Der Pfad des Kriegers (German Edition)
klare Hierarchien das Wichtigste. Es würde zu lange dauern, die Anführer wählen zu lassen und über das Chaos, das herrschen würde, bis alle diese unerfahrenen Krieger in ihre Aufgaben eingeweiht wären, möchte ich gar nicht nachdenken.“
Bei diesen Worten ertönte aus den Reihen der Anhänger Hafgrimrs ein zorniges Gemurmel. Hände schlugen auf Schwerter und Äxte und so mancher rief herausfordernde Worte in Richtung Skjoldrs. Eine Handbewegung Hafgrimrs brachte sie zum Schweigen. Erst jetzt wurde Arvid klar, wie tief der Riss zwischen den beiden Gruppen ging. Auf Skjoldrs Seite stand der große Teil des alten Adels. Einige davon hatten sich im Krieg um ihr Volk verdient gemacht, aber viele waren auch nur hier, weil ihre Väter Fürsten gewesen waren. Dennoch waren sie für Arvid die Besten des Landes. Belesen und geübt in Politik würden sie die Maegrin in diesem Land in eine neue Zukunft führen.
Auf der anderen Seite standen Krieger. So einfach konnte man es sagen. Jeden Alters, aber alle mit Blick und Haltung von Männern, die in ihrem Leben mehr als nur eine Schlacht gekämpft hatten. Viele waren Waffenmeister oder Feldwebel in den Armeen des Adels gewesen und waren in der Schlacht in ihre jetzigen Positionen als selbstständige Truppenführer aufgestiegen, nachdem ihre Herren gefallen oder, auch das musste Arvid zugeben, geflohen waren. Keiner von ihnen war stimmberechtigt in dieser Versammlung, zumindest nicht, wenn es nach Arvid und den Sitten in Anduil ging, aber niemand konnte es sich leisten, diese Männer zu ignorieren, denn das Heer stand hinter ihnen.
„Viele Aufgaben sind nicht mehr geblieben. Seit der alte Hofstaat verschwunden ist, braucht man auch nicht mehr viel zu verwalten. Fischen, Hütten bauen und Krieg führen können wir alle hier so gut wie ihr. Vermutlich besser. Deswegen sind wir hier! Ich fordere einen Platz in der Versammlung für diese Männer mit dem gleichen Recht mit dem eure Vorväter vor vielen Jahrhunderten ihren Platz im Rat verlangt haben. Wir werden nicht gehen, bis eine Lösung gefunden ist.“
Diese unverhohlene Drohung erschreckte Arvid und er war damit nicht allein im Raum. Unruhe machte sich unter den Adeligen breit. Diese Krieger waren augenscheinlich nicht mehr bereit, unter Männern zu dienen, denen nur durch Geburt das Recht zu herrschen gegeben war und durch die Berufung auf die alten Sitten erhielt ihre Forderung neues Gewicht. Arvid hatte oft genug die Schriftrollen über die Geschichte der Maegrin studiert und tatsächlich war es das Recht der freien Männer ihren Anführer selbst zu bestimmen. Im Laufe der Zeit und mit dem Großen Frieden hatte sich aber das Erbrecht immer weiter durchgesetzt, nur einige wenige Stämme im Norden, von denen aber jetzt zahlreiche Überlebende stammten, hatten an den alten Bräuchen festgehalten.
Auch außerhalb der Halle war der Streit nicht unbemerkt geblieben und immer mehr Neugierige drängten sich vor ihr. So manche Hand in und auch außerhalb der Halle wanderte in Richtung Schwertgriff und die Stimmung lud sich immer weiter auf. Inzwischen war das Streitgespräch zwischen Hafgrimr und Skjoldr in geschriene Herausforderungen übergegangen und es fehlte nicht mehr viel, um es zu einer handfesten Schlägerei oder schlimmerem kommen zu lassen.
Auf einmal begab sich Sigurd in die Mitte des Raumes. Der alte Herzog war bisher ruhig an der Wand gelehnt und hatte kein Wort von sich gegeben. Auch Arvid hatte ihm keine Beachtung mehr geschenkt, zu aufregend war die Diskussion gewesen. Jetzt wollte er offensichtlich einen Kompromissvorschlag unterbreiten. Langsam hob er die Hände und der Lärm im Raum verstummte. Sigurd war wohl der einzige Mann im Raum, den beide Seiten respektierten. Jetzt kam es auf ihn an, um das zu bewahren, was noch übrig war von der alten Welt der Maegrin.
„Seit Sonnenaufgang bin ich nun der Diskussion gefolgt und ich muss sagen, dass jedes keifende Waschweib dieser Stadt mehr Verstand hat als ihr. Immer noch durchstreifen Überreste der Laevlin die Umgebung der Stadt, die Zukunft unseres Volkes ist alles andere als gesichert und ihr wollt euch gegenseitig umbringen.“
Wie wenig Autorität selbst dieser erfahrene Krieger noch hatte, wurde deutlich, als Hafgrimr ihn unterbrach, noch bevor er zu Ende gesprochen hatte:
„Wohl wahr. Die Zukunft unseres Volkes ist in Gefahr und genau deswegen können wir nicht länger dulden, von einem Haufen Kinder regiert zu werden, die beim ersten Anblick von
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