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Der Pfad der Winde - Sanderson, B: Pfad der Winde - The Way of Kings - The Stormlight Archive, Book 1 (Part 2)

Der Pfad der Winde - Sanderson, B: Pfad der Winde - The Way of Kings - The Stormlight Archive, Book 1 (Part 2)

Titel: Der Pfad der Winde - Sanderson, B: Pfad der Winde - The Way of Kings - The Stormlight Archive, Book 1 (Part 2) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brandon Sanderson
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Verletzungen ähnlich sind, behandelt er zuerst den jüngeren.«
    »Dann geh zu meinem Sohn!«
    »Wenn die Wunden nicht gleichermaßen bedrohlich sind«, fuhr Lirin fort, »dann behandelt er zuerst den am schlimmsten Verwundeten.«
    »Wie ich dir gesagt habe!«
    »Aber der dritte Grundsatz setzt die beiden vorangegangenen außer Kraft, Roschone«, sagte Lirin und beugte sich zu ihm hinunter. »Ein Arzt weiß, wenn jemandem nicht mehr geholfen werden kann. Es tut mir leid, Roschone. Ich würde ihn retten, wenn ich könnte, das versichere ich Euch. Aber ich kann es nicht.«
    »Nein!«, schrie Roschone und versuchte sich wieder aufzurichten.
    »Kaladin! Schnell!«, rief Lirin.
    Kaladin schoss herbei. Er drückte die Bandage mit dem Betäubungswasser gegen Roschones Kinn und Mund, knapp unterhalb der Nase, und zwang den Mann, die Dämpfe einzuatmen. Kaladin hielt die Luft an, wie er es gelernt hatte.
    Roschone schrie und brüllte, doch die beiden drückten ihn gegen den Tisch, und er war vom Blutverlust ganz schwach geworden. Bald wurden seine Rufe leiser. Nach wenigen Sekunden redete er wirr und grinste blöde. Lirin wandte sich wieder der Beinwunde zu, während Kaladin die getränkte Bandage wegwerfen wollte.

    »Nein. Gib sie Rillir.« Lirin schaute nicht von seiner Arbeit auf. »Das ist die einzige Gnade, die wir ihm noch erweisen können.«
    Kaladin nickte und legte den Verband mit Betäubungswasser auf Rillirs Gesicht. Der Junge atmete nun weniger heftig, schien aber nicht ausreichend bei Bewusstsein zu sein, um die Auswirkungen zu bemerken. Danach warf Kaladin die Bandage ins Feuer. Hitze nahm dem Betäubungsmittel die Wirksamkeit. Die weiße, flauschige Bandage kräuselte sich im Feuer und wurde braun. Rauch erhob sich aus ihr, während sie an den Rändern in Feuer aufging.
    Kaladin kehrte mit dem Schwamm zurück und wusch Roschones Wunde aus, während Lirin an ihr arbeitete. Einige Splitter des Stoßzahns befanden sich noch in ihr, und Lirin holte seine Zange und das scharfe Messer hervor.
    »Die Verdammnis kann sie meinetwegen alle zu sich nehmen«, sagte er, als er den ersten Splitter herauszog. Hinter ihm wurde Rillir still. »Reicht es ihnen nicht, dass sie die Hälfte von uns in ihren Krieg schicken? Müssen sie auch dann noch hinter dem Tod herlaufen, wenn sie in einem stillen Dorf wohnen? Roschone hätte niemals nach diesem sturmverdammten Weißdorn suchen dürfen.«
    »Es hat ihn gesucht ?«
    »Sie sind auf die Jagd danach gegangen«, spuckte Lirin aus. »Wistiow und ich haben früher über Hellaugen wie diese hier gespottet. Wenn man keine Menschen umbringen kann, dann bringt man halt Tiere um. Na ja, Roschone, das hast du nun davon.«
    »Vater«, flüsterte Kaladin. »Er wird nicht gerade zufrieden mit dir sein, wenn er aufwacht.« Der Hellherr summte nun leise, lag auf dem Rücken und hatte die Augen geschlossen.
    Lirin erwiderte nichts darauf. Er entfernte einen weiteren Stoßzahnsplitter, und Kaladin wusch die Wunde aus. Sein Vater drückte mit den Fingern gegen den Rand der großen Wunde und betrachtete sie.

    Es stach noch ein weiterer Splitter aus einem Muskel in der Wunde. Knapp daneben pumpte die Oberschenkelarterie, die größte im Bein. Lirin senkte sein Messer hinein und schnitt den Splitter vorsichtig heraus. Dann hielt er kurz inne, und die Spitze seines Messers war nur eine Haaresbreite von der Arterie entfernt.
    Wenn sie durchgeschnitten wird …, dachte Kaladin. Roschone würde innerhalb weniger Minuten verbluten. Er lebte nur noch, weil der Stoßzahn die Arterie äußerst knapp verfehlt hatte.
    Lirins sonst so ruhige Hand zitterte. Dann schaute er zu Kaladin auf – und zog das Messer zurück, ohne die Arterie zu berühren, nahm die Zange zur Hand und zog den Splitter heraus. Er warf ihn beiseite und griff gelassen nach Nadel und Faden.
    Hinter ihnen hatte Rillir aufgehört zu atmen.

    An jenem Abend saß Kaladin auf der Treppe seines Hauses und hatte die Hände in den Schoß gelegt.
    Roschone war zu seinen Besitzungen zurückgekehrt, wo er von seinen persönlichen Dienern umsorgt wurde. Der Leichnam seines Sohnes lag in der kühlen Krypta unter dem Haus, und ein Diener war mit der Bitte um einen Seelengießer für die Leiche losgeschickt worden.
    Die Sonne stand rot am Horizont. Wie Blut. Wohin Kaladin auch sah, alles erschien ihm rot.
    Die Tür zum Operationszimmer wurde geschlossen, und sein Vater, der so erschöpft aussah, wie Kaladin sich fühlte, taumelte heraus. Er setzte sich

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