Der Pfad des Kriegers (German Edition)
den Waffenrock, setzte seinen Helm auf und griff nach Axt und Rundschild. Das Schild hatte Alva kurz vor ihrer Abreise neu bemalt und Ulf war sich sicher, dass es keiner der Waffenmeister besser hätte machen können. Die drei Wölfe, die das Wappen der Jaliden bildeten, wirkten, als ob sie gleich aus dem Schild heraus und Ulfs Gegner an die Kehle springen würden. Er mochte das Schild. Aus schwerer Eiche gemacht, entsprach es seinem Kampfstil den Schlägen des Gegners nicht auszuweichen, sondern sie zu blocken. Alva war ähnlich gerüstet, doch hatte sie ein Schild aus Fichtenholz und trug zusätzlich zu ihrer Streitaxt noch eine Wurfaxt im Gürtel.
Als sie das Zelt verließen, bot das Lager den Anblick eines Bienenschwarms. Überall liefen gerüstete und halbgerüstete Männer und Frauen umher, beschäftigt mit den letzten Vorbereitungen. Hafgrimr war schon von weitem an dem großen Wolfspelz, den er als Umhang trug, zu erkennen und gemeinsam begaben sie sich zu ihm. Viele Männer kämpften unter ihren Herzögen oder folgten Sigurd, doch einige der mächtigsten und wildesten Krieger hatten sich von ihren alten Bindungen losgesagt und um Hafgrimr gesammelt. Ulf war stolz einer von ihnen zu sein. Einer von denen, die noch den alten Wegen folgten, die einen Maegrin danach beurteilten, wie gut er mit Axt und Fischernetz umging und nicht ob er Herzog oder Bauer, Mann oder Frau war.
„Krieger! Ihr alle wisst, dass heute die entscheidende Schlacht gekommen ist. Das Heer des Südkönigs selbst steht nur wenige Meilen entfernt von hier in voller Stärke. Wenn wir sie heute schlagen, ist der Krieg vorbei!“
Laute Jubelrufe begleiteten diese Aussage. Auch Ulf stimmte ein. So sehr er sich als Krieger fühlte, so sehr genoss er es auch, Fischer zu sein, abends am Feuer zu sitzen und von den Kleinigkeiten des Tages zu erzählen. So ging es wohl den meisten hier. Der graubärtige Krieger, der nahezu jeden Maegrin um Haupteslänge überragte, wartete bis der Jubel verstummt war und setzte dann seine Rede fort:
„Wenn ihr euch umseht, seht ihr auch, dass viele von uns nicht gekommen sind. Skjoldr ist nicht hier und auch sein Schoßhund Leifi nicht. Auch Asbjörn hat es vorgezogen in der Sicherheit der Berge seiner Mutter beim Stricken zu helfen, anstatt hier heute bei uns zu sein! Aber das soll uns nicht stören, denn es lässt nur mehr Ruhm für uns. Wer zu feige ist zu kämpfen, den will ich nicht an meiner Seite haben. Aber ich bin stolz, dass ich mit euch kämpfen darf!“
Die letzten Worte Hafgrimrs gingen fast unter im wilden Jubel der Maegrin, die zugleich mit ihren Äxten und Schwertern auf ihre Schilder schlugen und so einen ohrenbetäubenden Lärm erzeugten.
Drei Mal ertönte das Horn Sigurds, der den Oberbefehl hatte und so machten sich alle zum Abmarsch bereit. Innerhalb weniger Minuten lag das Lager verlassen hinter ihnen, während sich dreitausend Maegrin in einer langen Reihe zu dem Ort begaben, den Sigurd für die Schlacht ausgewählt hatte. Zuversicht durchströmte Ulf, als er die Reihen der schwergerüsteten Männer vor sich sah. Niemand hatte sich je den Maegrin widersetzen können.
Er erinnerte sich an seinen ersten Raubzug. Mit fünfzehn Jahren hatte er seinen Vater und seine beiden älteren Brüder begleitet, als sie die Küstenstädte der Mechin überfielen. Teilweise hatten drei Krieger der Mechin gegen einen Maegrin gestanden, aber nie hatten sie verloren. Nie. Bis die Taisin gekommen waren, mit ihren riesigen Pferden und schier endlosen Zahl. Verflucht sollten sie sein.
Aber heute ging es gegen die Llaevin und die verstanden vom Kämpfen ungefähr so viel wie er vom Ackerbau. Sie konnten nicht verlieren. Alva kämpfte wie die Göttin Irda persönlich, Björn neben ihm war der Inbegriff eines Kriegers. Mit dreizehn war er aus seiner Heimat verbannt worden, weil er einen Mann im Streit erschlug. Mit sechzehn war er mit seinem eigenen Schiff und reicher Beute wieder zurückgekehrt. Egil hatte in der letzten Schlacht zwei Gegner mit bloßen Händen getötet, nachdem seine Axt im Schild eines Llaevin stecken geblieben war, bevor es ihm gelungen war einem dritten die Waffe zu entreißen. Eirik, Gunnar und Erland, sie alle waren berühmt gewesen bevor die Taisin gekommen waren und in den letzten Jahren war über jeden dieser Krieger mehr als nur ein Lied geschrieben worden. Jeder hier hatte sich in mehr als einem Dutzend großer Schlachten und unzähligen Scharmützeln bewiesen. Nein, sie konnten nicht
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