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Der Peststurm

Der Peststurm

Titel: Der Peststurm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Wucherer
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aber sofort wieder eine strenge Miene auf und klatschte mit gewohnter Strenge in die Hände. »Rosalinde, bring deinem Herrn zwei Wolldecken und seine Cuculle. Pack zudem noch Brot und ein Stück Speck ein! Vergiss auch den Wein nicht! Aber spute dich dabei!«
    Und wie sich die überglückliche Magd sputete: Sie freute sich, nach langer Zeit endlich wieder einen Auftrag ihrer Herrin ausführen zu dürfen.
    Der Kastellan, der vom neuen Friedensbündnis seiner Frau mit Rosalinde nichts mitbekommen hatte, wunderte sich zwar, bemerkte aber nichts dazu. Stattdessen sagte er: »Ich danke dir, meine Liebe. Ich verspreche dir, dass ich spätestens morgen Abend wieder hier sein werde. Sollte ich eine Stunde vor Sonnenuntergang noch nicht zurück sein, schick bitte Nepomuk als Ablösung. Mach dir keine Sorgen: Ich achte auf mich … und außerdem: Ich bin ja nicht weit weg.«
    »Da ich dich sowieso nicht von deinem Vorhaben abhalten kann und ebenfalls die einzige Möglichkeit darin sehe, Lodewig zu finden, indem zuvor der Totengräber gefasst wird, heiße ich dein Vorhaben für gut. Sei aber vorsichtig!«
    »Entschuldigt, Herr!«
    Der Kastellan drehte sich um. »Was ist?«
    »Hier!«
    Während ihm Rosalinde mit gesenktem Haupt und einem gekonnten Knicks die Dinge entgegenhielt, die sie im Auftrag ihrer Herrin eilends geholt hatte, umarmte der Kastellan seine Frau und wisperte ihr leise ins Ohr, dass er sie unendlich liebe und dass sie das Richtige gemacht habe. »… Ich meine das mit Rosalinde.«
    »Ich liebe dich auch. Und ich brauche dich. Komm gesund zurück! Bedenke bei allem, was du tust, dass Ruland Berging gefährlich … und hinterlistig ist«, wiederholte sie den Wunsch, Ulrich möglichst bald wieder in die Arme schließen zu können.
    Konstanze fühlte, dass auch ihr Mann in höchster Gefahr schweben würde, wenn er auf den Totengräber träfe. Obwohl ihr etliche der Anwesenden ganz besonders nahestanden, konnte niemand auch nur im Entferntesten erahnen, was in Konstanze vorging, als er den Raum verließ. Um sich nichts anmerken zu lassen, drehte sie sich zum Fenster und stützte sich am Sims ab.
    Als sie Ulrich davonpreschen sah, konnte sie die Tränen allerdings beim besten Willen nicht mehr zurückhalten. Dies sah Nepomuk, der zu ihr eilte, um sie in den Arm zu nehmen.
    »Erst habe ich Diederich verloren, dann wird Lodewig vermisst und jetzt begibt sich zudem noch Ulrich in womöglich tödliche Gefahr. Ich könnte es nicht ertragen, ihn auch noch zu verlieren. Wenn doch nur Eginhard hier wäre.«
    »Noch wissen wir nicht, ob Lodewig ein Leid geschehen ist, und Ulrich weiß sich zu wehren – er ist bewaffnet und trägt seine Rüstung«, tröstete der Mönch die verzweifelte Frau, bevor er auch den anderen vorschlug, in die Schlosskapelle zu gehen, um gemeinsam Gottes Beistand zu erbitten.

Kapitel 52
     
    Fabio war schon längst am Pestfriedhof angekommen und hatte große Mühe, die Hundertschaften von Krähen, die sich über das faulende Menschenfleisch hergemacht hatten, zu vertreiben. Jetzt stank es ihm, dass er vor geraumer Zeit haufenweise Leichen zurückgelassen hatte, ohne sie sofort zu vergraben. Dass er sich ein Tuch um Mund und Nase band und darüber auch noch einen in Essig getränkten Stofffetzen knotete, nützte nicht allzu viel. Ob er wollte oder nicht: er musste ständig würgen, wenn er den Pesthauch des Todes einatmete und zudem auch noch die vielen Maden sah, die ungehemmt ihren Hunger stillten, während sie selbst als Futter von Feldmäusen, Mardern und anderem Getier dienten. Zwischendurch musste sich der offensichtlich doch nicht so abgebrühte Leichenbestatter sogar übergeben. Da er heute aber noch nichts zu sich genommen hatte, kam nur eine bittergelbe Flüssigkeit, deren Geschmack den ganzen Tag nicht aus seinem Mund weichen wollte, so oft er auch ausspuckte und zur Geschmacksneutralisierung sogar Gras kaute, das er fernab des Pestfriedhofes ausgerupft hatte. Ich werde doch nicht schon wieder krank werden? Nicht jetzt noch, sorgte sich Fabio.
     
    Jetzt schwitzte der fleißige Bursche schon etliche Stunden, und er hatte es endlich geschafft, zwar keine allzu tiefen, dafür aber genügend große, Gruben auszuheben, in denen er die Leichen zu viert oder zu acht, einmal sogar zu zehnt, in zwei Lagen übereinander unterbringen und eine Elle Erde darüber schaufeln konnte.
    Bevor er die Neuzugänge versorgen würde, wollte er die zuvor bereits ausgehobenen Löcher mit denjenigen Leichen

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