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Der Pfad des Kriegers (German Edition)

Der Pfad des Kriegers (German Edition)

Titel: Der Pfad des Kriegers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philipp Ebert
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hatte das Treiben der Menschen beobachtet. Das neue Anduil würde sich in einem Jahrtausend noch nicht mit dem alten Anduil, mit seinen breiten, gepflasterten Straßen, dem Händlerviertel und der königlichen Burg messen können.
    Wie hatte er die das jährliche Hochfest immer genossen. Zwar hatte er die Feierlichkeiten nur von dem kleinen Fenster seiner Kammer beobachtet, wie es sich für einen Gelehrten gehörte, dennoch war auch er jedes Mal in Begeisterung verfallen, wenn ein Herzog nach dem anderen an der Spitze seiner Leibwache einritt. Jedes Jahr hatten sie so ihren Eid an den König erneuert und zugleich auch den Einwohnern der Hauptstadt wieder eindrucksvoll vor Augen geführt, wer die Macht im Lande hatte. Außer Herzog Sigurd, der für die Verteidigung der Hauptstadt selbst verantwortlich gewesen war und deshalb überlebt hatte und dementsprechend jetzt den Aufbau der Siedlung leitete, waren diese mächtigen Männer, die schon vor dem Großen Krieg Herzöge gewesen waren, jetzt alle tot. Die Macht des Maegrin befand sich nun in der Hand weniger entweder sehr junger oder sehr alter Männer, denn der Rest des Adels war bei der Verteidigung ihrer Heimat gefallen. Genauso wie Sigurd der letzte der alten Herzöge war, war er, Arvid, der letzte Hüter des Wissens. Eine laute Stimme riss ihn aus seinen Gedanken:
    „He, du da. Ja, du. Pack mal mit an, anstatt hier mit offenem Mund rumzustehen.“
    „Ich bin ein Hüter des Wissens!“
    „Und ich der Bruder des Königs und jetzt pack mit an, der Balken bewegt sich nicht von alleine.“
    So verbrachte er die nächsten Stunden mit schweißtreibender Arbeit, anstatt mit Sigurd über die Errichtung einer neuen Hofschule zu verhandeln. Es war fast Abend, als er sich wieder auf den Weg zur Königlichen Burg machen konnte. Ein wenig angemessener Name für einen kleinen, von einer Palisade umgebenen Hügel, wie Arvid fand.
    Laut fluchte er auf, als er in eine Pfütze trat, die er in der Dämmerung nicht gesehen hatte, sehr zur Erheiterung einiger in der Nähe stehender Handwerker und Krieger. Der durchdringende Blick, den er ihnen daraufhin sandte, steigerte nur noch die Lautstärke ihres Lachens, das ihn noch bis zum Ende der Straße begleitete. Zornig stapfte er weiter durch den Schlamm, das Schicksal verfluchend, das ihn an diesen Ort gebracht hatte. Bestimmt war es schon zu spät, um überhaupt noch bei Sigurd vorzusprechen. Vielleicht sollte er es doch beim König versuchen? Doch der hatte jegliche Macht verloren, als er in der Schlacht beim ersten Anblick der taisinischen Schlachtreihe geflohen war. Aus Arvids Sicht eine durchaus weise und nachvollziehbare Entscheidung, schließlich war der alte König erst eine Woche zuvor im Kampf gefallen. Die Schlacht ging, wie so viele danach, verloren und die meisten Männer blieben tot auf dem Feld zurück. Aber was wollte man von einer Gesellschaft wie dieser erwarten. Geschick im Kampf, Ehre und wie man starb, das war alles was hier zählte
    „Und Alkohol“, dachte er genervt, als er an einer der kleinen Gaststätten vorbeikam, die überall aus dem Boden zu schießen schienen. Langsam ging er auf den Hügel zu, in dessen Mitte sich das große Langhaus befand, das tagsüber als Versammlungsort und nachts als Schlafplatz für die meisten Mitglieder des Hofes diente. Die beiden Wachen am Tor kannten ihn schon und winkten ihn mit einem Kopfnicken durch. Beim ersten Mal hatten sie ihn nicht passieren lassen und erst nachdem er einen größeren Aufstand veranstaltet hatte, war endlich jemand erschienen, der ihn erkannt und dann dafür gesorgt hatte, dass er passieren durfte.
    Laute Stimmen drangen aus der Großen Halle. Anscheinend hatte der eine oder andere dem Bier schon etwas stärker zugesprochen. Sigurd würde noch nüchtern sein, er betrank sich nie. Zumindest hatte Arvid ihn noch nie angetrunken gesehen. Langsam betrat er die Halle und schaute sich vorsichtig um. Die gesamte Halle war voller Männer, die gekommen waren, um Sigurd Bericht zu erstatten und sich danach noch mit den anderen Adeligen zu besprechen. Arvid bahnte sich seinen Weg durch den Raum in Richtung Sigurd, den er in einer der Ecken erblickt hatte, nicht ohne mehrfach von angetrunkenen Kriegern angerempelt zu werden. Als Sigurd ihn erblickte, bedachte der alte Krieger ihn mit einem mürrischen Blick und wandte sich wieder seinem Nachbarn zu, mit dem er zuvor in ein Gespräch vertieft gewesen war. Aber so leicht ließ Arvid sich nicht abwimmeln,

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