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Der Pfad des Zorns - Das Buch und das Schwert 1: Buch & Schwert 1 (German Edition)

Der Pfad des Zorns - Das Buch und das Schwert 1: Buch & Schwert 1 (German Edition)

Titel: Der Pfad des Zorns - Das Buch und das Schwert 1: Buch & Schwert 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antoine Rouaud
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Zeremonie. Seine Worte hallten durch die Kathedrale, doch Laerte hörte nicht mehr zu. Er fixierte den blonden Ritter, merkte sich jede Einzelheit in seiner Umgebung und zählte die Wachsoldaten an seiner Seite. Schon jetzt stellte er sich vor, wie er sich mit unverhülltem Gesicht auf sein Opfer stürzen würde. Ihm war wichtig, dass der Mann, der ihm seine Liebste geraubt hatte, mit seinem letzten Atemzug das Antlitz der personifizierten Wut erblicken sollte. Wollte er Esyld etwa zwingen, fortzugehen? Sah er sie als seine Sklavin? Sein Spielzeug? Welch armseliges Schicksal würde er ihr bieten?
    Je länger er sich die Schrecknisse vorstellte, die Esyld erwarteten, desto unbändiger wurde seine Wut. Sie brannte wie Feuer in seinem Innern und verlieh ihm ungeahnte Kräfte.
    Und dann betrat Esyld die Kathedrale. Vier ganz in Gelb gekleidete Brautjungfern gingen ihr voraus. Ihre langen Schleppen schleiften über den Steinboden. Esyld trug ein goldenes Kleid, dessen hoher Stehkragen im Nacken bis zu ihrer gelockten Frisur hinaufreichte. Auf ihrer von einem Korsett gehobenen Brust glitzerte ein Diamant. Ihr Gesicht wirkte wie eingefroren; ihre Augen wichen den Blicken der Leute aus. Langsam schritt sie voran. Hinter ihr folgten Hellebardiere, die ihre Waffe an die Schulter gelehnt trugen und deren konisch geformte Helme einen ledernen Nackenschutz hatten.
    Sie zwangen sie vorwärts, dessen war sich Laerte sicher. Keinesfalls durfte er länger warten. Er konnte ihr nicht zumuten, diese würdelose Zeremonie über sich ergehen zu lassen. Er kroch auf dem Vorsprung entlang. Genau über dem Altar hielt er an. Wie viele Meter mochten es sein? Zwanzig vielleicht? Am Tag der Revolution, als er aus dem Thronsaal geschleudert worden war, waren es mindestens vierzig Meter gewesen. Und er hatte damals keine Möglichkeit gehabt, den Odem zu benutzen, um seinen Sturz zu mildern.
    Esyld hatte inzwischen den Altar erreicht, wo sie von dem jungen Hochstapler begrüßt wurde. Er reichte ihr seine Hand und half ihr die Stufen hinauf. Zu Füßen des Priesters lagen zwei Kissen, auf denen das Paar niederkniete und einen Blick wechselte.
    Einen einzigen Blick.
    Liebst du sie?
    Natürlich liebte er sie. Und natürlich würde er sie nicht in den Händen dieser Ungeheuer zurücklassen.
    Viel Zeit ist vergangen. Nichts ist mehr so wie früher.
    »Balian Azdeki, Sohn der Anya Bernevin und des Ehrenwerten Ratsherrn Etienne Azdeki, Kommandeur des Ordens der Republik und Graf von Vershan, wollt Ihr Esyld Orbey, Tochter der Elena Angenet und des Guy Orbey, zu Eurem rechtmäßigen Eheweib nehmen?«
    Die Hochzeit findet vor dem Fest statt …
    An seinem Plan änderte sich nichts. Nichts würde infrage gestellt. Laerte fühlte sich stark genug, sich um Balian Azdeki zu kümmern, ohne das geplante Eindringen in den Palatio zu gefährden. Auf keinen Fall würde Etienne Azdeki die Zeremonie auf später verschieben.
    »Ja, ich will«, antwortete Balian mit vor Rührung zitternder Stimme.
    Ich musste dich vergessen, Grenouille.
    Sag mir, dass du mich nicht mehr liebst!
    »Esyld Orbey, Tochter der Alena Angenet und des Guy Orbey, wollt Ihr Balian Azdeki, Sohn der Anya Bernevin und des Ehrenwerten Ratsherrn Etienne Azdeki …«
    Sie hatte ihre Hand auf die des Ritters gelegt und drückte sie. Laerte musste etwas tun. Jetzt oder nie. Sie liebte ihn doch, sie hatte es ihm gesagt! Ein solches Gefühl konnte nicht einfach sterben! Es blieb für immer und ewig!
    »… Kommandeur des Ordens der Republik …«
    Sein Herz trieb ihn an. Eine gefräßige Leere machte sich in ihm breit wie ein hungriges Ungeheuer, das sich an seinem Schmerz weidete. Er hatte das Gefühl, ein Nichts zu sein.
    Wenn du zu diesem Zeitpunkt eingreifst, haben wir all unsere Pläne umsonst geschmiedet.
    Dieses Dummerchen Viola! Sie hatte doch keine Ahnung von Liebe, Leidenschaft und selbstlosem Verzicht zum Wohle des anderen! Was wusste sie schon davon, was er für Esyld zu tun bereit wäre? Er brauchte nur noch dort unten mit gezogenem Schwert aufzutauchen, die Klinge durch Balians Kehle zu bohren, sich der Wachen zu entledigen und wie ein Schatten in der Menge unterzutauchen. Genau wie er es am Hafen mit Enain-Cassart gemacht hatte, ebenso verstohlen wie die Hand des Kaisers . Und Etienne Azdeki würde von Angst und Trauer geradezu aufgefressen!
    Sag mir, dass du mich nicht mehr liebst!
    Keine Sekunde hatte er ihr geglaubt. Sie hatte nur Nein gesagt, um ihn zu schützen.
    »… und Graf von

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