Der Pfad des Kriegers (German Edition)
und so nickte er nur stumm. Er hatte das Gefühl den Söldner jetzt viel besser zu kennen, als vorher, aber im Gegenzug noch weniger zu verstehen. Alles was er sich wünschte, war nach Hause zurückzukehren, am warmen Feuer zu sitzen und Ida zu erzählen, wie sein Tag gewesen war. Die Szene ließ ihn lächeln. Nein, die Gedankengänge des Söldners konnte er nicht nachvollziehen.
Ulf war gerade dabei seine Rüstung anzulegen, als er Thomas und Barrett wiederkommen sah. Schnell war das Kettenhemd über den dicken Lederwams gezogen, der ihn heute nicht nur vor Schwerthieben, sondern auch vor der erbarmungslosen Kälte schützen sollte. Ein eisiger Wind fegte durch das Lager und der Schal, den Ulf sich um das Gesicht gewickelt hatte, bot kaum wirklichen Schutz. Immerhin hatte er einen. Ein weiteres Mal prüfte er mit dem Daumen die Schärfe seiner Streitaxt, bevor er sie in den Gürtel steckte. In weniger als einer halben Stunde würde das Heer aufbrechen. Es wurde Zeit, dass sie fertig wurden. Wie immer überkam ihn eine leichte Übelkeit. Er hatte immer geglaubt, sie würde irgendwann verschwinden, wenn nicht nach dem ersten, dann doch vielleicht nach dem fünften oder zehnten Kampf, aber sie war immer geblieben. Immerhin musste er sich nicht erbrechen, wie so viele andere. Es war auch keine wirkliche Angst, zumindest redete er sich das ein, eher Aufregung. Vorfreude vielleicht, denn schließlich wollte er nichts lieber als sterben und nicht mehr auf dieser Welt ohne Alva leben müssen.
Knut neben ihm wartete geduldig darauf, dass er fertig wurde. Aber Ulf hatte es nicht besonders eilig. Noch mal überprüfte er ob die Streitaxt richtig am Gürtel saß, bevor er nach seinem Schild griff und Knut zunickte.
„Endlich“, sagte dieser und stand mit einem Ruck auf. Auch Knut trug das lange Kettenhemd wie es üblich war unter den Kriegern der Maegrin und den großen, runden Schild, der mit Eisenbeschlägen verstärkt war. Damit waren sie beide deutlich besser ausgestattet als der Großteil ihres Heeres.
„Im Grunde ist es mir schon fast egal, wie es ausgeht, ich will es nur hinter mir haben und davor noch ein paar Taisin den Schädel spalten.“
Bei den letzten Worten war ein breites Grinsen auf Knuts Gesicht getreten. Ulf wusste, dass dies keine leeren Worte waren. Er fühlte sich nicht viel anders, nur dass er vielleicht noch etwas mehr hoffte heute zu sterben als Knut. Er nickte seinem Gefährten zu, während er sich zu der kleinen Hütte umwandte, in der sie die letzte Nacht verbracht hatten. Mit immer noch flauem Magen rief er nach Arvid:
„Es geht los, Arvid!“
Er hatte überlegt, ihn schlafen zu lassen und ohne ihn in die Schlacht zu ziehen, aber dann wäre Arvid vermutlich hinterher gelaufen und so hatte er ihn wenigstens in seiner Nähe. Zudem wurde er das seltsame Gefühl nicht los, dass Arvid dabei sein sollte, auch wenn er dafür keinen bestimmten Grund nennen konnte.
„Schon so weit? Kann man denn nicht einmal ausschlafen in diesem Land?“
Arvids Stimme war seine Nervosität trotz der Abgebrühtheit der Worte deutlich anzuhören.
„Kann sein, dass wir bald länger schlafen können, als uns allen lieb ist.“
Ulf warf Knut, der diese Worte gesprochen hatte, einen warnenden Blick zu. Arvid war wohl kaum jemand, den man mit solchen Sätzen aufheitern konnte.
Gemeinsam mit Thomas und Barrett machten sie sich auf den Weg zum großen Sammelplatz vor dem Lager.
Nervös tastete Arvid nach dem Schwert an seiner Seite. Alle anderen um ihn herum wirkten so ruhig und entschlossen und er hatte einfach nur Angst. Arvid selbst hatte das Gefühl, sich jeden Moment übergeben zu müssen. Würde er weglaufen und seine Freunde im Stich lassen?
Von überall strömten jetzt Krieger in Richtung Ausgang. Jung und alt, in guter Rüstung oder nur in Lumpen. jeder schien es eilig zu haben, endlich zum Versammlungsplatz zu kommen. Jeder außer Arvid. Seine Beine waren schwer und am liebsten wäre er einfach zu Boden gesunken. Vielleicht, wenn er einen schnellen Schritt zur Seite machte und stehen blieb, konnte er unbemerkt zurück bleiben?
Und damit seine Freunde endgültig im Stich lassen. Nein, er musste jetzt stark sein. Er war der einzige, der das Tor schließen konnte, falls sie gewinnen sollten.
„Nachdem wir gewonnen haben“, verbesserte er sich. Es würde schon alles gut gehen. Dann musste er da sein, um das Tor zu schließen. Falls es wirklich existierte und er überhaupt in der Lage
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