Der Pfad des Kriegers (German Edition)
Hand zu haben. Seit Sam ihm das Bogenschießen beigebracht hatte, hatte er großen Spaß daran gehabt. Leider war es nicht sonderlich angesehen und um den dauernden Sprüchen der anderen Jungen zu entgehen, hatte er es irgendwann fast völlig aufgehört.
„Alles bereit?“
Barretts dröhnende Stimme überraschte ihn von hinten.
„Ja, äh, alles bestens.“
Barrett machte einen Schritt an Thomas vorbei und nickte Knut zu.
„Dann sollten wir aufbrechen.“
Inzwischen war es früher Nachmittag, die Sonne war kaum noch über den Klippen zu sehen. Wer auch immer jetzt draußen unterwegs war, befand sich entweder auf dem Heimweg oder war gerade dabei, einen geeigneten Lagerplatz zu suchen, denn in zwei Stunden würde es dunkel sein. Eine ungewöhnliche Zeit auf Erkundung zu gehen, aber die Maegrin kannten ihre Gegner wohl am besten. Inzwischen hatte sich auch Ulf, nachdem er Niusi letzte Anweisungen erteilt hatte, zu ihnen gesellt.
Langsam machten sie sich auf den Weg. Zum ersten Mal erklomm Thomas den Hügel, doch der Ausblick, der sich ihm bot, als er oben angekommen war, war eher enttäuschend und mit Sicherheit alles andere als ermutigend. Weit konnte er nicht sehen. Weniger als eine Meile entfernt erhob sich in der Mitte des Tales ein weiterer Hügel, von dichtem Nadelwald bewachsen. Davor war freies Gelände. Wenn jemand im Wald auf sie wartete, hatte er mehr als genug Zeit sich auf ihr Kommen vorzubereiten.
„Ich gehe voraus. Ihr folgt etwa zwei Dutzend Schritte hinter mir!“, flüsterte Knut, der sobald sie das Lager verlassen hatten, die Rolle des Anführers übernommen hatte:
„Ulf, du bildest die Nachhut.“
Thomas war klar, warum Knut diesen Befehl gegeben hatte. Knut hatte die beste Chance einen Hinterhalt zu entdecken und Ulf war der Wichtigste in der Gruppe und der Letzte hatte nun mal die besten Chancen zu entkommen. Seine Rolle bei der Geschichte gefiel Thomas aber gar nicht. Aber jetzt war er nun mal hier. Er hätte es ja auch ablehnen können. Insofern war er selbst schuld, wie immer eigentlich.
Vorsichtig und in gebückter Haltung machten sie sich auf den Weg. Barrett hielt sich gleich hinter ihm. Die Anwesenheit des Söldners hatte eine beruhigende Wirkung auf ihn, auch wenn er hier, auf freiem Feld wohl keine große Hilfe war. Jeder halbwegs geübte Bogenschütze konnte sie einfach vom Waldrand aus erschießen ohne sich selbst irgendeiner Gefahr auszusetzen. Als er in Bogenschußweite an den Wald heran gekommen war, blieb Knut kurz stehen und gab ihnen das Zeichen hier zu warten. Er legte einen Pfeil auf die Sehne. Thomas tat es ihm gleich. Geradezu quälend langsam setzte Knut seinen Weg fort, dabei immer wieder innehaltend. Fast wünschte sich Thomas, dass aus dem Wald eine Horde Taisin hervorbrechen würde, nur um das Warten zu beenden. Aber nichts geschah. Unbeschadet erreichte Knut den Waldrand und winkte sie heran. Schnellen Schrittes eilten sie an seine Seite. Das war geschafft! Nicht, dass es die einzige Möglichkeit für einen Hinterhalt war, aber es war die wahrscheinlichste.
Langsam ging die Sonne unter und es wurde empfindlich kalt. Bald würden sie umkehren müssen. Thomas Gedanken kreisten seit fast einer Stunde nur um das warme Feuer, das sie am Strand erwartete. Dieses Mal würde er nicht auf dem kalten Boden schlafen. Der Gedanke an die Nacht ließ ihn frösteln.
Knut blieb stehen. Barrett und Thomas taten es ihm gleich. Als er sah, wie Knut sich aufmerksam umschaute, holte er zügig seinen Bogen von der Schulter. Was hatte Knut gesehen? Er winkte sie heran. Ulf schloss zu ihnen auf und gemeinsam kamen sie bei Knut an:
„Frische Spuren. Zwanzig Reiter oder mehr. Große Pferde.“
Die Spuren waren selbst auf dem harten, gefrorenen Boden deutlich zu erkennen. Auf Thomas wirkte es eher wie die Spuren von hundert Reitern, aber Knut würde schon Recht haben.
„Sollen wir ihnen folgen?“, fragte Knut.
„Was machen wir denn, wenn wir sie finden? Oder sie uns?“, Barretts Stimme klang alles andere als begeistert und sein schlechtes Maegrin unterstrich dies noch.
„Barrett hat Recht. Es ist schon fast dunkel. Wir sollten ins Lager zurückkehren. Immerhin scheinen die Taisin nicht noch mehr Leute hierher gebracht zu haben. Das ist doch auch schon mal eine Erkenntnis!“
Ulfs Stimme strafte seine Worte Lügen. Die Enttäuschung war ihm deutlich anzuhören.
Auch auf dem Rückweg ließ Knuts Umsicht nicht nach. Sie hätten die Strecke ohne weiteres in der Hälfte
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