und nicht auffallen möchten.
Wenn sie vor einer Situation stehen, die möglicherweise heikel werden könnte – beispielsweise einen attraktiven Menschen des anderen Geschlechts anzusprechen –, reagieren sie oft mit einer Form des Vermeidungsverhaltens. Sie verfallen dann zum Beispiel in eine Art Totenstarre, sind also für ein paar Sekunden sprachlos und wie gelähmt. Oder aber sie gehen der ganzen Situation von vornherein aus dem Weg, etwa indem ihnen plötzlich einfällt, was sie eigentlich ganz dringend erledigen müssen. Wo es die Situation erlaubt (also nicht gerade mitten im Versuch eines Flirts), entziehen sich ihr viele Menschen auch, indem sie ihre Aufmerksamkeit auf etwas weniger Unangenehmes lenken, sich in ihre innere Welt zurückziehen, dadurch geistesabwesend werden oder sich kleinen Tagträumen hingeben.
Eine spezielle Form des Vermeidungsverhaltens, das insbesondere beim Kontakt mit begehrenswerten Menschen zutage tritt, ist der bereits erwähnte Wechsel auf die Kumpel-Schiene. Statt jemandem zu offenbaren, dass man ihn wirklich mag und vor allem auch erotisch ansprechend findet, blendet man diesen Umstand vollkommen aus und nähert sich lediglich auf der Ebene eines guten Freundes. Statt seine Gefühle zu zeigen, tut man lieber lässig und gleichgültig, um sich dadurch vor möglichen Verletzungen zu schützen.
Viele Schüchterne machen aus ihrer Zurückhaltung einen Lebensstil: Sie kleiden sich unauffällig und farblos, verzichten selbst dann darauf, das Wort zu ergreifen, wenn sie interessante Beiträge leisten könnten, und scheuen Situationen, die sie als belastend erleben, beispielsweise Partys, Speed-Datings und Clubbesuche. Alles in allem macht Schüchternheit deshalb oft einsam.
WIE IST DEINE SCHÜCHTERNHEIT ENTSTANDEN?
Die bis hierhin geschilderten Ängste speisen sich aus verschiedenen Quellen:
Wir haben aus eigenen schlechten Erfahrungen gelernt. Das ist wohl jene Quelle, die den meisten von uns als Erstes in den Sinn kommt. Ein Mann, der beispielsweise bei seinen Versuchen, Frauen näherzukommen, immer wieder auf die Nase gefallen ist, wird deshalb bewusst oder unbewusst in Zukunft zurückhaltender sein. Er hat eine Art negativer Lernerfahrung durchgemacht. Dasselbe gilt, wenn er ein-oder zweimal auf besonders spektakuläre Weise abgeblitzt ist: Beispielsweise, wenn er dabei vor Dritten gedemütigt wurde oder wenn eine umworbene Frau ihm zunächst scheinbar ebenfalls erotisches Interesse signalisierte, um ihm schließlich zu eröffnen, dass sie die ganze Zeit nur mit ihm gespielt hatte (um ihr eigenes Ego zu stärken). Du könntest also einmal deine Vergangenheit durchforsten, ob du dort auf ein kleines »soziales Trauma« stößt, wenn es
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