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Der Pfad der Dolche

Der Pfad der Dolche

Titel: Der Pfad der Dolche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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langem und üppigem Haar, daß sie auch im schwersten Umhang nicht besser hätte verhüllt sein können. Dieses Angreal war nicht einmal so stark wie die Schildkröte, aber sie fand es sehr ansprechend. Eine Hand ruhte auf einem Knie der Frau, die Handfläche nach oben gerichtet und die Finger so gehalten, daß der Daumen die Spitzen der beiden mittleren Finger berührte, während die andere Hand erhoben war, die ersten beiden Finger ausgestreckt und die anderen gebogen. Die ganze Figur vermittelte den Eindruck äußerster Würde, und doch zeigte das genau ausgearbeitete Gesicht Belustigung und Vergnügen. Vielleicht war sie für eine besondere Frau gefertigt worden? Sie schien irgendwie ein Porträt zu sein. Vielleicht hatten sie es im Zeitalter der Legenden geschnitzt. Einige Ter'angreale waren sehr groß, so daß Männer und Pferde oder sogar die Macht nötig wären, um sie zu bewegen, aber die meisten Angreale waren klein genug, um sie bei sich zu tragen. Nicht alle, aber die meisten.
    Sie schlugen gerade die Segeltuchabdeckung zweier weiterer Packtaschen zurück, als Nynaeve heranschritt. Die Atha'an Miere traten aus einem der Gebäude des Bauernhofs und hinkten nicht mehr. Merilille sprach mit Renaile, oder vielmehr sprach die Windsucherin, und Merilille hörte zu. Elayne fragte sich, was dort drinnen geschehen war. Die schlanke Graue wirkte nicht mehr so zufrieden. Die Ansammlung von Frauen der Schwesternschaft war größer geworden, und gerade als Elayne aufsah, betraten drei weitere zögernd den Hof, und zwei andere standen am Rande der Olivenbäume und sahen sich unschlüssig um. Sie konnte Birgitte spüren, irgendwo dort draußen in den Hainen und nur unwesentlich weniger verärgert als zuvor. Nynaeve betrachtete die Ansammlung von Ter'angrealen und zog an ihrem Zopf. Ihren Hut hatte sie irgendwo verloren. »Das kann warten«, sagte sie und klang angewidert. »Es wird Zeit.«

KAPITEL 5
    Der Sturm bricht los
    Die Sonne war erst auf halbem Wege vom Zenit zum Horizont, als sie den gut ausgetretenen, gewundenen Pfad zur Spitze des steilen Hügels über den Scheunen emporstiegen. Renaile hatte diesen Punkt ausgewählt. Es machte nach dem, was Elayne über die Beeinflussung des Wetters wußte und was sie von einer Windsucherin des Meervolks gelernt hatte, um sicher zu sein, durchaus Sinn. Um etwas jenseits der unmittelbaren Umgebung verändern zu können, mußte man über weite Entfernungen arbeiten, was bedeutete, daß man über eine weite Strecke freie Sicht haben mußte, was auf dem Meer viel leichter war als an Land, es sei denn, man befand sich auf einem Berg oder Hügelkamm. Weiterhin mußte man geschickt vorgehen, um wolkenbruchartigen Regen oder Wirbelwinde oder nur das Licht wußte, was sonst, zu verhindern. Was auch immer man tat - die Wirkung verbreitete sich wie Wellen von einem in einen Teich geworfenen Stein. Sie wollte auf keinen Fall den Kreis anführen, der die Schale benutzen würde.
    Der Boden auf dem kahlen Hügelkamm war flach, eine rauhe Felsplatte, fünfzig Schritte lang und breit, mit viel Platz für alle, die hiersein sollten, wie auch für einige, die strenggenommen nicht hiersein sollten. Von mindestens fünfzig Schritt oberhalb des Bauernhofs aus hatte man meilenweit eine großartige Aussicht über die von Gehöften, Weiden, Wäldern und Olivenhainen geprägte Landschaft. Viel zu viele Brauntöne und versengte Gelbtöne mischten sich mit wenigen Schattierungen von Grün, schrien ihnen die Notwendigkeit dessen entgegen, was sie zu tun beabsichtigten, und doch berührte Elayne diese Schönheit. Trotz des wie leichter Nebel in der Luft liegenden Staubs konnte sie so weit sehen! Das Land war hier bis auf jene wenigen Hügel überwiegend flach. Ebou Dar lag südlich gerade außer Sicht, selbst wenn sie die Macht umarmte, und doch schien es, als sollte sie es sehen können, wenn sie sich nur ein wenig bemühte. Mit ein wenig Anstrengung konnte sie gewiß den Eldar sehen. Eine phantastische Aussicht. Aber nicht alle hatten Gefallen daran.
    »Eine Stunde vergeudet«, murrte Nynaeve und sah dabei Reanne von der Seite an. Und auch fast jedermann sonst. Da Lan nicht mitgekommen war, wollte sie die Gelegenheit anscheinend nutzen, ihre Launen an anderen auszulassen. »Fast eine Stunde. Vielleicht sogar mehr. Vollkommen vergeudet. Alise ist vermutlich ausreichend fähig, aber man sollte meinen, Reanne wüßte, wer da wäre! Licht! Wenn diese törichte Frau abermals in meiner Gegenwart ohnmächtig

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