Der Peststurm
nie wiederzusehen.« Der Kastellan ballte die Faust, presste Augenlider und Lippen zusammen und knirschte wütend mit den Zähnen, bevor er sich abschließend eingestand: »Der Totengräber wird seiner gerechten Strafe wohl für alle Zeiten entgangen sein!«
»Wer weiß? Vielleicht findet er doch noch seinen Richter? Gottes Wege sind unergründlich«, orakelte der Propst und bat alle Anwesenden um ein abschließendes Gebet.
Dramatis personae
Bis auf diejenigen Personen der Handlung, die es im 17. Jahrhundert tatsächlich gab, und die mit einem * gekennzeichnet wurden, sind die Protagonisten frei erfunden. Ähnlichkeiten, gleich welcher Art, mit lebenden Personen sind rein zufällig.
Die Familie des Kastellans:
Hannß Ulrich Dreyling von Wagrain*
Der gräfliche Verwalter des Schlosses Staufen gehört als sogenannter ›Freier‹ dem niederen Adel an. Er wird von allen nur als ›Kastellan‹ oder mit dem zweiten Vornamen angesprochen.
Er ist stets gutmütig und gerecht. Seine stolze Erscheinung täuscht nicht immer darüber hinweg, dass er in familiären Dingen manchmal zu lasch ist, was ihm oft Ärger mit seiner Frau einbringt.
Trotz manchem Neid und Missgunst ihm und seiner Familie gegenüber ist er der wohl bestgeachtetste und respektierteste Mann im Herrschaftsgebiet Staufen.
Konstanze Dreyling von Wagrain
Die stolze, manchmal überheblich wirkende Frau des Kastellans ist die Mutter der drei Kastellanssöhne.
Sie gibt eine strenge Mutter und Herrin ab und legt ständig eine gewisse Kühle und Reserviertheit an den Tag, obwohl sie in ihrem Innersten doch recht zerbrechlich ist.
Der Haushalt, der Garten, die Kindererziehung und die Bewirtung von Gästen ist ihre Aufgabe, aber sie mischt sich auch gerne in andere Dinge ein. Sie liebt die leider selten gewordenen repräsentativen Aufgaben. Trotz ihrer bemerkenswerten Gestalt und ihres Aussehens hat sie eine sehr schlechte gesundheitliche Konstitution, weswegen sie stets kränkelt.
Eginhard Dreyling von Wagrain
Aufgrund seiner außerordentlichen Begabung ist der erstgeborene Sohn des Kastellans eine Art ›Probestudiosus‹ im berühmten Kloster Mehrerau im österreich-vorarlbergischen Bregenz, wo er als erst zweiter Studiosus die Medizin und die Naturheilkunde erlernt. Er ist zu einem wahren Kräuterexperten geworden und soll mit höchsten beruflichen Weihen bedacht werden. Einer beruflichen Karriere könnten allenfalls schlimme Geschehnisse in der Heimat entgegenstehen.
Er ist ein ausnehmend kluger und besonnener Studiosus, der stets für alle da ist, wenn er gebraucht wird. Durch seine sanfte und ehrliche Art ist er allseits sehr beliebt … auch wenn er schon mal aufbrausen kann, was er von seiner Mutter zu haben scheint.
Lodewig Dreyling von Wagrain
Aus dem mittleren Sohn des Kastellans ist ein ausnehmend schneidiger junger Mann geworden, der nichts und niemanden fürchtet, weswegen er lieber zur Waffe, als zur Feder greift. Er soll später in die Fußstapfen seines Vaters treten und Kastellan werden.
Der ganz besonders gut aussehende Bursche ist drahtig, fleißig und traditionsbewusst, aber auch robust. Dennoch ist er von sanfter Natur und dementsprechend feinnervig.
Diederich Dreyling von Wagrain
Der jüngste Sohn des Kastellans und seiner Frau Konstanze bedarf noch des besonderen Schutzes seiner Familie.
Das wohlbehütete Nesthäkchen ist für sein Alter zwar noch etwas verspielt, aber dennoch recht pfiffig und an allem interessiert. Man könnte sogar sagen, dass er gefährlich neugierig ist. Sein sonniges Gemüt ist ansteckend, weswegen ihn seine Eltern, Brüder und die anderen Schlossbewohner ganz besonders ins Herz geschlossen haben.
DIE ANDEREN SCHLOSSBEWOHNER:
Rosalinde, die brave Haus- und Küchenmagd
Die aus Vorarlberg stammende Gehilfin der Kastellanin ist zwar äußerst fleißig, aber von einfachem Gemüt.
Die brave junge Frau ist schnell beleidigt und stottert, wenn ihr etwas nicht behagt. Sie steht ihrer Herrin absolut loyal gegenüber und steht deswegen unter ihrem persönlichen Schutz … bleibt nur zu hoffen, dass sich dies nicht ändert.
Ignaz, der treue Stallknecht
Da er schon viele Jahre für den Kastellan arbeitet, hat sich zwischen den beiden eine Art Freundschaft entwickelt. Auf ihn ist zu jeder Zeit und in jeder Hinsicht Verlass.
Die gute Seele ist für alle anfallenden Arbeiten im Stall, im Hof und an den Gebäuden zuständig. Zu seinem Aufgabengebiet gehört aber auch die
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