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Der Peststurm

Der Peststurm

Titel: Der Peststurm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Wucherer
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und überlegte.
    »Natürlich, Herr Opser«, rief er plötzlich. »Eure Aussage bestätigt das, was wir schon lange vermutet und mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit gewusst haben: Der Medicus und der Totengräber haben seinerzeit gemeinsame Sache gemacht. Als der Arzt aus dem Ort in Richtung Salzstraße geritten ist, hat ihn sein Weg bestimmt zum Kräutermann nach Hopfen geführt.«
    »… wo er sich in dessen Kräutergarten die giftigen Gewächse zum Vortäuschen der Pest besorgt hat«, ergänzte Bruder Nepomuk, der bisher geschwiegen und sich wie immer seine eigenen Gedanken gemacht hatte, den Satz.
    Während die beiden eine ganze Weile weiter kombinierten, saßen die anderen still da und hörten interessiert zu.
    »… und wem der Schimmel gehört, wissen wir ja. Wir wussten nur nicht, dass es das edle Tier überhaupt noch gibt und dass es zudem auch noch in einem Staufner Stall untergebracht ist. So ein ausgebuffter Fuchs«, stellte der Kastellan fest und hieb dabei mit der flachen Hand auf den Tisch.
    »Jetzt bleibt nur zu hoffen, dass das Pferd noch dort ist, wo es Ignaz und Rosalinde gestern gesehen haben«, sagte Nepomuk, dem klar war, was sein Freund Ulrich jetzt vorhatte und dass er sich damit beeilen musste.
    »Ignaz, sattle sofort meinen ›Raben‹! Und du, Rosalinde, bringst mir meinen Reisekürass … aber ohne Helm! Nur mit Schlapphut«, befahl der Kastellan wie erwartet.
    Während der Kastellan schon aus seinem Sessel hochschoss, ging zaghaft die Hand des treuen Stallknechtes nach oben.
    »Ja, Ignaz. Was ist?«
    »Mit Verlaub gesagt, würde ich an Eurer statt den ›Raben‹ noch nicht reiten. Ich habe heute früh seine Wunde, die er sich beim Holzrücken zugezogen hat, frisch verbunden und gesehen, dass ihm ein paar zusätzliche Tage bis zur endgültigen Heilung guttun würden.«
    »Ja klar! Danke Ignaz! Das hatte ich in all der Aufregung vergessen. Sattle mir also die Stute.«
    »Ja, Herr!«
    Während der Knecht schon auf dem Weg zum Stall war, erklärte der Kastellan den anderen, dass er ein Versteck in der Nähe des Moosmannhofes suchen wolle, von dem aus er sehen könne, wenn sich jemand dem Stall nähere. »Und wenn es der Totengräber ist, dann gnade ihm Gott!«
    Während der Kastellan laut überlegte, dass es wohl am besten wäre, sich bei der Überwachung abzuwechseln, falls Ruland Berging auf sich warten lassen sollte, und dabei den Raum verließ, stand Konstanze auf und ging langsam um den Tisch herum zu Rosalinde. Der Magd rutschte schier das Herz in die Bruche, als sie von ihrer Herrin gebeten wurde aufzustehen. Bevor Konstanze ihre Magd umarmte, reichte sie ihr die Hand zum Frieden und bedankte sich für ihre wichtige Aussage.
    »Ab jetzt arbeitest du wieder im Haus«, sagte sie fast sanft.
    Während ihre Herrin bei ihrer knappen, fast berührungslosen Umarmung lediglich an eine kurze wiedergutmachende Geste dachte, wurde sie von Rosalinde fest umklammert. Die Magd konnte einfach nicht gleich wieder loslassen. Sie genoss die Freude des Augenblicks und merkte dabei nicht, dass ihre Tränen das Mieder der Herrin tränkten. Irgendwann lösten sich ihre zitternden Finger dann doch. »Verzeiht, Herrin«, brachte sie kaum vernehmbar hervor, als sie auf die Knie fiel und ergeben den Saum von Konstanzes Rock küsste.
    Diese rührende Szene wurde nur von Sarah gesehen und von der Blaufärberin mit einem verständnisvollen Lächeln begleitet. Die anderen waren schon zu den hofseitigen Fenstern geeilt, um zuzusehen, wie der Kastellan aus dem Schlosshof preschte.
     
    Kaum hatte Rudolph das Tor hinter seinem Herrn geschlossen, musste er es schon wieder öffnen. Mit gleichem Tempo, wie der Kastellan das Schloss vor einem Moment verlassen hatte, preschte er jetzt wieder herein, sprang vom Pferd und hastete zurück zum Streifenzimmer. Dort angekommen, riss er beide Flügeltüren auf und versetzte dadurch alle Anwesenden in Staunen.
    Während die anderen immer noch wie angewurzelt am Fenster standen, ging Konstanze fragenden Blickes auf ihren Mann zu. »Was ist los, Ulrich?«, fragte sie, während sie ihm mit einer Hand über die Wange strich.
    »Es könnte sein, dass ich den Posten, den ich jetzt beziehen werde, auch noch heute Nacht beibehalten muss. Ich bleibe so lange, bis Ruland Berging zum Stall kommt, um sein Pferd zu holen, und ich ihn stellen kann. Ich wollte nur, dass du das weißt … Außerdem wollte ich mich von dir auch noch verabschieden.«
    Konstanze lächelte ihn an, setzte

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