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Der Pestengel von Freiburg

Der Pestengel von Freiburg

Titel: Der Pestengel von Freiburg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Fritz
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ob Ihr ihn nicht untersuchen könnt. Er hat Angst, dass   …»
    «Unsinn. Zunächst muss ich seinen Harn prüfen, ob er schwarz ist oder auffällige Sedimente aufweist. Er soll versuchen, in einen Becher zu pinkeln. Derweil fragt seinen Vater nach jeder Einzelheit: nach trockener Zunge, Nasenbluten, Irrereden, Schmerzen jeglicher Art. Habt Ihr alles verstanden?»
    Der Diener nickte voller Entsetzen.
    «Der Stallmeister soll sich nicht unnötig verrückt machen. Bringt mir in einer Stunde den Bericht, dann sehen wir weiter. Noch ist nicht heraus, was der Franz sich da geholt hat.»
    Dabei war sich Behaimer hierüber fast sicher. Als er in den Kleinen Saal zurückkehrte, hatte der Alte gerade sein Werk vollbracht, während Nese noch immer in derselben Stellung wie zuvor verharrte. Behaimer war jegliche Fleischeslust vergangen.
    «Steh auf und zieh dich an», befahl er ihr barsch.
    Er setzte sich an den Tisch und schenkte sich Wein ein,wobei seine Hände zitterten. Der noch immer splitternackte Graf rappelte sich von seinem Teppich auf. «Was ist mit dem Franz?»
    Der Anblick des Grafen und der beiden Weiber widerte Filibertus Behaimer plötzlich an. Geradeso wie der Weihrauchgestank überall im Burgschloss und die Fressgelage zu jedem Mittag.
    «Ein böser Infekt, nichts weiter. Und jetzt kleidet Euch besser an, lieber Graf. Sonst holt Ihr Euch womöglich auch noch etwas.»

Kapitel 24
    D aniel führte ein strenges Regiment. Ohne seine Begleitung durfte keiner Hütte und Lichtung verlassen, und jeden Abend, bevor sie sich schlafen legten, machte er mit dem Hund, der ihm mittlerweile aufs Wort gehorchte, einen Rundgang zur Kontrolle. Anfangs hatte sich Clara lustig gemacht über den alten Mann, der aus ihrem Waldstückchen so etwas wie eine wehrhafte Burganlage machen wollte. Als Erstes hatte er die Büsche abgeschlagen, die den Blick auf den in ihre Lichtung mündenden Pfad versperrten. Nun konnte man weitaus schneller erkennen, wer sich ihnen näherte. Als Nächstes errichtete er aus einer flachen Schicht trockener Zweige eine Art Schutzwall rundum, die verräterisch knackten, sobald sich jemand der Hütte unbemerkt nähern wollte. Seine Armbrust lehnte griffbereit neben der Tür, und täglich machte er seine Schießübungen im Wald.
    Dass sein Schutz und all diese Maßnahmen durchaus nötig waren, zeigte sich bereits eine Woche nach seiner Ankunft. Bisher hatten sie hier in völliger Einsamkeit gelebt, und abgesehen von den beiden zwielichtigen Burschen mit ihrem blinden Vater hatten sie nie wieder einen Fremden zu Gesicht bekommen. Doch um dieselbe Zeit, in der Daniel zu ihnen gestoßen war, hatte man immer wieder unterhalb der Lichtung, vom Hauptweg her, Stimmen vernehmen können. Da war Clara denn doch froh, dass ein Mann an ihrer Seite war, zumal einer, der jahrelang als einer der Besten in der Schützenbruderschaft galt.
    «Ob das Wilderer sind?», hatte sie den alten Gesellen gefragt.
    «Mag sein», entgegnete er in seiner bedächtigen Art. «Könnte aber auch bedeuten, dass immer mehr Menschen vor der Seuche in den Wald fliehen. Wir müssen wachsam sein.»
    «Nun ja, sie werden uns schon in Ruhe lassen.»
    «Sei dir da nicht so sicher, Clara. Nur die Ärmsten ziehen freiwillig in den Wald, wo sie kein Obdach haben. Und für die leben wir doch wie im Garten Eden, mit unserer Hütte und unseren Vorräten.»
    Zwei Tage nach diesem Gespräch, als sie nach dem Morgenessen alle miteinander die heilige Quelle aufsuchten, fanden sie den Ort zu ihrem Schrecken von einer Gruppe Menschen besetzt. Schon von weitem hatten sie laute Stimmen und Rufe vernommen und sich daher vorsichtig über einen halb zugewachsenen Nebenpfad genähert. Ein gutes Dutzend zählten sie, allem Anschein nach entlaufene Knechte und Mägde, die sich rund um die Kapelle aus Stöcken und alten Tüchern ihre Zelte errichtet hatten.
    «Die werden wohl länger hierbleiben», flüsterte Daniel und bedeutete ihnen, den Rückzug anzutreten. Er selbst wolle noch bleiben und herausfinden, woher diese Leute kamen und ob es sich nicht doch um eine Bande Wegelagerer handle.
    «Bleibt alle zusammen mit Cerberus in der Hütte, bis ich zurück bin. Es wird nicht lange dauern.»
    Gegen Mittag war der Geselle noch immer nicht wieder aufgetaucht, und Clara machte sich ernsthafte Sorgen.
    «Was, wenn sie ihn erschlagen haben?», fragte Johanna leise.
    Clara antwortete nicht. Dasselbe hatte sie eben auch gedacht. Und daran, dass Benedikt damit seinen einzigen Freund

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