Der Perfekte Eroberer
»Es ist mir ein bisschen peinlich, aber ich würde mich wirklich gerne mit dir treffen.« Auf dem zweiten Platz landeten unverfängliche Einleitungen wie: »Und, wie gefällt dir die Band so?« Aber schon ein einfaches »Hi« führte in 55 Prozent aller Fälle zu einem Gespräch. Als Rohrkrepierer stellten sich schnoddrige Eröffnungen heraus (»Wetten, dass ich dich unter den Tisch saufen kann?«), lahme Standardsprüche (»Kenne ich dich nicht irgendwoher?«) und die üblichen Aufreißersprüche, die nur lustig sind, wenn man sie seinen Kumpels erzählt (»Ich habe meine Telefonnummer vergessen – kann ich deine haben?«, »Ich bin neu hier und kenne mich in der Stadt noch nicht aus. Wie komme ich am schnellsten zu deiner Wohnung?«, »Dein Kleid würde prima zu meinem Schlafzimmerboden passen« und so weiter und so fort). Mit solchen plump-offensiven Anmachen kann man Untersuchungen zufolge nur Frauen für sich gewinnen, die sexuell ohnehin extrem aufgeschlossen und leicht zugänglich sind. Manche Profi-Aufreißer benutzen sie deshalb, um herauszufinden, welche Frauen leichte Beute darstellen. Wenn man sehr selbstbewusst ist und nur an Frauen interessiert, die man schnell ins Bett bekommen kann, sind solche Sprüche hilfreich zum Sortieren. Frauen, die nach einem verlässlichen Partner suchen, wenden sich in der Regel aber entnervt ab.
Die Wirkung unterschiedlicher Anmachsprüche untersuchte auch das Team um den amerikanischen Psychologen Richard Wiseman. Dazu ließen die Forscher je 50 alleinstehende Männer und Frauen beim Speed-Dating aufeinandertreffen. Hier wurden Männer als wenig attraktiv eingeschätzt, die alte Standardsprüche verwendeten (»Kommen Sie oft hierher?«) oder sich bemühten, mit Bemerkungen
wie »Ich habe einen Doktortitel in Informatik« zu glänzen. Erfolgreich hingegen war ein Mann, der seine Gesprächspartnerin dazu brachte, ungezwungen und unkonventionell über sich selbst zu reden. »Wenn Sie an einer Schlagershow teilnehmen könnten, wer würden Sie gerne sein?« galt als Favorit. (Umgekehrt konnten die Frauen bei Männern vor allem mit der Frage punkten: »Wenn Sie ein Pizzabelag wären, was wollten Sie sein?«) Wiseman gelangte zu dem Schluss, dass Menschen als anziehend wirken, die andere dazu bringen, sich auf kreative, spaßige und ungewöhnliche Weise zu öffnen.
In seinem Buch Wie Sie in 60 Sekunden Ihr Leben verändern nennt Wiseman drei weitere Tricks, mit denen man seinen Untersuchungen zufolge bei Frauen punkten kann:
Zeige Tapferkeit. Wenn Frauen gebeten werden, die wünschenswertesten Eigenschaften bei einem kurz- oder langfristigen Partner zu nennen, werden Freundlichkeit und Altruismus jedes Mal übertrumpft von Tapferkeit. Deshalb gibt Wiseman den folgenden Rat: Erwähne deine Liebe zum Fallschirmspringen sowie die Notwendigkeit, für eine gerechte Sache einzutreten oder dem Ruf deines Herzens zu folgen. Praktischerweise ergänzt sich das sehr gut mit meinem eigenen Ratschlag, dem zufolge jeder Mann eine Mission benötigt, die für ihn von Bedeutung ist.
Hab keine Angst vor Negativität. Um eine stärkere Verbindung herzustellen, ist es geschickter, mit jemand anderem über Dinge oder Personen zu lästern, die beide Gesprächspartner nicht mögen, als diejenigen Aspekte zu betonen, die beide toll finden. Wisemans Forschungen zufolge fühlen sich Menschen einander näher, wenn sie bei Dingen übereinstimmen, die sie beide nicht leiden können. Anscheinend
schweißt der gemeinsame Widerstand zusammen. Eine gute Gelegenheit zur Partnersuche müssten demnach Demonstrationen und andere politische Protestaktionen sein.
Spiegle die Körpersprache deines Gegenübers. Dass man besonders sympathisch erscheint, wenn man unauffällig die Körpersprache einer Person nachahmt, mit der man in Kontakt treten möchte, wird seit den neunziger Jahren in den verschiedensten psychologischen Ratgebern genannt. Diese Methode lässt sich tatsächlich durch Experimente stützen. Dabei sprachen angebliche Marktforscher fremde Personen auf der Straße an, um ihnen einige Fragen zu stellen. Einige ahmten dabei unmerklich die Körperhaltung und Gesten der angesprochenen Person nach, andere nicht. Als man später die angesprochenen Leute noch einmal befragten, berichteten diejenigen, deren Verhalten bei der ersten Begegnung nachgeahmt wurde, eine stärkere emotionale Verbindung gespürt zu haben. Möglicherweise liegt hier dasselbe instinktive Denkmuster zugrunde wie bei der Methode des
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