Der Perfekte Eroberer
um Frauen geht. Wurdest du schon einmal dermaßen abgefertigt, dass du dich danach erst einmal komplett zurückgezogen hast? Das kann ein Schlüsselerlebnis gewesen sein. Hättest du nämlich unverdrossen zum Beispiel mit dem Angraben fremder Frauen weitergemacht und danach das eine oder andere Erfolgserlebnis verzeichnen können, dann hätte diese negative Erfahrung dein Selbstbewusstsein sogar noch stärken können, weil du festgestellt hättest, dass du so etwas gut überstehen kannst. Als kleiner Tipp am Rande sei hier also vermerkt, dass man soziale Traumata am besten überwindet, indem man sich gleich danach wieder ins Getümmel stürzt. Wobei ich gerne zugestehe: Manchmal können solche Verletzungen so heftig
sein, dass man gar nicht die Energie und die Willenskraft aufbringt, sich danach sofort wieder aufs »Schlachtfeld« zu wagen.
Wir sind durch unsere Erziehung beeinflusst. Eine spezielle Form dieser negativen Erfahrung am eigenen Leibe kann es sein, wenn man mit Eltern, Vorgesetzten oder anderen (vermeintlichen) Autoritätspersonen zu tun hatte, die einem unaufhörlich den Eindruck vermittelt haben, dass man in irgendeiner Hinsicht unzureichend sei. Manche Kinder werden auch dadurch befangen gemacht, dass ihnen ihre Eltern durch das nachdrückliche Ausmalen aller möglichen Hindernisse und Gefahren den Eindruck vermitteln, unsere Welt sei ein besonders riskanter Ort, dem sie hilflos und nicht genügend ausgerüstet gegenüberstehen. Vielleicht hast du so früher oder später verinnerlicht, dass du zu ungebildet, nicht hübsch genug oder auf irgendeine andere Weise »wertlos« bist und keine echten Chancen hast, vor deiner Traumfrau zu glänzen und sie zu erobern.
Wir lernen aus den schlechten Erfahrungen anderer Leute. Normalerweise ist es eine gute Sache, dass wir nicht allein umständlich und manchmal schmerzhaft aus eigenen Erfahrungen lernen müssen, sondern oft auch, indem wir beobachten, wie es anderen Menschen mit einem bestimmten Verhalten ergeht. Allerdings kann auch hier ein negativer Lerneffekt stattfinden, wenn wir beispielsweise einen Kollegen bei der neuen Praktikantin übel auflaufen sehen und deshalb beschließen, uns selbst diese Blamage zu ersparen und eine Kontaktaufnahme erst gar nicht zu versuchen.
Wir werden durch Medien konditioniert. Viele Männer, die eine besonders starke Empathie für Frauen empfinden, beginnen
zum Beispiel feministische Veröffentlichungen zu lesen. Dort erfahren sie, dass Berührungen sexuelle Belästigung darstellen und selbstbewusstes Auftreten mit Mackertum gleichzusetzen ist. Oder sie schauen sich einen »Chick flic«, eine frauenfreundliche Komödie, im Kino an und sehen dort, wie Männer bei jedem Annäherungsversuch an Frauen scheitern und bloßgestellt werden. Daraus entnehmen sie die Botschaft, dass es sich in keiner Weise lohnt, ein solches Risiko einzugehen.
Es kann allerdings auch gut sein, dass Männer immer schon unsicher waren und jetzt erst lernen, darüber zu sprechen. »Frauen neigen eher zu Schüchternheit als Männer, richtig? «, fragt etwa der berühmte Psychologe Philip Zimbardo in seinem Buch Nicht so schüchtern . »Falsch! Noch eine irreführende Verallgemeinerung, die wahrscheinlich auf Beobachtungen zurückgeht, nach denen die meisten Männer in Gesellschaft aggressiver und bestimmter auftreten. Nach unseren Erkenntnissen gibt es in diesem Punkt keinen Unterschied zwischen den Geschlechtern.« Tatsächlich sei unter Studenten der Prozentsatz derjenigen, die sich als schüchtern bezeichnen, sogar noch etwas höher als unter den Studentinnen.
Zimbardo schildert in seinem Buch ein Gespräch, das er mit dem Direktor des studentischen Gesundheitsdienstes an einem größeren College führte. Dieser Direktor berichtete ihm, dass ihn jedes Jahr etwa 500 Studenten – also fünf Prozent der gesamten Studentenschaft – um Rat bitten, weil sie sich einsam fühlen. Jeder von ihnen erhalte eine individuell auf seine Person ausgerichtete Behandlung, aber die wenigsten würden davon tatsächlich profitieren. Zimbardo erkundigte sich, wie die Reaktion des Direktors aussehe, wenn alle 500 von Einsamkeit Geplagten gleichzeitig
in die Sprechstunde des Gesundheitsdienstes kämen. Er erhielt zur Antwort, in diesem Fall würde man mit dem Vertrauensmann der Studenten oder dem Leiter des Wohnheims sprechen, um zu klären, was da draußen eigentlich los sei, dass es zu solchen Massenreaktionen käme.
Hier genau erkennt Zimbardo die Crux: Solange die
Weitere Kostenlose Bücher