Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Pfad des Kriegers (German Edition)

Der Pfad des Kriegers (German Edition)

Titel: Der Pfad des Kriegers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philipp Ebert
Vom Netzwerk:
würde ohne ihn sterben und wenn er ihm half, er vermutlich mit ihm. Er schuldete dem Maegrin nichts. Gar nichts.
    Einen Augenblick später packte er mit seiner linken Hand Arvids Schulter, mit der anderen hielt er sich an seinem Balken fest und begann so schnell zu schwimmen wie er konnte. Das Ufer schien jedoch kaum näher zu kommen und seine Beine wurden immer müder. Immer wieder rutschte er von dem Balken. Arvid wirkte regelrecht leblos. Er bewegte sich gar nicht mehr, nur seine von der Kälte weißen Hände umklammerten noch den Balken.
    „Vermutlich ist er tot und ich sterbe, weil ich versuche einen Toten zu retten“, dachte Thomas müde, irgendwo in einem Teil seines Kopfes, den die Kälte noch nicht betäubt hatte. Trotzdem ließ er nicht los.
    Irgendwann, eine Ewigkeit später, spürte er Boden unter seinen Füßen. Die letzten Meter schleifte er Arvid hinter sich her, bevor er ihn zu Boden fallen ließ und auf dem Strand zusammenbrach, weniger als hundert Meter von der Siedlung entfernt. Aber darauf verschwendete er keinen Gedanken. Er konnte keinen Meter mehr weiter.
    „Also hast du doch noch mal versucht zu fliehen. Und ich dachte das zwischen uns…“ Idas Stimme drang nur dumpf zu ihm durch. Mühsam öffnete er die Augen und tatsächlich stand Ida vor ihm, weniger als einen Meter entfernt, mit der Streitaxt in der Hand.
    „Ida, ich …“
    „Ich habe es erst nicht glauben wollen, aber als ihr dann im Hafen ins Wasser gestiegen seid, da war alles klar. Ich habe dann nur noch gewartet bis ich wusste, in welche Richtung ihr schwimmt, dann bin ich hierhergekommen. Wer ist das überhaupt?“, fragte sie, auf Arvid deutend.
    „Er hat mir geholfen. Ida, es tut mir leid. Aber ich wollte nach Hause.“
    Jedes Wort tat ihm weh.
    „Du hast es nicht verstanden, oder? Du hättest hier ein Zuhause haben können! Du wärst akzeptiert worden. Die Leute haben dir doch jetzt schon vertraut. Nur deswegen konntest du doch entkommen. Du hast das Vertrauen meines Volkes missbraucht!“
    Ihre Worte trafen ihn schwer. Aber er gehörte zu seinem Volk, dem Volk der Llaevin, der Jäger und Bauern.
    „Arvid nicht! Nein!“, schrie Thomas.
    Ida fuhr herum, aber sie war zu langsam, um Arvids Hieb noch abzublocken. Der große Ast, den Arvid schwang, traf Ida mit voller Wucht an der Schläfe. Sie wankte noch kurz und brach dann zusammen.
    „Du Mörder! Ich werde dich umbringen!“
    Thomas stand auf und machte einen schwerfälligen Schritt auf Arvid zu.
    „Sie lebt noch“, sagte Arvid schwer atmend.
    „Wir hatten keine Wahl. Sie hätte uns verraten. Und selbst wenn nicht, das Boot reicht nur für zwei Personen.“
    Thomas starrte ihn feindselig an, doch nach einer Weile nickte er.

XIX
     
    „Ich habe nie wirklich verstanden, warum Arvid mich nicht mag“, meinte Ulf, während er nach seinem Kettenhemd griff.
    „Vielleicht seid ihr einfach zu unterschiedlich. Schau ihn dir doch an. Alles was er im Kopf hat, sind Schriftrollen und Zaubertricks. Es ist nicht deine Schuld. Zerbrich dir jetzt bloß nicht den Kopf darüber.“
    Alva schaute ihn aufmunternd an, während sie mit dem Daumen die Schärfe ihrer Streitaxt prüfte. Ulf konnte sein Glück immer noch nicht fassen. Sie musste die schönste Frau auf Erden sein und sie hatte ihn gewählt. Trotz all dem Leid, dass er hatte sehen müssen, zählten die letzten Monate so zu den schönsten seines Lebens.
    Ungeduld machte sich nun in ihrem Gesicht breit und er beeilte sich zu antworten, denn auch wenn sie ihn liebte, Alvas Zorn zog man besser nicht auf sich:
    „Ich weiß, ich weiß. Wir haben wichtigere Probleme. Aber ich habe Mutter versprochen auf Arvid aufzupassen und wie kann ich das tun, wenn er mich nicht an sich ranlässt.“
    „Momentan ist er wohl am sichersten Platz dieser Welt und als ich ihn das letzte Mal gesehen habe, wirkte er nicht so, als ob er sich gleich Hals über Kopf in ein Abenteuer stürzen würde.“
    „Nein, das wirkte er nicht“, gab Ulf zu: „Er wirkte unglücklich, irgendwie, so traurig. Ich weiß auch nicht, vermutlich hast du Recht und ich sollte mir darüber nicht den Kopf zerbrechen. Aber er ist der Letzte aus meiner Familie, der mir geblieben ist.“
    Bei seinen letzten Worten war Alva aufgestanden und hatte ihren Arm um seine Schulter gelegt. So standen sie einige Minuten in dem kleinen Zelt, jeder in seine eigenen Gedanken versunken, bevor das Horn des Heermeisters sie zu größerer Eile antrieb.
    Schnell zog Ulf das Kettenhemd über

Weitere Kostenlose Bücher