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Der Pfad des Zorns - Das Buch und das Schwert 1: Buch & Schwert 1 (German Edition)

Der Pfad des Zorns - Das Buch und das Schwert 1: Buch & Schwert 1 (German Edition)

Titel: Der Pfad des Zorns - Das Buch und das Schwert 1: Buch & Schwert 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antoine Rouaud
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hat Feuer und Blut über das Reich gebracht, und er ist schuld am Tod deines Vaters.«
    »Nein!«, widersprach sie heftig. »Das war deine Schuld. Du warst nicht da. Wie kannst du es wagen?«
    Sie verzog das Gesicht. Tränen liefen über ihre zitternden Lippen, und sie wandte die Augen ab.
    »Du weißt längst nicht alles, Laerte«, stieß sie hervor. »Du hast keine Ahnung, was wirklich passiert ist.«
    Er spürte, wie er innerlich zu kochen begann. Sein Herz raste. Das konnte er sich nicht einfach gefallen lassen!
    »Die Frau, die ich liebe, heiratet den Sohn meines Feindes«, stöhnte er. »Sag mir, dass du mich nicht liebst, Esyld. Wenn es wahr ist, sag es mir ins Gesicht. Wagst du es?«
    »Wir sind für unsere Taten nicht verantwortlich«, versuchte sie zu erklären. »Die Götter treffen alle Entscheidungen. Wir sind nur ihr Flüstern.«
    »Nie! Niemals! Hörst du?«
    Alles schien sich um ihn zu drehen. Er hatte das Gefühl zu stürzen, immer tiefer zu stürzen, ohne sich irgendwo festhalten zu können.
    »Nie im Leben werde ich der Spielball des Unglücks sein. Und ich bin ganz bestimmt kein Flüstern. Niemals!«
    Er ging auf sie zu, aber ehe er sie erreichte, drehte sie ihm den Rücken zu und hielt ein Schluchzen zurück. Ihre Schultern bebten.
    »Geh jetzt, Laerte. Du kannst hier nicht bleiben. Geh, ich bitte dich!«
    »Für dich …«
    »Geh, Laerte …«
    »Für dich werde ich ein Schrei sein.«
    »Wache!«, rief sie.
    Plötzlich war es ganz still im Raum. Esyld blickte sich um.
    »Wage es, mir ins Gesicht zu sagen, dass du mich nicht mehr liebst«, flehte Laerte sie an.
    Ihre Antwort zermalmte ihm das Herz.
    »Ich liebe dich nicht mehr.«
    Vom Gang her näherte sich das Geräusch von Stiefeln.
    »Flieh, Laerte. Ich werde ihnen nicht sagen, wer du bist, aber komm niemals wieder. Alles hat sich verändert, außer dir und deiner Rache. Und die hat jetzt keinen Sinn mehr.«
    Sie drehte sich nicht zu ihm um. Mit gesenktem Kopf sagte sie weinend: »Geh jetzt, stolzer kleiner Mann.«
    »Esyld«, schluchzte er auf.
    Die Schritte kamen näher.
    » WACHE! «, rief sie.
    Als die Soldaten die Tür aufrissen, drehte sich Esyld um. Auf einem Tisch am Fenster umschmeichelten Mondlicht und Schatten einen seltsamen Gegenstand.
    Es war ein kleines geschnitztes Holzpferd …

8
    SCHMERZ
    Er liebte dieses Mädchen.
    Er hätte gar nicht anders gekonnt,
    als ihre Partei zu ergreifen.
    Ein junger Mann ist für seine große Liebe
    zu allem bereit.
    Auch dazu, sich zu verlieren.

    N iemals hätte er im Traum damit gerechnet, dass die Liebe erlöschen könnte. Für ihn war sie so ewig und unveränderlich gewesen, dass er nicht begriff, wie Esyld ein derartiges Gefühl einfach hatte vergessen können. Sein Herz fühlte sich an wie zermalmt. Mit weiten Sprüngen bewegte er sich von Dach zu Dach und wich dabei geschickt den Soldaten aus, die man hinter ihm hergeschickt hatte. Vor ihnen floh er nicht, wohl aber vor dem Schmerz, der ihn geradezu überwältigte. Aber obwohl er rannte, bis er kaum noch Luft bekam, obwohl er sich immer weiter vom Palatio, von Esyld und den gemeinsamen Erinnerungen entfernte, blieb der Schmerz und war unvermindert heftig, als er das Haus erreichte.
    Ein paar zarte weiße Wolken glitten über den Sternenhimmel. Im Hof zog Laerte das Schwert aus der Scheide, zündete zwei Fackeln an und übte sich in ihrem flackernden Schein in Angriff und Parade. Er litt wie ein Hund. Das Knirschen der Kiesel unter seinen Schritten hörte er kaum. Er stieß einen wütenden Schrei aus, der ihm das Herz zerriss.
    Ich liebe Balian …
    Er wirbelte sein Schwert herum, um gegen imaginäre Feinde anzurennen, und seine Lunge verbrannte fast, als er den Odem benutzte, um die Fackeln aus ihren Halterungen zu heben. Er stellte sich vor, wie sich das Holz spaltete und die Glut erlosch, und schloss die Faust.
    Ich liebe Balian …
    Und alles ging zu Bruch.
    Er kämpfte gegen tausend Soldaten und tausend Armeen, wiederholte die Bewegungen, die er einst erlernt hatte. Azdeki, dachte er. Azdeki. Diese Familie, die ihm alles genommen hatte. Jemand musste ihn verflucht haben.
    »Mag sein, dass ich mich täusche«, sagte plötzlich eine sanfte Stimme, »aber mir will scheinen, dass dich etwas quält. Richtig?«
    Mit einem Knie am Boden und erhobenem Schwert, als wollte er einen Feind durchbohren, hielt er inne. Auf der Schwelle stand Viola mit verschränkten Armen. Die Öllampen des Salons umgaben sie mit einem Glorienschein. Sie

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