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Der Pfad des Kriegers (German Edition)

Der Pfad des Kriegers (German Edition)

Titel: Der Pfad des Kriegers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philipp Ebert
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töten konnte man sie trotzdem. Trotzdem umklammerte er den Griff seines Schwertes fester. Jeder Gedanke an Arvid war aus seinem Gehirn verschwunden. Während er beobachtete, wie mehr und mehr Taisin auf dem Hügelkamm erschienen, inzwischen mussten es mehr als fünfhundert sein, wusste er auf einmal wovon der Söldner gesprochen hatte, als er über das Gefühl vor einer Schlacht geredet hatte. Der ohnehin schon grelle Schnee wirkte noch heller, die Luft noch frischer und jedes noch so kleine Geräusch, jedes Husten, jedes Klirren eines Schwertes, drang hundertfach verstärkt an sein Ohr. Sein Atem ging schneller und er fühlte sich so lebendig wie vielleicht noch nie zuvor. Ihm war immer noch schlecht, aber so wirklich nahm er es nicht mehr wahr. Irgendwo in seinem Kopf hatte er panische Angst, dass er nicht kräftig genug sein würde, das Schwert überhaupt zu ziehen, das es ihm in der ersten Sekunde des Kampfes aus der Hand fallen würde, aber er wusste auch, dass das nicht passieren würde. Mit einem Lächeln auf den Lippen drehte er sich zu Barrett um, der ebenfalls grinste und jetzt anfing leise zu pfeifen. Thomas kannte es nicht, aber es war ein schönes Lied. Ruhig, aber nicht traurig, eher melancholisch. Ein passendes Lied, denn eine seltsame Ruhe hatte von Thomas Besitz ergriffen. Er wusste, dass er nicht weglaufen würde und dass sein Vater stolz auf ihn wäre, wenn er ihn jetzt sehen könnte. Vielleicht würde er nicht genau verstehen, warum sein Sohn in diesen Krieg gezogen war, aber er würde wissen, warum er geblieben war. Barrett hatte Recht. Es ging nicht um die Taisin oder die Maegrin oder die Zukunft dieser Welt, es ging um ihn selbst. Er war stolz auf seine Entscheidung.
    Leichte Unruhe machte sich im Heer breit, als mehr und mehr Taisin auf dem Hügel sichtbar wurden. Ihre erste Linie erstreckte sich beinahe doppelt so weit wie die Schlachtreihe der Maegrin. Als Thomas das zu Barrett sagte, schüttelte dieser nur grinsend den Kopf:
    „Die Zeit sich mit so etwas zu beschäftigen ist vorbei. Jetzt können wir nur noch kämpfen und ganz ehrlich, das ist mir hundertmal lieber als die ganzen elenden Diskussionen, auch wenn ich mit unserer jetzigen Lage alles andere als glücklich bin.“
    „Du meinst also wir haben eine Chance?“
    „Das habe ich nicht gesagt“, erwiderte Barrett, immer noch mit diesem etwas wahnsinnigen Grinsen im Gesicht:
    „Die Taisin werden diesen Hügel herunterstürmen und uns von drei, vielleicht sogar vier Seiten angreifen und dann können wir nur hoffen, dass dieser Prophet mehr drauf hat, als sich mit Schlamm zu beschmieren“
    Thomas richtete seinen Blick wieder starr geradeaus, seine rechte Hand umklammerte den Schwertgriff so fest, dass seine Knöchel weiß wurden.
    „Und noch was, Thomas.“
    Thomas drehte sich wieder zu Barrett um.
    „Man hat immer eine Chance. Noch ist nichts ist entschieden.“
    Nach diesen Worten nickte der Söldner ihm noch einmal freundlich zu und dann schauten sie beide wieder nach vorne.
     
     
    In wenigen Minuten konnte er tot auf diesem Feld liegen. Aber erstaunlicherweise störte dieser Gedanke Arvid überhaupt nicht. Um ihn herum sprachen die Hauptleute beruhigend auf ihre Gefolgsleute ein, aber Arvid hörte ihre Worte nicht. Genauso wenig wie er das Gespräch zwischen Thomas und Barrett gehört hatte. Er brauchte sie nicht zu hören. Er war ruhig, er wusste, dass er, egal was passieren würde, von den Göttern willkommen geheißen werden würde. Denn er war da, wo er sein sollte. Dies war sein Ort, seine Zeit. Er würde nicht davonlaufen. Mit ruhiger Hand zog Arvid sein Schwert.
    „Sie greifen an.“
    Ulfs ausdruckslose Stimme war deutlich zu hören. Tatsächlich bewegten sich die die Reihen der Taisin den Hügel herunter, erst langsam, dann immer schneller. Ihre Zahl schien endlos. Fünftausend oder zehntausend? Arvid konnte es nicht sagen.
    „Es sind viele.“
    Knuts Stimme zeigte kaum mehr Gefühle als Ulfs wenige Augenblicke zuvor.
    „Mehr Fleisch für die Raben, mehr Blut für unsere Äxte.“
    Es war Ulf, der die rituellen Worte sprach. Seine Stimme hatte einen seltsamen Klang angenommen, als er sie sprach.
     
     
    Schweigend kamen die Taisin auf sie zu. Das Schweigen fing an Thomas doch nervös zu machen. Kein Waffenklirren klang zu ihnen herüber, keine Rufe, nichts. Nur die gedämpften Tritte der Pferde, die scheinbar mühelos über das schneebedeckte Feld trabten. Immer noch wurden die Pferde der Taisin schneller,

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