Der Pfad der Winde - Sanderson, B: Pfad der Winde - The Way of Kings - The Stormlight Archive, Book 1 (Part 2)
Adolin. »Bereit zum Abmarsch! Wir brechen durch, Leute. Sammelt alle, die noch übrig sind. Uns bleibt nur ein einziger Versuch!«
Es ist fast aussichtslos, dachte Dalinar und schob das Visier wieder herunter. Wir müssen eine Bresche durch die gesamte Parschendi-Armee schlagen. Selbst wenn sie die tiefste Stelle erreichten, wäre die Brückenmannschaft vermutlich schon ausgelöscht und die Brücke in die Kluft geworfen. Die Parschendi-Bogenschützen formierten sich bereits; es waren noch mehr als hundert. Das würde ein Gemetzel werden.
Aber es gab Hoffnung. Eine winzige, kostbare Hoffnung. Wenn seine Armee fiele, dann wenigstens bei dem Versuch, diesen Rest Hoffnung Wirklichkeit werden zu lassen.
Er hob seine Splitterklinge hoch über den Kopf und verspürte eine Woge der Stärke und Entschlossenheit. Dalinar preschte vor seinen Männern auf den Feind zu.
Zum zweiten Mal an diesem Tag rannte Kaladin auf eine bewaffnete Parschendi-Position zu. Er hielt den Schild vor sich und trug die Rüstung, die er aus dem Leichnam eines gefallenen Feindes herausgeschnitten hatte. Vielleicht sollte ihn ekeln, was er zur Herstellung dieser Rüstung getan hatte. Aber es
war nicht schlimmer als das, was die Parschendi mit Dunny, Kärtel oder dem namenlosen Mann getan hatten, der an seinem ersten Tag als Brückenmann so freundlich zu Kaladin gewesen war. Kaladin trug noch immer seine Sandalen.
Wir und sie, dachte er. Das war die einzige Möglichkeit, wie ein Soldat darüber denken konnte. Und heute waren Dalinar Kholin und seine Männer ein Teil dieses wir .
Eine Gruppe von Parschendi hatte die näher kommenden Brückenmänner bemerkt und stellte sich mit ihren Bögen auf. Glücklicherweise schien Dalinar Kaladins Truppe ebenfalls bemerkt zu haben, denn die Armee in Blau machte sich nun daran, einen Weg zur Rettung frei zu hacken.
Aber es würde nicht gelingen. Zu viele Parschendi waren es, und Dalinars Männer waren gewiss bereits erschöpft. Also würde es wieder einmal in einer Katastrophe enden. Doch diesmal rannte Kaladin mit weit offenen Augen in sie hinein.
Ich habe es so gewollt, dachte er, als sich die Parschendi-Bogenschützen aufstellten. Daran ist nicht irgendein wütender Gott schuld, der mich beobachtet, und auch kein Sprengsel, das mir einen Streich spielt, oder irgendein Schicksalsschlag.
Ich bin es selbst, der all das tut. Ich habe mich damals freiwillig entschieden, Tien zu folgen. Ich habe mich dazu entschieden, den Splitterträger anzugreifen und Amaram zu retten. Ich habe mich entschieden, den Sklavengruben zu entkommen. Und jetzt entscheide ich mich aus freiem Willen dazu, diese Männer zu retten, obwohl ich doch weiß, dass ich vermutlich verlieren werde.
Die Parschendi schossen ihre Pfeile ab, und Kaladin war in Hochstimmung. Die Müdigkeit war von ihm abgefallen, die Erschöpfung war verschwunden. Er kämpfte nicht für Sadeas. Er kämpfte nicht, damit jemand anders sich die Taschen füllen konnte. Er kämpfte, um andere Menschen zu schützen.
Die Pfeile schwirrten auf ihn zu, und er riss seinen Schild in einem Bogen hoch und lenkte sie ab. Andere flogen auf ihn zu und suchten nach seinem Fleisch. Er wich ihnen aus,
sprang in die Luft, wenn sie nach seinen Schenkeln gierten, drehte sich, wenn sie auf seine Schultern zuhielten, hob den Schild, wenn sie sein Gesicht zum Ziel genommen hatten. Es war nicht einfach, und mehr als nur ein paar Pfeile kamen ihm sehr nahe und ritzten seinen Brustpanzer und die Beinschienen. Aber keiner traf richtig. Das war sein Werk. Er war …
Doch etwas stimmte nicht.
Zwischen zwei Pfeilen wirbelte er verwirrt herum.
»Kaladin!«, rief Syl, die in ihrer kleineren Gestalt in seiner Nähe schwebte. »Da!«
Sie deutete auf das andere Aufmarschplateau, von dem aus Dalinar seinen Angriff geführt hatte. Ein großes Kontingent von Parschendi sprang gerade hinüber, kniete sich, hob die Bögen. Sie zielten aber nicht auf ihn, sondern auf die ungeschützte Flanke von Brücke Vier.
»Nein!«, schrie Kaladin. Sturmlicht strömte ihm in einer Wolke aus dem Mund. Er drehte sich um und rannte über das steinige Plateau auf die Brückenmannschaft zu. Pfeile schwirrten von hinten heran. Einer traf seinen Rückenpanzer, rutschte jedoch ab. Ein anderer prallte gegen den Helm. Kaladin sprang über einen Felsgrat und schoss mit der ganzen Schnelligkeit voran, die ihm sein Sturmlicht verlieh.
Die Parschendi an der Seite spannten ihre Bögen. Es waren mindestens fünfzig. Er würde
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