Der Pfad des Zorns - Das Buch und das Schwert 1: Buch & Schwert 1 (German Edition)
vorgestellt!
»Alles ist so geschehen, wie die Götter es gewollt haben, verstehst du denn nicht? Du dringst einfach hier ein und glaubst …«
»Esyld! Ich habe herausgefunden, wer gegen meine Familie intrigiert hat! Und genau die gleichen Leute bringen jetzt die Republik in Gefahr.«
»Du glaubst, für die Republik zu handeln? Oder sind es am Ende doch nur Rachegelüste?«, fragte sie leise.
Sie warf einen hastigen Blick auf die Zimmertür. In ihren Augen schimmerten Tränen.
»Ich hatte eigentlich gehofft, dass du glücklicher wärst, mich am Leben zu wissen«, stellte Laerte mit dem Versuch eines Lächelns fest.
»Du hast es selbst gesagt: Inzwischen ist viel geschehen. Als ich am Tag der Eroberung Emeris verließ, hat mich eine adlige Familie unter ihre Fittiche genommen. Übrigens die Gleiche, die mich nach der Verurteilung meines Vaters gerettet hat.«
Sie hob die Augen zur Decke und seufzte. Offenbar wollte sie ihm etwas sagen, schien es aber nicht zu wagen.
»Ich liebe dich noch genau wie am ersten Tag«, flüsterte Laerte.
Er spürte, dass sie ihm entglitt, und fürchtete sich vor dem, was sie ihm mitzuteilen hatte. Endlich begann er, die Umgebung wahrzunehmen. Er sah die Gobelins an den Wänden, die Sessel mit den bestickten Armlehnen, die kostbaren Behänge an den Türen. Das Zimmer schwelgte im Luxus. Esyld war keine Dienerin mehr.
»Die ganze Zeit konnte ich nur überleben, weil ich immer an dich gedacht habe«, murmelte er.
»Ich hingegen musste dich vergessen, Grenouille.«
Als sie ihn bei diesem alten Namen nannte, ahnte er, dass er sie verloren hatte. Aber nein! Das war doch unmöglich! Sie hatte ihm gesagt, dass sie ihn immer lieben würde. Es war ein Versprechen gewesen.
Mit gesenktem Kopf trat sie auf ihn zu und nahm seine Hände. »Ich habe für dich gebetet, Laerte. Nachdem die Republik ausgerufen war, hatte ich gehofft, etwas über deine Taten zu hören. Ich wartete darauf, dass ganze Städte dein Loblied sängen. Ich wünschte mir so sehr, dass man dich endlich als Helden anerkannte.«
»Es ging nicht, weil …«
»Gute Menschen habe mir das Leben gerettet, Laerte«, fuhr sie fort. »Menschen, die mich in ihre Familie aufgenommen haben. Menschen, die vom Volk gewählt wurden.«
»Das alles ist jetzt vorbei. Wir sind endlich wieder zusammen«, sagte er und lehnte seine Stirn an ihre. »Ich muss nur noch einen wichtigen Auftrag erledigen. Bitte versprich mir, dass du bis zum Tag nach der Nacht der Masken auf mich wartest.«
»Laerte, sieh mich an.«
Er gehorchte und tauchte ganz in ihre Augen ein.
»Viel Zeit ist vergangen. Nichts ist mehr so wie früher.«
»Nur bis nach der Nacht der Masken«, flehte er.
»Laerte …«
»Danach können wir gemeinsam fortgehen. Dann ist alles vorüber. Endlich vorüber.«
»Laerte …«
Sie zitterte. Er wollte sie in die Arme nehmen, doch sie wich mit Tränen in den Augen vor ihm zurück.
»Ich werde heiraten …«
Laerte glaubte zu ersticken. Sein Herz schien auszusetzen. Kein Laut drang aus seiner trockenen Kehle. Diese Hochzeit vor der Nacht der Masken …
»Er heißt Balian und ist der Sohn des Ratsherrn Etienne Azdeki.«
Tief in seinem Innern loderte ein entsetzliches Feuer auf, das sich mitleidlos in ihn hineinfraß. Ihm war, als hätte man ihm die Seele zerrissen und das Herz gebrochen. Es war der gleiche Schmerz wie damals, als er seine Familie verlor, nur noch viel schlimmer. Die große Liebe, die ihn während dieser ganzen Zeit aufrechterhalten hatte, bohrte ihm jetzt einen Dolch tief ins Herz.
»Er war es, der mich aufgenommen hat«, verteidigte sich Esyld weinend. »Ich hatte keine andere Wahl. Je mehr Zeit verging, desto mehr habe ich erfahren und verstanden, was sie getan haben und warum. Sie waren wirklich gut zu mir, Laerte. Ich musste dich vergessen. Ich hatte keine andere Wahl. Entweder vor Gram sterben, oder ein neues Leben anfangen.«
»Aber du liebst mich doch …«
»Ich liebe Balian«, sagte sie.
Ich liebe dich. Ich werde dich immer lieben. Mein ganzes Leben lang.
»Du hast es gesagt!«
»Das war vor langer Zeit, und damals war es die Wahrheit. Aber Dinge verändern sich, und Menschen verändern sich auch. Der Krieg ist vorüber, Laerte.«
» ICH FÜHRE NOCH KRIEG! «, schrie er und fuchtelte mit der Faust in der Luft herum.
Esyld erbebte und wurde blass.
»Die Azdekis sind gefährlich!«, fuhr Laerte fort.
»Das stimmt nicht. Du kennst Balian nicht.«
»Sein Vater hat meine Familie umgebracht. Er
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