Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Pfad der Winde - Sanderson, B: Pfad der Winde - The Way of Kings - The Stormlight Archive, Book 1 (Part 2)

Der Pfad der Winde - Sanderson, B: Pfad der Winde - The Way of Kings - The Stormlight Archive, Book 1 (Part 2)

Titel: Der Pfad der Winde - Sanderson, B: Pfad der Winde - The Way of Kings - The Stormlight Archive, Book 1 (Part 2) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brandon Sanderson
Vom Netzwerk:
Hellherr Roschone lag auf dem Tisch an der Seite des Zimmers und hielt die Augen krampfhaft geschlossen, während seine Hände das Bein umklammerten, das von einem weiteren knochenähnlichen Speer durchbohrt war. Blut trat aus dem behelfsmäßigen Verband aus, floss an der Seite des Tisches herunter, tropfte auf den Boden und vermischte sich mit dem Blut seines Sohnes.

    Kaladin stand keuchend in der Tür. Laral schrie noch immer. Sie hielt sich am Türrahmen fest, während einige von Roschones Leibwächtern sie wegzuzerren versuchten. Sie jammerte fürchterlich. »Tut doch etwas! Arbeitet schneller! Er kann nicht! Er war da, wo es passiert ist. Es ist mir ganz egal … und lasst mich gehen!« Die wirren Worte wurden zu Schreien. Schließlich gelang es den Wächtern, sie zu entfernen.
    »Kaladin!«, rief sein Vater. »Kaladin, ich brauche dich!«
    Kaladin löste sich aus seiner Erstarrung, betrat das Zimmer, wusch sich die Hände und holte Verbände aus dem Schrank, wobei er durch das Blut stapfte. Er sah Rillirs Gesicht. Der größte Teil der Haut auf der rechten Seite war abgeschält. Das Augenlid war verschwunden, das blaue Auge ebenso aufgeplatzt wie die Haut einer Weintraube beim Pressen.
    Kaladin eilte mit den Verbänden zu seinem Vater. Einen Augenblick später erschien seine Mutter in der Tür; Tien war hinter ihr. Sie hob die Hand vor den Mund und zerrte Tien fort. Er taumelte dahin und wirkte benommen. Kurz darauf kehrte sie ohne ihn zurück.
    »Wasser, Kaladin!«, rief Lirin. »Hesina, hol mehr. Schnell!«
    Seine Mutter beeilte sich. In letzter Zeit half sie nur noch selten bei Operationen. Ihre Hände zitterten, als sie einen der Kübel ergriff und nach draußen rannte. Kaladin packte den anderen Eimer, der voll war, und brachte ihn zu seinem Vater, während Lirin den Knochen aus dem Bauch des jungen Hellauges zog. Rillirs verbliebenes Auge zuckte und sein Kopf bebte.
    »Was ist das?«, fragte Kaladin, als er den Verband auf die Wunde presste und sein Vater den seltsamen Gegenstand beiseite warf.
    »Der Stoßzahn eines Weißdorns«, erklärte sein Vater. »Wasser.«
    Kaladin nahm einen Schwamm, tauchte ihn in den Kübel und träufelte Wasser in Rillirs Bauchwunde. Es wusch das Blut ab und erlaubte Lirin einen Blick auf den angerichteten Schaden. Dann fuhr er mit den Fingern darüber, während Kaladin
Nadel und Faden bereitlegte. Das Bein war schon geschient. Die Amputation sollte später folgen.
    Lirin zögerte noch. Seine Finger steckten in dem klaffenden Loch in Rillirs Bauch. Kaladin säuberte die Wunde erneut. Besorgt sah er seinen Vater an.
    Lirin zog die Finger heraus und ging zu Hellherr Roschone hinüber. »Bandagen, Kaladin«, sagte er knapp.
    Kaladin eilte herbei und warf einen Blick über die Schulter auf Rillir. Der einst so schöne helläugige Junge zitterte unkontrolliert. »Vater …«
    »Bandagen!«, wiederholte Lirin.
    »Was machst du da, Arzt?«, brüllte Roschone. »Was ist mit meinem Sohn?« Schmerzsprengsel krochen auf dem Tisch um ihn herum.
    »Euer Sohn ist tot«, sagte Lirin und riss den Stoßzahn aus Roschones Bein.
    Das Hellauge schrie vor Schmerzen auf, aber Kaladin wusste nicht, ob sie von dem Stoßzahn in seinem Bein oder von der Trauer um seinen Sohn herrührten. Roschone biss die Zähne zusammen, als Lirin ihm die Bandage gegen das Bein presste. Lirin tauchte die Hände in den Wassereimer und wischte sie sofort mit Knopfkraut ab, damit die Fäulnissprengsel vertrieben wurden.
    »Mein Sohn ist nicht tot «, knurrte Roschone. »Ich kann doch sehen, wie er sich bewegt! Kümmere dich gefälligst um ihn, Arzt!«
    »Kaladin, hol das Betäubungswasser«, befahl Lirin.
    Kaladin erstarrte. Das Betäubungswasser? Es war so kostbar, dass …
    »Tu es, Sohn!«, sagte Lirin und nahm seine Nadel auf.
    Kaladin eilte in den hinteren Teil des Zimmers, wobei das Blut unter seinen Schritten aufspritzte, und riss eine Schranktür auf. Er nahm eine kleine Flasche mit einer klaren Flüssigkeit heraus.

    »Was tust du da?«, brüllte Roschone und versuchte sich aufzurichten. »Kümmere dich um meinen Sohn! Allmächtiger im Himmel, sieh ihn dir doch bloß an!«
    Kaladin wandte sich widerstrebend um, während er das Betäubungswasser auf eine Bandage kippte. Rillir zuckte noch heftiger.
    »Ich arbeite nach drei Grundsätzen, Roschone«, sagte Lirin und drückte das Hellauge wieder auf den Tisch. »Diese Grundsätze befolgt jeder Arzt, wenn er zwischen zwei Patienten wählen muss. Wenn die

Weitere Kostenlose Bücher