Der Pfad des Kriegers (German Edition)
war, es zu schließen. Ein Krieger rempelte ihn von hinten an und entschuldigte sich. Arvid konzentrierte sich wieder darauf, Ulf durch das Getümmel zu folgen.
Im Grunde glich die Stimmung eher einem Volksfest, fand Thomas. Zumindest waren es ähnlich viele Leute und das Gedränge war auch genauso wie auf dem Marktfest in Thyondal. Nur waren die Menschen dort nicht alle bewaffnet gewesen und hatten deutlich mehr gelacht. Aber trotzdem fühlte sich Thomas an das Fest erinnert. Damals hatte er seinen Vater aus den Augen verloren und war von der Menge einfach mitgerissen geworden. Wie ein Stück Holz in einem Fluss hatte er keinen Einfluss darauf nehmen können, was mit ihm geschah. Es hatte Stunden gedauert, bis er seinen Vater wieder gefunden hatte. Dieses Gefühl der Hilflosigkeit hatte sich in sein Gedächtnis eingebrannt und jetzt, über zehn Jahre später, fühlte er sich nicht viel anders. Er spielte heute keine Rolle. Als er Arvid befreit hatte, war er wichtig gewesen, als er einer von einem Dutzend Krieger gewesen waren, die auf der Flucht vor den Maegrin waren, war er wichtig gewesen, aber heute war er einer von dreitausend und wenn Barrett schon feststellte, dass er unwichtig war an diesem heutigen Tag, was konnte er dann von sich sagen? Heute lag sein Schicksal in den Händen von anderen und er konnte nur hoffen, dass sie die richtigen Entscheidungen trafen.
Als sie auf dem großen, von Schnee bedeckten Feld eintrafen, waren dort schon bestimmt tausend Krieger versammelt, die unruhig umher liefen oder ihre Arme schwangen in dem verzweifelten Versuch warm zu bleiben. Einige der Männer und Frauen hatten sich Erde ins Gesicht geschmiert, als Symbol für ihre neue Religion. Oder alte. Je nachdem, wie viel Glauben man den Worten des Propheten schenkte. Thomas war das egal, er glaubte an die drei Götter und das würde sich auch nicht ändern.
„Man muss ihm ja vielleicht dankbar sein, dass er unser Volk geeint hat, aber das kann nicht gut sein.“
Aus Knuts Stimme war deutliche Feindseligkeit herauszuhören.
„Nein, kann es nicht. Es hat noch niemandem geholfen die Götter zu verraten, aber sag' es nicht so laut“, antwortete Ulf leise.
„Ihr macht euch alle viel zu viele Gedanken. Ich wage stark zu bezweifeln, das uns heute irgendetwas helfen wird außer das Eisen unserer Waffen.“
Barretts Tonfall ließ keinen Zweifel daran, dass er von Göttern allgemein nicht viel hielt.
„Wir werden sehen!“
Nach Ulfs Worten verfiel die gesamte Gruppe in Schweigen. Es dauerte eine halbe Ewigkeit, bis endlich das Signal zum Aufbruch gegeben wurde. Thomas war bitterkalt. Beide Hände hatten sich, obwohl er sie die ganze Zeit unter seinem Umhang gehalten hatte, inzwischen blau-rötlich verfärbt und taten fürchterlich weh. Den anderen in der Gruppe ging es nicht besser.
Langsam und mit großem Lärm und vielen Rufen setzte sich das Heer in Bewegung. Die große Masse an Kriegern machte alles unüberschaubar und Thomas merkte erst, dass sie die Kuppe des ersten Hügels erreicht hatten, als es wieder bergab ging. Aber endlich waren sie in Bewegung und die vielen Menschen um ihn herum konnten unmöglich alle besiegt werden. Wie hatte Kerwyn immer gesagt?
„Wenn ein Krieger zu allem entschlossen ist, kann ihn niemand aufhalten.“
Dann fiel Thomas ein, was aus Kerwyn geworden war. Er war in der großen Schlacht im Norden gefallen und das zu allem entschlossene Heer der Llaevin fast vollständig vernichtet worden. Ein Schaudern lief über Thomas Rücken.
Der Marsch dauerte über zwei Stunden und währenddessen wechselten er und seine vier Begleiter kein einziges Wort. Jeder war mit seinen eigenen Gedanken beschäftigt.
Sie hatten gerade einen weiteren Hügel überschritten und waren etwa eine Meile vom nächsten entfernt, als das Signal zum Halten gegeben wurde.
Weiter vorne wurden laute Befehle gebrüllt, aber die Entfernung war zu groß. Dennoch war offensichtlich was vorging. Der Platz, an dem die Schlacht stattfinden sollte, war erreicht und die einzelnen Gruppen begannen sich in Schlachtformation aufzustellen. Thomas und die anderen hatten sich keiner solchen Gruppe, die meist fünfzig bis hundert Krieger umfasste, angeschlossen und so folgten sie einfach dem Strom.
„Hier will er kämpfen? Ist er denn wahnsinnig?“, rief Barrett wütend aus.
„Anscheinend schon. Er ...“
Barrett ließ Ulf nicht ausreden.
„Er vergibt unseren einzigen Vorteil. Wenn die Taisin mit ihren Pferden durch den
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