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Der Peststurm

Der Peststurm

Titel: Der Peststurm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Wucherer
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Dank für die Zustimmung aller zur weiteren Suche bekundete, indem sie leise zu schluchzen begann, tupfte sich Konstanze mit einem spitzenbesetzten Tüchlein unauffällig die Tränen aus den Augenwinkeln.
    Nachdem sich der Kastellan bei den Blaufärbern, sowie bei Melchior und seinen Kameraden bedankt hatte, stand er auf und ging um den Tisch herum zu Ignaz und Rosalinde. Als er sich zwischen die beiden stellte und seine Hände auf deren Schultern legte, glaubte Rosalinde, sterben zu müssen. Die unerwartete Berührung des Kastellans und der stechende Blick ihrer Herrin trafen sie wie der Blitz.
    »Nun, Ignaz: Ich habe gehört, dass dich Rosalinde bei deiner Suche nach unserem Sohn begleitet hat. Das finde ich lobenswert«, sagte er ganz bewusst, um seine Frau der Hausmagd gegenüber wenigstens etwas gnädiger zu stimmen. »Was habt ihr zu berichten?«
    Während Ignaz der Reihe nach alles erzählte, senkte Rosalinde demütig ihr Haupt, um den Blicken ihrer geliebten Herrin zu entgehen. »… und das war leider alles«, beendete der treue Knecht seine Ausführungen.
    Verstohlen blickte Rosalinde zu ihm hoch und zupfte ihn dabei an der Hose.
    »Was ist?«, zischte Ignaz leise.
    Dies blieb auch Konstanze nicht verborgen, weswegen sie die Magd in strengem Ton anfuhr und ihr gebot zu sagen, was es noch zu sagen gäbe.
    Rosalinde stand auf und machte einen untertänigen Knicks, ließ dabei aber ihr Haupt immer noch gesenkt, da sie wusste, dass es dem Gesinde gemäß allgemeiner Gepflogenheit eigentlich nicht zustand, Edelleuten allzu direkt in die Augen zu blicken. »Ja, Herrin«, antwortete sie mit zitternder Stimme.
    »Dann raus damit … und schau mir gefälligst in die Augen«, herrschte Konstanze die in diesem Moment ganz besonders scheue Magd an.
    Rosalinde musste ihren ganzen Mut zusammennehmen, um überhaupt antworten zu können: »I… I… I… Ignaz ha… ha… hat vergessen z… z… z… zu erwähnen, w… w… w… was wir beim Moosmann ge… ge… gesehen haben.«
    »Oh ja! Das Ross«, entfuhr es dem Knecht, der sich dabei mit der flachen Hand so fest auf die Stirn schlug, dass es patschte.
    »U… U… U… Und d… d… das Zaumzeug!«
    Ein Raunen ging durch die Runde.
    »Was für ein Ross?«, wollte Konstanze wissen und kam mit dieser Frage ihrem Mann zuvor.
    Nachdem Rosalinde die Geduld aller in Anspruch genommen hatte, weil sie nur stotternd hatte berichten können, dass in Moosmanns Stall ein stolzer Schimmel stehen würde, zu dem auch ein wertvolles Zaum- und Sattelzeug zu gehören schien, meldete sich der Blaufärber zu Wort: »Ich kenne dieses auffällige Pferd«, sagte er erregt und erntete dafür von seiner Frau fragende Blicke.
    »Was?«, rief der Kastellan erregt. »Erzählt weiter!«
    »Nun ja. Ich habe es schon einmal gesehen. Ich erinnere mich sogar noch genau an den Tag und an die Stunde.«
    Bevor Hannß Opser weitersprach, blickte er mitleidig seine Frau an und umfasste zart ihre Hand: »Es war an jenem traurigen Tag, an dem ich nach unserem verschwundenen Sohn Didrik gesucht habe, als ich den Medicus aus dem Ort in Richtung Salzstraße reiten sah. Ich habe mich noch gewundert, warum der als versoffen und nicht gerade als fleißig bekannte Arzt schon zu solch früher Stunde unterwegs war.
    Obwohl ich zu jener Zeit verständlicherweise kein Auge für die schönen Dinge des Lebens haben konnte, sind mir das schneeweiße Pferd und der messingbeschlagene Sattel aufgefallen. Als ich den Medicus gefragt habe, ob er etwas über meinen … « Er hielt einen kurzen Moment inne. Denn um wenigstens etwas Trost zu spenden, wollte er verdeutlichen, dass es ihm und seiner Frau Gunda im vergangenen Jahr ähnlich ergangen war, wie zur Stunde Ulrich und Konstanze Dreyling von Wagrain, weswegen er das ›meinen‹ ganz besonders betonte, bevor er weitersprach: »Sohn wisse, hat er mir nur eine patzige Antwort und seinem Pferd die Sporen gegeben … bevor er mich rüde zu Boden getreten hat.«
    Dass der Schuss zumindest Konstanze gegenüber nach hinten losgegangen war, weil der jüngste Sohn des Blaufärbers zu diesem Zeitpunkt bereits tot gewesen war, zeigte sich darin, dass ihr anstatt eines dankbaren Lächelns nun doch noch ein paar Tränen herunterliefen. Nein: Lodewig ist nicht tot, dachte sie sich gleichsam trotzig und hoffnungsvoll.
    Nachdem zunächst alle Blicke auf den Blaufärber, dann auf Konstanze, gerichtet waren, ruhten sie jetzt gespannt auf dem Kastellan, der eine ganze Zeit lang ruhig dasaß

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