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Der Pfad des Kriegers (German Edition)

Der Pfad des Kriegers (German Edition)

Titel: Der Pfad des Kriegers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philipp Ebert
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grimmig, während er versuchte, dicht an Arvid zu bleiben, der sich erstaunlich schnell bewegte.
    „Jetzt kommt der gefährlichste Teil meines Plans“, begann Arvid, als sie am Wasser angekommen waren:
    „Wir müssen durch das Hafenbecken schwimmen, an den Wachen vorbei und dann etwas nördlich der Stadt wieder ans Ufer gelangen.“
    „Nördlich? Bei dem eisigen Wasser?!“
    „Natürlich nördlich, du Dummkopf. Da wird wohl kaum jemand nach einem Boot suchen, alle unsere Siedlungen liegen im Süden von Anduil oder zu weit im Osten, um uns zu stören. Wo genau das Boot liegt, wirst du dann schon sehen. Das eisige Wasser musst du einfach ertragen. Für uns Kinder des Nordens ist das kein Problem!“
    Eingeschüchtert folgte Thomas Arvid zum Ufer.
    „Am besten nimmst du einen der Balken dort drüben und benutzt ihn, um über Wasser zu bleiben.“
    Wortlos holte Thomas einen der Balken. Wachen war glücklicherweise keine in der Nähe, die standen alle an der Hafeneinfahrt.
    „Hoffentlich beobachteten sie die weite See genauer, als das Meer zu ihren Füßen!“, dachte Thomas, als er den Balken ins Wasser hinausschob und so leise wie möglich hinterherwatete.
    Das Wasser war wirklich eisig. Sein Körper fühlte sich an, als ob jemand ihn mit tausend Nadeln traktieren würde und schon nach wenigen Metern merkte er, wie seine Kräfte nachließen. Noch konnte er umkehren, aber bald war diese Chance vertan, dann war das Ufer weiter weg als die Hafenausfahrt. Sein Verstand war wie gelähmt von dem kalten Wasser und nur äußerste Willensanstrengung brachte seine Beine dazu, sich noch zu bewegen. Arvid vor ihm hatte auch schon zu kämpfen und noch waren sie noch nicht einmal aus dem Hafen draußen, ja sie waren noch fast dreißig Meter vom Ausgang der kleinen Bucht entfernt. Seine kalten Hände umklammerten den Holzbalken, während er versuchte, sich mit den Beinen voranzubringen.
    Jeder Meter fiel ihm schwer. Deutlich konnte er jetzt die Wachen erkennen, die auf den Wällen zu beiden Seiten der Bucht auf und ab gingen. Auch der große Wachturm schien besetzt zu sein. Das würde niemals gut gehen. Langsam spürte er auch die Strömung. Selbst die kleinen Wellen, die es in dieser windstillen Nacht gab, warfen ihn immer wieder zurück. Längst hatte er Salzwasser in Haaren und Ohren und der kalte Wind tat mehr und mehr weh.
    Arvid wurde immer langsamer. Konnte er nicht mehr oder wurde er nur vorsichtiger, weil die Wachen nur wenige Meter entfernt waren? Thomas wusste es nicht.
    Ihm war so kalt. Er dachte an den Gebirgsbach zurück, den sie alle durchquert hatten, um sich in Sicherheit zu bringen. Gebracht hatte es am Ende nichts, nur er hatte überlebt.
    Die zwei Wachen auf dem Wall immerhin schienen ihre nähere Umgebung nicht zu beachten. Ihre Augen waren auf die offene See gerichtet. Nur mit großer Mühe gelang es Thomas, seinen Beinschlag aufrecht zu erhalten. Meter für Meter schob er sich voran, immer hinter Arvid, der sich quälend langsam bewegte. Aber ihn überholen konnte er nicht, dazu musste er schneller werden und das würde mit Sicherheit auffallen. Falls er überhaupt noch die Kraft dazu hatte.
    Endlich waren sie an den Wachen vorbei und schwammen jetzt auf das offene Meer hinaus. Die Strömung schien sich fast umzukehren, sie sog sie regelrecht auf das Meer hinaus und als er sich umdrehte, waren sie über fünfzig Meter vom Ufer entfernt.
    „Arvid!“
    „Arvid!“
    Er hörte ihn einfach nicht.
    „Arvid!“, rief er, so laut er es wagen konnte. Keine Reaktion. Er schwamm schneller. Die größere Anstrengung fühlte sich nahezu gut an und für einen kurzen Augenblick hatte er sogar das Gefühl, dass etwas Wärme in seinen Körper zurückkehrte, bevor das eisige Meer wieder die Oberhand gewann.
    Rasch hatte er Arvid erreicht, der trotz der Strömung nur noch langsam vorankam.
    „Arvid! Arvid! Wir müssen umkehren! Wir sind zu weit vom Ufer entfernt!“
    Er blickte in ein bleiches Gesicht mit blauen Lippen. Arvid schaute ihn mit leeren Augen an.
    „Wir müssen umkehren!“
    Thomas packte Arvid an der Schulter. Mit großer Mühe brachte er den Jungen dazu umzudrehen. Aber er kam kaum von der Stelle. Sollte er ihn einfach zurücklassen? Selbst nach dem Boot suchen und wenn er es nicht fand einfach zu Fuß fliehen? Oder in die Stadt zurückkehren? Die letzten Male war ihm ja auch nichts passiert. Und immerhin gab es dort ein großes Feuer. Wärme war überhaupt alles, was er sich gerade wünschte. Arvid

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