Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Pestengel von Freiburg

Der Pestengel von Freiburg

Titel: Der Pestengel von Freiburg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Fritz
Vom Netzwerk:
Jolieb, Noah Liebekind und dem jungen Arzt Gutlieb gefunden zu haben.
    Draußen vor der Stadtmauer, auf einer Wiese am Dreisamufer, wurde ein Holzgerüst errichtet. Dort sollten am Freitag vor Lichtmess alle Gefangenen, mit Ausnahme der Schwangeren, Kleinkinder und christlich Getauften, verbrannt werden.

Kapitel 14
    S chickt dich der Rat?»
    «Nein.» Clara schüttelte den Kopf. Sie lauschte in das Dunkel hinter der Absperrung, doch weder Weinen noch der leiseste Klagelaut war zu hören. «Heinrich schickt mich. Ich soll nochmal nach den Frauen und Kindern sehen.»
    Rudolf runzelte die Stirn, dann stieß er ein trockenes Lachen aus. «Da gibt’s für dich nichts mehr zu beschauen. Morgen ist es vorbei mit ihnen. Aber trotzdem freut’s mich, dich wiederzusehen. Dazu noch ohne deinen Heinrich.»
    Er berührte ihre Wange, und Clara ließ es geschehen. Schließlich musste sie ihn bei Laune halten, auch wenn sie jetzt, wo der Spitalknecht wieder nach oben gegangen war, ein mulmiges Gefühl beschlich.
    «Aber den Kindern – denen geschieht doch nichts?»
    «Den kleineren nicht. Die kommen ins Kloster, auf dass rechte Christenmenschen aus ihnen werden.»
    Seine Blicke klebten am Ausschnitt ihres Busens.
    «Hör zu, Rudolf – ich will nicht lang drumrum reden.» Sie zog ihn mit sich in Richtung Treppe. «Wir waren doch einmal gute Freunde. Ich will dich um etwas bitten, was dein Schaden nicht sein soll.»
    Sie zog einen Lederbeutel unter ihrem Umhang hervor.
    «Das alles gehört dir und noch einmal die gleiche Summe, wenn es dir gelingt, Esther und Deborah Grünbaum hier herauszuschaffen, mitsamt den beiden Kleinen.»
    Rudolf blickte sie verblüfft an. «Du spinnst doch», sagte er dann. «Wie soll das gehen?»
    «Ganz einfach. Sobald ich weg bin, holst du den Knecht und bietest ihm an, einen Schluck mit dir zu trinken. Ich hab gesehen, dass du einen Weinschlauch versteckt hältst. Hier, ich hab zwei Becher mitgebracht. In den einen geb ich einen Schlaftrunk. Sobald der Knecht eingeschlafen ist, nimmst du seinen Türschlüssel an dich. Keine Sorge, er wird bis morgen früh schlafen wie ein Stein. Zum Torschlussläuten wart ich oben an der Tür auf dich, und du bringst die Frauen und die beiden Knaben zu mir herauf. Danach steckst du den Schlüssel wieder zurück an seinen Bund.»
    «Und was sag ich morgen, wenn vier der Gefangenen fehlen?»
    Darauf wusste Clara auch keine Antwort. «Keine Sorge», beruhigte sie mehr sich selbst als den Wärter. «Da drinnen stecken über vierzig Menschen. Niemand wird nachprüfen, ob jemand fehlt. Warum auch – schließlich gibt es keinen Grund, weshalb du Esther und Deborah hättest befreien sollen. Du kennst sie ja kaum. Aber gib acht: Wenn du Schwierigkeiten fürchtest, nimm hernach ebenfalls von dem Schlaftrunk, ich lasse dir noch was da. Dann wisst ihr eben alle beide von nichts, falls etwas herauskommen sollte.»
    «Du bist noch immer wie früher», sagte er mit einem Leuchten in den Augen, «mit dem Kopf durch die Wand.»
    Er nahm den Beutel an sich, öffnete das Band und ließ seine Hand hineingleiten.
    «Das ist zu wenig.»
    «Ich sagte doch – dasselbe noch einmal, wenn es vorbei ist.»
    «Trotzdem. Wenn du willst, dass ich alle vier herauslasse, musst noch was drauflegen.»
    «Mehr hab ich nicht. Was meinst, was mich der Wärter am Predigertor kostet, dafür, dass er wegschaut.»
    Er befestigte den Beutel an seinem Gürtel und schob Clara nun gegen die Mauersteine neben dem Treppenaufgang.
    «Das mein ich auch nicht», flüsterte er und befingerte ihre Brüste.
    «Hör auf, Rudolf. Lass mich los.»
    «Stell dich nicht so an. Du willst etwas von mir, ich will etwas von dir. Ein einfacher Handel, nichts weiter.»
    Sein Atem roch alt und faulig, als er jetzt seine Lippen zu einem Kuss näherte. Seine Rechte umklammerte ihren Hintern und drückte ihn gegen seinen Schoß. Selbst durch die dicke Schicht Stoff spürte sie Rudolfs geschwollenes Geschlecht.
    Clara riss den Kopf zur Seite und brüllte nach dem Knecht.
    «Hältst du wohl dein Maul?», zischte Rudolf. Doch da erschien auch schon am oberen Treppenabsatz ein schwacher Lichtschimmer.
    «Ist alles in Ordnung, Frau Clara?»
    «Ja, keine Sorge, guter Mann», gab Clara zurück, wobei ihre Stimme zitterte. «Mich hat nur eine Ratte erschreckt.»
    Mit einem leisen Fluch gab Rudolf sie frei und spuckte vor ihr aus. «Bist selber eine Ratte.»
    «Ich warne dich, Rudolf. Fass mich nie wieder an. Sonst sage ich dem Spitalknecht,

Weitere Kostenlose Bücher