Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Perfekte Eroberer

Der Perfekte Eroberer

Titel: Der Perfekte Eroberer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Hoffmann
Vom Netzwerk:
gehen Körper und Seele auch im Zusammenhang mit Schüchternheit oft ineinander über. Die »Mattscheibe«, von der ich eben gesprochen habe, kann insofern auch in die Rubrik der mentalen Probleme eingeordnet werden. Andere Symptome aus diesem Bereich sind:
Sich über alle Maßen darum zu sorgen, was andere wohl über einen denken mögen.
Sich vor einem Gespräch schon auszumalen, was alles schiefgehen könnte.

Sich während eines Gesprächs schmerzhaft bewusst zu sein, was für einen Blödsinn man da vermeintlich von sich gibt.
Nach einem Gespräch ständig über seinen Verlauf nachzugrübeln und sich dabei insbesondere über jene Dinge den Kopf zu zerbrechen, die man glaubt »falsch« gemacht zu haben.
    Typische Gedanken, die einem Schüchternen während einer Unterhaltung durch den Kopf gehen können, wären demnach:
»Mann, das hört sich ja total bescheuert an, was ich da von mir gebe!«
»Die muss mich ja für den letzten Deppen halten.«
»So dick und unsportlich, wie ich aussehe, ist es doch völlig egal, was ich sage.«
»Ich bring’s einfach nicht. Die anderen spielen alle in einer ganz anderen Liga als ich.«
    Der Schüchterne ist also kurz gesagt ein Mensch, der dreimal leidet: vor der konkreten Situation, währenddessen und dann noch einmal ausführlich danach. Und wenn er Pech hat, erscheint er dabei auch noch besonders ungehobelt, weil sich seine Gedanken nur um ihn selbst drehen und er Schwierigkeiten hat, angemessen auf seinen Gesprächspartner und dessen Äußerungen zu reagieren. Oft wirken gerade die besonders unsicheren Menschen auf andere kühl oder arrogant, weil sie kaum ein Wort sagen und offenbar nicht gewillt sind, auf ihr Gegenüber einzugehen. Ironischerweise haben aber gerade diejenigen, die auf der geistigen Ebene eher simpel gestrickt sind, kein Problem, bei ihren Mitmenschen anzukommen: Sie erzählen
auch triviale Sachen unbefangen und frei von der Leber weg und wirken dadurch besonders offen, echt und ungezwungen. Mancher Schüchterne mag sich schon gewünscht haben, dass es eine einfache Methode gäbe, seinen Intelligenzquotienten oder wenigstens sein Reflexionsvermögen auf etwa die Hälfte zu senken, um dann endlich leichter durchs Leben zu kommen!
    Viele schüchterne Männer haben den Eindruck, dass Frauen eher auf Trottel fliegen. Und viele schüchterne Frauen haben umgekehrt denselben Eindruck und glauben, Männer würden vor allem auf plappernde Dummerchen abfahren. Beides ist vermutlich so nicht richtig. Stattdessen scheinen die Trottel und die plappernden Dummerchen nur einfach nahbarer zu sein. Man kann leichter mit ihnen in Kontakt treten als mit den ständig befangenen Grüblern, die jedes eigene Wort auf die Goldwaage legen.
    Das Vertrackte ist, dass der Schüchterne eigentlich nur auf Denkmuster zurückgreift, die ihm auf anderen Gebieten, etwa in seinem Job, durchaus dienlich waren und dort auch zu Erfolgen geführt haben. Weshalb er sie auch so gut gelernt hat. Prinzipiell schaltet er nur drei mentale Vorgänge hintereinander:
Wünschen/Träumen
Kritisieren
In die Tat umsetzen
    Wenn ich ein Buch wie dieses hier schreibe, dann helfen mir die drei Schritte wunderbar. Zuerst habe ich die Idee zu dem Buch, begeistere mich dafür, sehe es fast schon fertig vor mir. Dann gehe ich über in die kritische Phase und stelle fest, dass bestimmte Dinge nicht so klappen, wie ich sie mir vorstelle. Danach schreibe ich das
Manuskript. Schließlich kommt eine zweite kritische Phase, in der ich alles noch einmal gründlich überarbeite. Zum Schluss bin ich glücklich und zufrieden, und meine Leser hoffentlich auch.
    In bestimmten sozialen Situationen, zum Beispiel wenn es um das Anbaggern gut aussehender Frauen geht, funktionieren diese drei Schritte allerdings ganz und gar nicht so gut. Im Gegenteil: Schüchterne Menschen stolpern dabei über ihre eigenen Füße. Erst schmachten sie die betreffende Person eine Zeit lang aus sicherer Entfernung an, sind also ausschließlich mit Wünschen und Träumen beschäftigt. Dann kritisieren sie sich selbst dafür, dass sie es ja doch nicht schaffen, dieses Wunderwesen anzusprechen, und falls doch, machen sie sich dafür fertig, wie dämlich sie dabei gewirkt hätten. Deshalb entscheiden sie sich zuletzt dafür, diese Aktion doch lieber bleiben zu lassen – oder sie überwinden sich, sind aber bei dem Gespräch hauptsächlich damit beschäftigt zu beobachten, was für eine schlechte Nummer sie da vermeintlich abgeben.
    DIE EMOTIONALEN SYMPTOME

Weitere Kostenlose Bücher