Der Pfad des Kriegers (German Edition)
Schild blockte er den Hieb, doch der Aufprall der Klinge jagte einen stechenden Schmerz durch seinen Arm, bis hinauf zur Schulter. Ein Schwertkämpfer? Ein Söldner? Schon mehrfach waren sie solchen Kriegern in der Schlacht begegnet, aber Ulf war dennoch überrascht. Er hatte nicht gedacht, dass die Llaevin noch das Geld hatten, Söldner anzuheuern.
Sein neuer Gegner ließ ihm kaum Zeit zum Nachdenken. Mit schnellen, gut gezielten Schwerthieben trieb er Ulf zurück, der Mühe hatte sich überhaupt zu verteidigen. Erst ein Axthieb Björns, der Ulfs schwierige Lage bemerkt hatte, tötete den Angreifer.
„Der war wohl etwas zu zäh für dich?“, rief der Krieger über den Schlachtenlärm hinweg, ein breites Grinsen über dem Gesicht, nur um sich kurz darauf wieder selbst einem Gegner gegenüber zu sehen.
Der Tote sah aus wie ein Llaevin. Sollten sie doch aus ihren Niederlagen gelernt haben? Der Gedanke beunruhigte Ulf. Tatsächlich schien der Vormarsch der Maegrin ins Stocken zu geraten und zwischen den Reihen der Kämpfer konnte Ulf immer wieder Llaevin in Rüstung mit Schwert oder Axt in der Hand sehen. Speere waren ihm lieber gewesen. Vor allem kämpften diese neuen Krieger größtenteils in geschlossener Formation, was den Maegrin näher am Zentrum der Schlacht das Leben anscheinend ziemlich schwer machte.
„Nun, sie werden wohl kaum so gut damit umgehen können wie wir“, dachte sich Ulf und eilte nach vorne, um wieder am Kampf teilzunehmen.
Die Schlacht schien Stunden zu dauern. Ulf hatte in ihrem Verlauf drei weitere Llaevin erschlagen, im Gegenzug aber auch eine große Wunde am linken Bein erlitten. Eine Sekunde war er nicht aufmerksam gewesen und schon hatte ein Llaevin die Lücke in seiner Deckung genutzt, um ihm seinen Speer in den Oberschenkel zu stoßen. Nur mühsam hielt er sich noch aufrecht. Ein weiterer Gegner fiel unter seinen Schlägen, aber der Blutverlust machte es immer schwerer für ihn, einen klaren Kopf zu behalten und die Schlacht verschwamm vor seinen Augen.
„Zurück! Zurück! Die Schlacht ist verloren!“
Wo kam dieser Ruf her? Wer war das? Es musste ein Maegrin sein, die Sprache, die Stimme. Langsam zogen sich alle um ihn herum zurück. Eirik, Björn, Ferin, wo waren sie? Alva? Wo war Alva?
„Alva! Alva!“
Keine Antwort. Verzweifelt sah er sich um. Doch er konnte sie nirgends entdecken und seine Kräfte ließen immer weiter nach. Er konnte kaum noch etwas sehen und sein Atem ging schwer.
„Hey! Lasst mich nicht zurück! Alva! Hafgrimr! Alvaaaaa!“
Etwas weiter entfernt konnte er Hafgrimrs Stimme hören: „Zu mir! Zu mir!“
Hoffentlich war Alva bei Hafgrimr, der würde auf sie aufpassen. Auf einmal spürte er einen brennenden Schmerz in seinem Rücken. Er fiel auf die Knie. Mit letzter Kraft versuchte er sich umzudrehen, aber er schaffte es nicht. Dann traf ein Hieb seinen Helm.
Als er aufwachte, war er allein und es war Nacht. Dunkelheit umgab ihn und sein gesamter Körper schmerzte. Sein Kettenhemd war verschwunden, genauso wie sein Schild und seine Axt.
Lange lag er so da. Er konnte sich kaum bewegen, sofort wurde ihm schwindelig und sein ganzer Körper schien nur aus Schmerzen zu bestehen. Dazu fror er erbärmlich. Trotz aller Versuche schaffte er es einfach nicht aufzustehen und auch sein Plan das Schlachtfeld kriechend zu verlassen, scheiterte nach wenigen Metern. Schweißüberströmt lag er auf dem kalten Boden.
„Ulf? Ulf?“ Leise hörte er jemanden seinen Namen rufen. War es Alva? „Ich bin hier drüben!“
Auf einmal ein Schrei. Das Geräusch einer Axt, die in Holz krachte. Ein Mann stöhnte auf. Eisen traf auf Eisen, dann ein weiterer Schlag, gefolgt von Stille.
„Alva?“
„Alva!“
„Pst, Ulf, sei ruhig. Hier treiben sich noch genug dieser Aasfresser herum!“
„Alva, du lebst!“
Tiefe Dankbarkeit durchströmte Ulf.
„Natürlich lebe ich, du Dummkopf. Du bist von uns beiden der, der immer Probleme bekommt. Schon vergessen?“
Alvas Stimme war das schönste, was er je in seinem Leben gehört hatte.
„Ich kann mich nicht bewegen, Alva. Ich bin zu schwach.“
„Wäre ja nicht das erste Mal das ich dich nach Hause trage. Und weit ist es nicht. Ich habe einem der Llaevin sein Pferd abgenommen!“
„Ein Pferd. Alva, Pferde sind …“
„Nun hab dich mal nicht so, mein großer, tapferer Krieger. Den ganzen Tag in der ersten Schlachtreihe stehen und dann Angst vor Pferden haben.“
Mit diesen Worten hob sie ihn auf und trug ihn vom
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