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Der Pestengel von Freiburg

Der Pestengel von Freiburg

Titel: Der Pestengel von Freiburg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Fritz
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träufelte sich und Behaimer einige Tropfen in ihren Wein. Es war ein Liebestrank aus Lorbeersamen, Muskatnuss und Petersilie in einem Sud aus Alraune.
    «Auf die schönste aller Leibesübungen!»
    Der Graf hob den Becher und trank ihn in einem Zug leer.
    «Was geht es uns doch gut, Behaimer! Ja, so ist das Leben. Der eine scheißt in den Topf, der andere daneben.»
    Behaimer leerte ebenfalls seinen Becher und lehnte sich grinsend zurück. Als Prophylaxe gegen Ansteckung empfahlen die alten Gelehrten, Sonne und Frischluft zu meiden, tagsüber nicht zu schlafen, dafür mäßige Leibesübungen in geschlossenen Räumen durchzuführen, um die warmen Körpersäfte durch Schwitzen abzuführen. Hiermit allerdings war er bei seinem Herrn auf Granit gestoßen. Weder hatte der auf seinen Mittagsschlaf verzichten wollen noch sich mit irgendwelchen kindischen Übungen quälen. Da hatte Behaimer ihm vorgeschlagen, sich die Süßspeise doch von appetitlichen Weibsbildern servieren zu lassen, er wolle sich gern darum kümmern. So hatte sich eingebürgert, dass ihre gemeinsame Mahlzeit nicht in den Mittagsschlaf, sondern in eine ganz besonders anregende Form des Nachtischs mündete.
    Meist waren es junge Hübschlerinnen aus dem Haus Zurkurzen Freud, die Behaimer auf die Burg bestellte und die er allesamt zur Genüge kannte. Doch hin und wieder, wenn der Alte die Mädchen über Egino, seinen Jüngsten, besorgen ließ, tauchten neue Gesichter auf: dralle, kräftige Bauernweiber, die sich für nichts zu schade waren und Behaimers Puls zum Rasen brachten. Allzu oft durfte das nicht geschehen, schließlich war der geschlechtliche Verkehr, sofern er zu leidenschaftlich durchgeführt wurde, äußerst schädlich. Zudem neigte er neuerdings dazu, allzu schnell in Erregung zu geraten und seine Pfeile vorzeitig abzuschießen. So wie gestern, als ihn die üppige Blonde mit den riesigen Brüsten gerade erst auf den Rücken geworfen und bestiegen hatte. Da war das Vergnügen für ihn bereits vorbei gewesen, während sich der nackte Graf auf dem Türkenteppich noch eine halbe Ewigkeit mühte und wälzte, um zur Erfüllung zu gelangen. Die redlichen Anstrengungen der Blonden, Behaimer und sein bestes Stück wieder ins Geschäft zu bringen, hatten leider nicht gefruchtet, und so hatte er sich irgendwann ob des auf- und abschwellenden Gestöhns neben sich die Ohren zugehalten.
    Heute indessen würde ihm das bestimmt nicht widerfahren. Er hatte Irmel und Nese herbestellt, sehr zu Graf Cunrats Freude, denn die beiden waren die jüngsten Huren, die er kannte. Somit war der Effekt gerade gegenteilig: Der alte Graf vermochte angesichts deren Jugend kaum an sich zu halten, während Behaimer das Ganze, da es ihm vertraut war wie aus langen Ehejahren, äußerst geruhsam angehen konnte.
    Voller Vorfreude läutete der Graf jetzt dreimal die Tischglocke, zum Zeichen, dass man bereit sei für die Süßspeise. Die Tür sprang auf, und die Mädchen traten ein, die eine mit einem Silbertablett voller Mandelkuchen, die andere mit einer Schale kandierter Früchte. Beide waren sie in hellrote, ungegürteteGewänder gekleidet, unter denen sie, wie Behaimer wusste, nackt waren, mit einem Ausschnitt so tief, dass er Schultern und Busen fast gänzlich den Blicken freigab. In ihr unverhülltes Haar hatten sie gelbe Bänder eingeflochten.
    Während sie zur Tafel schritten und dort ihre Last abstellten, kicherten sie wie stets kindisch vor sich hin, was Behaimers Appetit sofort um einiges dämpfte. Doch inzwischen hatte er ein Mittel gefunden, sich trotz allem in Fahrt zu bringen. Er feuerte sich selbst und den Alten, während sie ihre Buhlerei trieben, mit unflätigen und höchst respektlosen Ausdrücken an. In anderer Lage hätte er sich damit um Lohn und Brot oder gar Schlimmeres gebracht, doch Graf Cunrat schien hierüber jedes Mal höchst entzückt.
    Die beiden Mädchen machten zunächst, rechts und links ihres Herrschers, einen ehrerbietigen Knicks, wobei sie ihren Rocksaum für einen kurzen Moment bis weit übers bloße Knie lupften. Angesichts dieses Vorgeschmacks auf das Kommende entfuhr dem Grafen wie jedes Mal ein kleines Grunzen, und wie jedes Mal schloss er in diesem Moment die Augen.
    «Irmel, serviere mir eine glacierte Kirsche. Und du, liebe kleine Nese, ein Stückchen Mandelkuchen.»
    Gehorsam nahm Irmel, nicht ohne sich zuvor mit einem Augenzwinkern an Behaimer eine Dattel in den eigenen Mund zu stecken, die runde rote Frucht und legte sie sich in ihren

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