Der Pfad des Kriegers (German Edition)
fand seine Sprache schneller wieder, als ihnen allen lieb war, wie Ulf es ausdrückte, der aber wohl mindestens genauso froh war wie Thomas, Arvid wieder auf den Beinen zu sehen.
Abends saßen sie alle gemütlich um ein kleines Feuer und aßen die kleinen Fische, die Thomas und einige andere Maegrin in dem Bach gefangen hatten. Das hatte er schon als Kind gut gekonnt. Jetzt, hier am Feuer, fühlte er sich auf einmal wohl unter diesen Männern und Frauen aus einem Volk, das nichts als Tod und Zerstörung über das seine gebracht hatte.
„Das Leben spielt seltsame Streiche!“, hatte sein Vater immer gesagt und wenn er sich die letzten Monate seines Lebens so anschaute, dann konnte er dem nur zustimmen. Fast ein Dutzend Krieger saß um das kleine Feuer herum, der Rest hielt Wache oder hatte sich schon schlafen gelegt. Der Fisch schmeckte herrlich. Auch wenn er an einer Seite halb verbrannt und an der anderen noch geradezu roh war, es war trotzdem das Beste was Thomas seit langem gegessen hatte.
„Erinnerst du dich noch an Edgur?“
„Natürlich erinnere ich mich noch an ihn! Wer könnte den alten Fettsack vergessen!“
Leises Gelächter erhob sich und so verging der Abend in einer freundlichen, etwas wehmütigen Stimmung.
Thomas erwachte mit schmerzenden Gliedern. Er hätte doch auf das Schiff zurückgehen sollen, dachte er bei sich, während er langsam aufstand. Aber als er eingeschlafen war, war das Feuer noch so warm gewesen. Jetzt war alles um ihn herum von kaltem Reif überzogen und jede Bewegung schmerzte ihn.
Außer den Wachen auf dem Hügel schien niemand wach zu sein. Ob er das Feuer wohl wieder in Gang kriegen konnte? Instinktiv fuhr seine Hand an seinen Gürtel, dort wo immer Messer und Feuerstein gehangen hatten, aber seine Hand griff ins Leere. „Schon seltsam, dass ich nach all den Monaten diese Angewohnheit noch nicht abgelegt habe!“, dachte er, während er verzweifelt versuchte, sich durch allerlei sicherlich lustig aussehende Bewegungen aufzuwärmen. Die Sonne war noch nicht auf der Höhe der Klippen und so lag die Bucht im Schatten und es war bitterkalt. Zügigen Schrittes lief er den Strand auf und ab. Langsam kehrte die Wärme in seinen Körper zurück. Eine Bewegung am Waldrand erlangte seine Aufmerksamkeit und er sah sich nach seinen Waffen um.
„Nur ein Hirsch.“
Unbemerkt von ihm war der Söldner neben ihn getreten. Wie konnte sich ein so großer Mensch nur so leise bewegen?
„Tat doch mal richtig gut, ohne das ständige Schwanken des Schiffes zu schlafen!“, fügte der Söldner einige Augenblicke später hinzu. Thomas nickte und ging dann zu seinem Schlafplatz, um sein Schwert zu holen.
„Kannst du damit umgehen?“
Thomas zuckte nur mit den Schultern. Vor einem Jahr hätte er noch laut und selbstsicher „Ja“ gesagt, aber jetzt fühlte er sich so ganz anders als vor einem Jahr.
„Dann sollten wir die Zeit vielleicht nutzen, um etwas zu üben!“
Barrett ging zum Schiff zurück und kehrte kurz darauf mit zwei langen Stöcken zurück, wo auch immer er die so schnell her hatte. Hatte er das Ganze etwa geplant? Und wenn ja, warum?
„Fang!“
Behände fing Thomas den Stock auf und begab sich in die Verteidigungsposition, die Brendan ihm gezeigt hatte.
„Das sieht ja schon mal ganz gut aus! Jetzt greif mich an!“
Thomas zögerte kurz und machte dann einen schnellen Satz nach vorn, gefolgt von einem Stoß in Richtung Barretts Herz. Doch Barrett hatte einen Schritt zur Seite gemacht und Thomas Stoß ging ins Leere.
„Erste Lektion: Niemals zögern! Zweite Lektion: Immer erst die Schwächen eines Gegners austesten, bevor man einen vollen Angriff startet. Ich hätte dich gerade ohne weiteres töten können und drittens: Ziel bei solchen Stößen auf die Körpermitte. Wenn der Gegner ausweicht, triffst du zumindest noch irgendwas. Nochmal!“
Wieder griff Thomas an. Wieder und wieder. Der Söldner entpuppte sich als geduldiger und fachkundiger Lehrmeister und aus drei Lektionen wurden schnell zehn und dann zwölf und dann so viele, dass Thomas Kopf anfing zu schwirren.
„Die Grundzüge scheinst du ja begriffen zu haben!“, sagte Barrett nach über einer Stunde. Inzwischen waren mehrere Maegrin aufgewacht und schauten mit mehr oder weniger großem Interesse ihren Übungen zu.
„Jetzt kommt die wichtigste Lektion. Gehe in die Verteidigungsstellung, wie ich sie dir gezeigt habe. Nein, nicht so, muss ich dir denn alles drei Mal zeigen? Ja, so ist es richtig! Pass
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