Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Pfad des Kriegers (German Edition)

Der Pfad des Kriegers (German Edition)

Titel: Der Pfad des Kriegers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philipp Ebert
Vom Netzwerk:
komplett durchgefroren. Dabei hatte er es noch gut. Immerhin hatte er richtige Stiefel, Brendan sei Dank. Was der wohl gerade machte? Vermutlich schäkerte er gerade mit einer der Dienstmägde oder riss Witze mit dem alten Stallmeister. Thomas musste grinsen. Brendan musste man einfach mögen. Ob er auch Teil der Verschwörung gewesen war? Oder war er genauso überrascht worden wie Thomas? Irgendwie konnte er nicht vorstellen, dass Brendan Anteil an diesem Verrat hatte.
    Er schüttelte den Kopf. War schon seltsam. Hier stand er tausende Meilen von daheim in einer lebensfeindlichen Schneewüste und fragte sich, ob ein Mann, den er nur ein paar Wochen gekannt hatte, ein Mörder und Wortbrecher war. Er hatte wirklich drängendere Probleme im Moment. In wenigen Stunden würde er an der Seite der einzigen Freunde, die er noch hatte, dem Tod ins Auge sehen. Der Gedanke an die bevorstehende Schlacht raubte ihm kurz den Atem. Er kannte das Gefühl, er hatte es jedes Mal. Diese leichte Übelkeit, die sich immer weiter steigerte je näher die Schlacht kam, das Gefühl nicht richtig atmen zu können und die Angst, dass er seine Gefährten im Stich lassen würde. Er wusste auch, dass es in der Schlacht verschwinden würde. Zumindest hatte es das bisher immer getan. Bisher war immer stehen geblieben, war nie davongelaufen. Würde es diesmal auch so sein? Vielleicht sollte er mit Barrett darüber reden? Der hatte schließlich genug erlebt. Aber vermutlich würde der auch nur eine seiner vielen Geschichten erzählen. Ob die Hälfte von ihnen stimmte? Naja, es waren auf jeden Fall gute Geschichten und immerhin redete er noch mit Thomas. Arvid war nie zu sehen und Ulf und Knut wanderten abends von einem Lagerfeuer zum nächsten, immer auf der Suche nach Leuten, die sie kannten. Bisher hatten sie damit nicht wirklich viel Erfolg gehabt. Die Stimmung in der Gruppe, aber auch im ganzen Lager, schwankte ständig zwischen Siegesgewissheit und dem sicheren Glauben an den nahen Untergang. Beunruhigend fand Thomas nur, dass auf die meisten Maegrin beide Aussichten gleich anziehend zu wirken schienen. Da war ihm der Söldner doch lieber. Der wollte mit Sicherheit nicht sterben.
    Er war stehen geblieben. Niemand war zu sehen. Nur in der Ferne drehten die Wachen ihre Runden. Es war diese seltsame Zeit des Tages, noch bevor die Dämmerung wirklich hereinbrach. Alles war noch still, jeder schlief noch, alles war friedlich. Früher hatte Thomas sich um diese Zeit oft aus dem Haus geschlichen und an den kleinen Fluss gesetzt. Aber zumindest in seiner Erinnerung war es da nie so kalt gewesen und es hatte bestimmt kein Schnee gelegen. Ein Blick auf seine Hände zeigte ihm, dass sich seine Fingerkuppen inzwischen blau gefärbt hatten. Seine Füße taten gar nicht mehr richtig weh. Er würde wohl zurückgehen müssen. Immerhin lag in der Hütte kein Schnee. Zögerlich drehte er sich und ging langsam zur Hütte zurück. Alle schliefen noch. Auch Thomas legte sich wieder hin. Seine Füße schmerzten fürchterlich, als das Blut wieder begann, durch sie zu fließen. Es würde ein langer Tag werden.
     
    Thomas wachte auf. Irgendjemand war dabei aufzustehen und gab sich keine besondere Mühe leise zu sein. Es war Barrett, der gerade dabei war sein Schwert anzulegen.
    „Gehst du raus?“
    „Ja, ich habe gedacht ich sehe mich mal etwas um“, erwiderte der Söldner leise.
    „Wohl auch etwas unruhig vor der großen Schlacht?“
    „Ich?“, schnaubte der Söldner, nickte dann aber.
    „Wird man nie los“, fuhr er fort. „Nicht nach einem Dutzend Schlachten und nicht nach hundert. Außer man ist verrückt und die überleben nie lange.“
    Thomas stand mühsam auf, die Kälte in allen Knochen.
    „Mein Vater hat immer gesagt, dass Angst einen am Leben erhält.“
    „Dein Vater war ein weiser Mann, Thomas.“
    Thomas folgte Barrett nach draußen. Gemeinsam standen sie in der Kälte. Es hatte wieder angefangen zu schneien.
    „Angst hält einen Krieger am Leben. Man muss wissen, wann es vorbei ist.“
    „Willst du etwa abhauen?“
    Thomas legte deutliche Missbilligung in seine Stimme. Er würde seine Freunde nicht im Stich lassen. Barrett schaute ihn ernst an.
    „Ich habe darüber nachgedacht. Es ist nicht mein Krieg. Es ist nicht unser Krieg, verdammt noch mal!“
    „Du willst sie also alle im Stich lassen? Ulf, Arvid und Knut, die dich am Leben gelassen haben. Die, die auch für dich gestorben sind an dem Strand? Die, die ...“
    „Glaubst du wirklich

Weitere Kostenlose Bücher